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„Was geht es uns gut!“

Silke Stattaus über Psalm 116,12.

Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut?

Psalm 116,12

Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut? Psalm 116,12

Kürzlich sitzen wir beim Frühstück. Mein Mann und ich. An manchen Tagen nehmen wir uns bewusst etwas mehr Zeit für so einen gemütlichen Start in den Tag. Schnell sind wir im Gespräch über Gott und die Welt. Heute fängt „die Welt“ in unserer Familie an. Zu der gehören vier erwachsene Söhne, drei Schwiegertöchter und vier Enkelkinder. Das fünfte erwarten wir in wenigen Tagen.

„Was geht es uns gut!“, sagt mein Mann. Und ich pflichte ihm bei, was es doch für ein Geschenk ist, in so einer großen Familie zu leben. Klar, auch bei uns gibt’s Probleme, Missverständnisse, böse Worte und Streit. Aber, wir gehören zusammen. Und wenn es hart auf hart kommt: Ich kann mich auf jeden verlassen und bin selber für jeden da. Wir haben es wirklich gut.

Wie anders ist der Lebensentwurf von meinen Freundinnen. Ute hat keine eigene Familie. Sie arbeitet seit vielen Jahren in dem Beruf einer SOS-Kinderdorfmutter. Durch ihre zusammengewürfelte Familie sind schon viele Kinder gestärkt ins Leben gegangen. Ute behauptet von sich, dass sie glücklich ist, selbst ohne eigene Familie.

Und Dorothea, die lebt allein. Als Krankenschwester steht sie im Operationssaal und hilft Menschen in schweren Situationen. Sie macht auch gerne mal einen Handgriff mehr, damit die Patienten sich vor einer OP wohl fühlen. Ich bewundere sie, weil sie so fröhlich und engagiert ihren Dienst tut. Sie behauptet ebenfalls von sich, dass sie glücklich ist. Komisch – da liegt das Rezept zum Glücklichsein offensichtlich nicht unbedingt an einer intakten Familie oder einer gelingenden Partnerschaft. Woran aber dann?

Ich schaue mir den Vers an, der für heute in den Herrnhuter Losungen steht:

Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut?

Hier gibt es offensichtlich auch einen glücklichen Menschen. Was hat er erlebt, dass er das von sich behaupten kann? Ich schaue in der Bibel nach und lese den gesamten Psalm 116, aus dem der Bibelvers stammt: Der Psalmbeter gibt einen kurzen Rückblick auf sein Leben. Da erzählt er zunächst von den schlechten Erfahrungen, die er gemacht hat: Kummer und Not sind für ihn keine unbekannten Größen. Er hatte sogar schon Todesangst. Aber in allem macht er die Erfahrung, dass Gott hört, wenn er um Gnade bittet. Er bietet ihm Schutz und hilft in unbekannten Situationen. Gott schenkt wieder Ruhe im Sturm. Das Weinen hat ein Ende. Die Füße des Psalmbeters müssen nicht mehr stolpern. Und er weiß es zu schätzen, in der Nähe dieses großen Gottes zu leben.

Ob so eine Dankbarkeit, erst dann greift, wenn ich auch schon Schlechtes erlebt habe? Vielleicht brauche ich den Vergleich mit dem Schlechten, um auch das Gute zu erkennen? Wenn ich beispielsweise heftige Schmerzen spüre – und es mir am nächsten Tag bessergeht, dann erkenne ich den Mehrwert eines schmerzfreien Tages. Habe ich nie Schmerzen, wird mir der Unterschied wahrscheinlich gar nicht so bewusst sein. Muss es mir dann aber erst einmal richtig schlecht gehen, damit ich mit dem Psalmbeter sprechen kann: Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut?

Nicht unbedingt. Mein Vater behauptete von sich, dass er ein wirklich gutes Leben führen durfte. Trotz Krieg, Hunger und Leben als Christ im der DDR. Er bewahrte sich seine Dankbarkeit und Lebensfreude - bis ins hohe Alter. Die Worte des Psalmbeters waren auch seine. Offensichtlich kommt es nicht wirklich auf meine Lebensumstände an, sondern auf meine Herzenshaltung.

Und die bringt der Psalmbeter mit seiner Frage für uns alle auf den Punkt:

Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut?

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Anstoß

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