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/ Wort zum Tag

Laufen lernen

Luitgardis Parasie über Hosea 11,3.

Ich hatte Ephraim laufen gelehrt und sie auf meine Arme genommen. Aber sie merkten nicht, dass ich sie heilte.

Hosea 11,3

Unsere Enkelin Klara hat gerade laufen gelernt. Erst stand sie ohne sich festzuhalten. Lief ein paar Schrittchen an der Hand ihrer Mama oder ihres Papas. Die mussten eigentlich nur aufpassen, dass sie nicht irgendwelche Treppen runterfiel. Dann die ersten eigenen Schritte, zögernd, torkelnd und sehr putzig anzusehen. Wenn sie hinfiel und sich wehtat, nahm ihre Mama sie auf den Arm und tröstete sie.

Ich hatte Ephraim laufen gelehrt und sie auf meine Arme genommen, sagt Gott in unserem heutigen Bibelwort. Ephraim, damit waren die Menschen  im nördlichen Teil Israels gemeint. Der Name bedeutet: doppelt fruchtbar. Große Hoffnungen waren also damit verbunden. Aber Ephraim war nicht fruchtbar. Sie waren verdorrt, wie in diesem Sommer unsere Felder in Norddeutschland. Alles braun und kahl. Kein Wasser. Doppelt fruchtbar? Nein, Ephraim war noch nicht mal einfach fruchtbar. Sie waren in Gottes Augen eine Enttäuschung. Von ihm, der Quelle lebendigen Wassers, hatten sie sich abgewandt. Und so verdorrte ihr Gottvertrauen, ihre Liebe, ihre Barmherzigkeit. Sie kamen nicht mit Gott klar, und sie kamen nicht mit ihren Mitmenschen klar. Sie waren hochnäsig und fingen ständig Streit an. Es ging nur um ihr eigenes Ego. Gott ist traurig, er hat so viel Liebe und Fürsorge in sie reingesteckt. Und nun muss er frustriert feststellen: Sie merkten nicht, dass ich sie heilte.

Manchmal ist das so: Die Menschen, mit denen man am meisten Arbeit hatte, sind am undankbarsten. Die Patienten, um die man sich am intensivsten gekümmert hat, wechseln den Arzt. Die Mitarbeiter, denen man in größter persönlicher Not beigestanden hat, fallen einem in den Rücken. Die Freundin, der man wieder und wieder das Ohr geliehen hat, lästert vor anderen über einen ab. Das ist bitter und tut weh.

Sie merkten nicht, dass ich sie heilte. Sie schrieben alles sich selber zu, ihren Erfolg, ihre Gesundheit, ihr familiäres Glück. Nur wenn dann irgendwann etwas nicht mehr rund läuft, ein Kind schwer krank wird, der Partner sich trennt, es bei der Arbeit Schwierigkeiten gibt – dann fragt man auf einmal: Wie konnte Gott das zulassen?

Wo hat Gott Sie geheilt, ohne dass Sie es merkten? Wo ist Ihnen schon mal etwas einfach in den Schoß gefallen, ohne dass Sie etwas dafür getan, ja vielleicht noch nicht einmal dafür gebetet hatten?

Unsere Tochter Nora hatte ihre Wohnung in Hamburg gekündigt und machte ein Sabbatjahr. Sie reiste um die Welt, besuchte Schulen in Tansania, wanderte 500 km von Ruanda nach Uganda für sauberes Trinkwasser, besuchte ein faires Kaffeeprojekt in Nepal und machte Urlaub in Vietnam. Wir sagten ihr: „Nora, du musst beizeiten zurückkommen und eine Wohnung in Hamburg suchen.“ Ich habe vor einigen Jahren mit ihr zusammen dort eine Wohnung gesucht: Da stehen 20 Interessenten bei einem Besichtigungstermin, sie geben Bewerbungsmappen ab mit Lebenslauf und Auskünften zu ihrem Gehalt. Wir sind tagelang umhergerannt, es war echt eine Zitterpartie. Also, sagten wir zu Nora: „Fang früh genug an mit der Wohnungssuche.“ Aber Nora war total entspannt. In Nepal besuchte sie auch Freunde, die dort als Missionare arbeiten. Der Mann hatte gleichzeitig Besuch von seiner Schwester aus Hamburg. Die sagte zu Nora: „Du, ich ziehe im Sommer aus, willst du meine Wohnung haben?“ Und tatsächlich, das klappte. Und es ist zudem noch Noras Traumwohnung, zentral gelegen, total gemütlich, mit Balkon, und gute Freunde wohnen gleich um die Ecke.

Gottes helfende Hand ist ausgestreckt für Ephraim, für uns. An seiner Hand hätten wir die Chance das zu werden, was Ephraims Berufung ist: Doppelt fruchtbar.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

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Kommentare (3)

Gerhard H. /

Die obige Auslegung hat mich berührt. Danke!

Marei G. /

Endlich mal wieder eine Frauenstimme! Bitte mehr davon!

Michael /

Danke
Gott wirkte und wirkt auch in meinem Leben, für ich bewusst und unbewusst.
Ich bin ihm sehr Dankbar.