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/ Wort zum Tag

Gottes Engel

Dorothee Döbler über Psalm 28,1.

Wenn ich rufe zu dir, HERR, mein Fels, so schweige doch nicht.

Psalm 28,1

Ich war so 20 Jahre alt und wohnte noch zu Hause. Ich weiß noch genau, dass ich am Heiligabend morgens noch mal eben in die Stadt musste, um etwas zu besorgen. Auf dem Rückweg sprach mich im Bus eine junge Frau an, eine Asiatin, offensichtlich eine Fremde in der kleinen Stadt, in der ich wohnte. Sie sagte: „Ich bin ganz allein hier. Ich weiß gar nicht, wo ich heute Abend hingehen soll.“
Natürlich ratterte es in meinem Kopf: ‚Die arme Frau! Das kann doch zu Weihnachten nicht sein! Soll ich sie zu uns einladen? Aber meiner Mutter und meinen Geschwistern ist das bestimmt nicht recht. Wir feiern Weihnachten immer nur im engsten Familienkreis ….‘ Und es kamen auch solche Gedanken: ‚Wie einsam und verzweifelt muss diese Frau sein, dass sie jemand Wildfremden im Bus anspricht …‘

Oh ja, der Druck in einem kann so stark sein, dass man die eigene Not nicht mehr für sich behalten kann, dass sie ausgesprochen werden muss, und sei es jemand Fremdem gegenüber.

Wenn ich an Gott glaube, dann ist Gott mein erster Ansprechpartner. Aber bekomme ich immer eine Antwort? Bin ich nicht nach einem Gebet manchmal genauso ratlos wie vorher? Da tut es gut, wenn ich merke, es geht nicht nur mir so. Die Psalmen in der Bibel sind voll mit Gebeten an Gott, mit Rufen zu Gott aus einer Not heraus. Und nicht immer hören die Psalmbeter eine Antwort.

Wenn ich rufe zu dir, HERR, mein Fels, so schweige doch nicht.
Höre die Stimme meines Flehens, wenn ich zu dir schreie!

So beginnt Psalm 28. Gott, der Fels, der mir Sicherheit und Halt gibt, auf dessen Grund ich mein Lebenshaus bauen kann, der kann auch wie eine harte Wand sein, vor der ich stehe und nicht weiterkomme. So habe ich Gott auch schon erfahren.

Was hilft mir jetzt weiter? Was hat der Psalmbeter gemacht? Er hat die Entscheidung getroffen, Gott treu zu bleiben. Er beschreibt, wie die Menschen leben, die nichts mit Gott zu tun haben wollen. Und er weiß: so wie sie will er nicht leben.

Auf einmal wendet sich sein Leben wieder zum Guten hin. Der Psalmbeter schreibt nicht, was passiert ist. Aber er jubelt:

Gelobt sei der Herr, denn er hat erhört die Stimme meines Flehens.

Vielleicht hat sich im Herzen des Psalmbeters etwas geändert, dass er jetzt wieder froh sein kann. Vielleicht hat Gott ihm aber auch Engel zur Seite gestellt.

Und die Frau, die mich am Heiligabend im Bus angesprochen hat? Ich habe damals geschwiegen. Ich hatte nicht genug Rückgrat, sie einfach zu meiner Familie mitzunehmen. Ich habe gehofft, dass sie schon irgendjemanden findet, vielleicht eine Alleinstehenden-Feier in einer Kirchengemeinde? Gedrückt habe ich mich damals, weggeduckt, die Verantwortung an andere weitergegeben. Aber, Sie merken es, diese kleine Episode geht mir nicht aus dem Kopf, obwohl sie Jahrzehnte her ist. Ich habe daraus gelernt. Menschen rufen zu Gott und bitten um Hilfe. Und Gott klopft bei anderen Menschen an, ob sie nicht Engel für ihn sein wollen. Ich möchte dieses Klopfen nicht mehr überhören.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Heiligen Abend mit Gottes sichtbaren und auch seinen unsichtbaren Engeln um Sie herum.

 

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Kommentare (1)

Ursula S. /

Liebe Frau Döbler! Ihr Wort zum Tag heute bewegt mich sehr. Ich kann nachempfinden dass Ihnen dieses Erlebnis von damals nicht mehr aus dem Kopf geht, ganz besonder,s an Weihnachten. Sicherlich mehr