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Wider den Fremdenhass

Jutta Schierholz über Johannes 10,16

Jesus spricht: Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.

Johannes 10,16

Jesus spricht: Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden. (Johannes 10,16)

Es war einmal ein Schaf. Es lebte schon sein ganzes Leben auf seiner Weide. Jeden Morgen trottete es aus seinem Stall auf die Weide, kaute Gras, und abends kehrte es wieder in seinen Stall zurück. Manchmal lief es am Zaun entlang, an dem es jeden Pfosten kannte. Manchmal stimmte es in das Blöken seiner Herde mit ein, wenn der Hirte mit Kraftfutter kam. Alle in seiner Herde kannten einander von klein auf. Alles war vertraut: das Quietschen der Stalltür, der Duft des Heus, auf dem das Schaf schlief, jeder Stein und jeder Strauch auf der Weide. Das Schaf war stolz auf seine Herde, seine Weide und natürlich auch auf seinen Hirten, der so gut für alles sorgte.

Und nun kommt eines Tages dieser Hirte und sagt: „Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall. Und auch sie muss ich herführen, und sie werden mit zur Herde gehören und ich werde auch ihr Hirte sein.“

Wie bitte? Wie kann das sein? Der Hirte will andere Schafe hier hereinbringen? Hier auf unsere Weide? In unseren Stall? Was wollen die hier? Die passen hier doch gar nicht her! Die riechen doch sicher komisch! Die fressen dann aber bestimmt nicht von meinem Lieblingsgras! Wie kann uns der Hirte so etwas antun? Fremde Schafe hier hereinbringen zu wollen!

Das Schaf verstand die Welt nicht mehr. Und es war sehr, sehr sauer auf seinen Hirten.

Kein Wunder, dass die Menschen so wütend waren auf Jesus, dass sie ihn sogar töten wollten, als er solche Sätze sagte. Das Volk der Juden war stolz darauf, das auserwählte Volk Gottes zu sein, die Schafe seiner Weide. Unter dem Schutz des Allerhöchsten hatte es schon Jahrhunderte lang Bestand, Das war etwas Wunderbares, darauf durften sie zu Recht stolz sein. Nun aber war da Jesus, der behauptete, der verheißene Messias zu sein. Und nun sagt dieser Jesus solche Dinge, die diesem Stolz ganz gewaltig gegen den Strich gehen. In Zukunft sollten es also nicht nur Juden sein, die zu Gottes Volk gehören. Da werden auch noch andere dazukommen, welche von den Heiden, die das Volk Gottes bisher immer bekämpft haben. Die sollen in Zukunft denselben Zugang zu Gott haben wie die Juden. Sie dürfen mit auf die Weide des Guten Hirten, und Gott wird auch ihr Gott sein. Für mich als Heidenchristin ist das eine sehr gute Nachricht.

Aber alle, die bisher schon auf dieser Weide standen, stehen nun vor einer großen Herausforderung: Jetzt wird alles anders. Die Weide soll nun mit vielen anderen, neuen Schafen geteilt werden. Das kann ganz schön unbequem werden. Denn entscheidend ist jetzt nicht mehr, wer innerhalb des Zauns und wer draußen ist, sondern wen der Hirte hereinführt. Auf den Hirten kommt es an und darauf, ob ich seinen Worten und seinem Handeln vertrauen kann. Und darauf, ob ich meine eigene Bequemlichkeit und meinen alten Stolz überwinden kann und die neuen Schafe freudig begrüßen kann.

Denn auch ich selbst bin ja oft in dieser Situation. Wie oft fühle ich mich als alteingesessenes Schaf in Gottes Herde und reagiere seltsam, wenn der Hirte Leute auf meine Weide bringt, die ich mir selbst nicht ausgesucht hätte? Versuche ich nicht auch gerne, meine liebsten Grasbüschel zu verteidigen? Da brauche auch ich die Erinnerung daran, dass auch ich gar nicht hier wäre, wenn mich nicht der Hirte selbst hierher gebracht hätte. Ihm habe ich alles zu verdanken, und deshalb darf ich das auch anderen zugestehen.

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