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Alles für uns!

Christoph Morgner über Römer 8,32

Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?

Römer 8,32

Ich stelle mir vor: Heute vor 500 Jahren hat Martin Luther noch an seinen 95 Thesen gesessen. Vielleicht hat er sie ein bisschen verändert. Sicherlich hat er sie in Reinschrift gebracht, sollten sie doch tags darauf seinen Professorenkollegen zur Diskussion vorgelegt werden. - Wir wissen heute, wie das ausgegangen ist und was sich daraus entwickelt hat. Es kam gleichsam zu einem Erdrutsch im persönlichen Glauben, in der Theologie und in der Kirche.

Das hat mit dem Bibelwort zu tun, das Sie heute hören. Gott hat uns in Jesus Christus „alles geschenkt“, was wir zum Leben und Sterben brauchen. Diese Botschaft war damals revolutionär, hatte sich doch in den Köpfen und Herzen der Gläubigen ein sehr verzerrtes Jesusbild festgesetzt. Jesus stand den Menschen weniger als Heiland und Erlöser vor Augen, sondern als gestrenger Weltenrichter. Am Ende der Zeiten wird er die Guten mit dem Himmel belohnen und die Sünder in die Hölle schicken. Das löste Angst aus. Wer kann vor Jesus bestehen? Keiner. Deshalb riefen die Gläubigen die Gottesmutter Maria an und dazu die Schar der Heiligen, damit sie beim gestrengen Jesus ein gutes Wort für die armen Sünder einlegen.

Es war ein ängstlicher, unsicherer Glaube damals im ausgehenden Mittelalter. Nur damals? Leider nein. Wie formulierte heutzutage ein Christ mittleren Alters: „Christsein hieß für mich: seinen Nächsten lieben, nichts für sich selber wollen, nur für die anderen da sein, immer gehorchen, auf alles Schöne und Lustvolle verzichten. Wer es nicht tut, wird von Gott abgewiesen. So dachte ich." Hier hat jemand eine völlig verzerrte Vorstellung vom Christsein. Er meint: Ich muss alles recht machen, damit ich Gott recht bin. Hier eine Vorschrift beachten, da ein Verbot befolgen. Je mehr, desto besser. Ständig signalisiert der Hinterkopf: „Ich soll, ich muss. Hier eine Vorschrift. Da ein Verbot. Ja keinen Fehler machen! Nur wenn ich gut bin, ist Gott gut zu mir“.

Doch hier verkrampft unser Inneres. Man läuft ständig mit einem schlechten Gewissen umher. Wer ist schon immer gut? Von Glaubensfreude keine Spur! Martin Luther wäre daran fast zerbrochen. Aber ihm gingen beim Studium des Römerbriefes nach und nach tausend Lichter auf: In Jesus Christus hat uns Gott „alles geschenkt“, was wir fürs Leben und Sterben brauchen. Gott hat „seinen eigenen Sohn nicht verschont“, wie Paulus schreibt, sondern „ihn für uns alle dahingegeben“, ihn aufgeopfert bis zum bitteren Tod am Kreuz. Alles für uns! So sehr hat Gott uns in sein Herz geschlossen. So sehr sind wir geliebt. Der Tod von Jesus soll uns zum Leben helfen, zum gläubigen Vertrauen und zum Gehen in Gottes Spur.

Martin Luther hat darüber einfach nur gestaunt und sich riesig gefreut. Was er erkannt hat, hat seinen Glauben und sein gesamtes Leben regelrecht auf den Kopf gestellt. „Was wollt ich nehmen für die Freude, dass mir mein HERR und Gott alle Engel hat zu Freunden gemacht, ja, Himmel und Erde, ja meinen lieben Gott und Vater im Himmel? Da sollten wir springen und fröhlich sein und sollt unser Leben nichts anderes denn ein Halleluja sein.“ Martin Luther entdeckt Jesus als seinen Heiland und Gott als seinen Freund. Deshalb die Freude.

Auch wir sind heute dazu eingeladen, dieselbe Erfahrung zu machen: zu Jesus zu schauen, uns auf ihn zu verlassen, uns an ihn zu hängen und für ihn zu leben. Jesus schenkt uns „alles“, was wir für unser Leben und einmal zu unserem Sterben brauchen. Dann leben wir heute mit vergebener Schuld und mit einem getrösteten Gewissen. Die Tür zur Ewigkeit steht uns weit offen. Dank Jesus. Einen besseren Freund als ihn können wir nicht haben.

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