/ Wort zum Tag
Trösten und Tragen
Ruth Bai-Pfeifer über 1. Thessalonicher 5,14.
Weist die Nachlässigen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig mit jedermann.
Während über 26 Jahren habe ich zusammen mit einem Team Freizeiten für Menschen mit einer körperlichen Behinderung geleitet. Für viele der Teilnehmenden waren diese Freizeiten der Höhepunkt des Jahres. In diesen Freizeiten wurde gesungen, gelacht, gebetet, geweint und getröstet. Wenn ich zu Hause dann gefragt wurde, wie es so gelaufen sei, sagte ich oft: „Da kam viel Elend, aber auch eine ganze Menge Kraft, Freude, Zuversicht und Verständnis für einander zusammen.“ Obwohl viele von uns äusserlich schwach erschienen, waren wir zusammen stark. Während unsern Reisen wurden wir oft beobachtet. Manche Beobachter starrten uns schon fast aufdringlich an, wenn wir mit Hebebühnen aus den Spezialbussen gehievt wurden, heraushumpelten oder beim Aussteigen gestützt werden mussten. Uns war das egal. Zusammen fühlten wir uns stark. Jeder half dem Anderen. Wir wussten um unsere Schwächen, aber wir entdeckten auch gemeinsam Stärken, die wir vorher gar nicht gekannt hatten.
In unserer heutigen Bibellese ermahnt Paulus die Gemeinde in Thessaloniki, besonders auf die Mutlosen und Schwachen zu achten. In 1. Thessalonicher 5,14 schreibt er: Wir ermahnen euch, liebe Brüder: „Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Mutlosen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann.“ Dass die Unordentlichen ermahnt werden sollen, leuchtet uns auch heute noch ein. Menschen, die nicht nach Gottes Wort oder seinen Geboten leben wollen, sollen ermahnt werden. Wer zur Gemeinde Gottes gehören will, soll so leben, dass er Gott durch sein Reden und Handeln ehrt. Paulus denkt aber auch an die Mutlosen und Schwachen. Diese sollen insbesondere von den anderen Gemeindegliedern getröstet und mitgetragen werden. Zum Tragen gehört auch das Helfen und Begleiten. Es gilt, mit fürsorglich offenen Augen zu sehen, was der Andere braucht. Trösten ist mehr als einem entmutigten Menschen die Hand auf die Schulter zu legen und ihm ein paar nette Worte zu sagen. Trösten meint auch, dem Verzagten etwas zuzutrauen, ihn auf einem neuen Weg zu begleiten, ihn aus trüben Gedanken heraus zu holen und Geduld mit ihm zu haben. Mit diesem Trösten und Tragen gibt Paulus der christlichen Gemeinde eine grosse Aufgabe. Schwierig wird es insbesondere dann, wenn die Schwachen und Verzagten sich weder tragen noch trösten lassen wollen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle aus eigener Erfahrung ein Wort an die Schwachen und Mutlosen weitergeben: Wenn eure Mitchristen versuchen, Euch zu helfen, zu ermutigen und mitzunehmen, dann sagt nicht immer: «Das kann ich nicht annehmen!» Lasst euch vielmehr helfen, bringt euch ein, tragt das Eure für ein gutes Miteinander in der Gemeinde bei. Und ihr werdet die Erfahrung machen, dass auch ihr andere trösten und ermutigen und mit ihnen geduldig sein könnt. So wird es in der Gemeinde zu einem gegenseitigen Geben und Nehmen kommen. Die Schwachen können so zu Starken und die Mutlosen zu Mutigen werden! Von diesem Bild der Gemeinde träume ich! – Helfen Sie mit, dass es Wirklichkeit wird!
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