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Leben in der Nähe Gottes

Hans-Georg Filker über Apostelgeschichte 17,27

Gestern war ich in der Stadt, also in „Mitte“, Berlin-Mitte. Wir wohnen im Norden der deutschen Hauptstadt, aber mit der S-Bahn ist das kein Problem in 20 Minuten am Bahnhof Friedrichstrasse oder am Alexanderplatz zu sein, also mitten in „Mitte“. Zum Bahnhof Zoo ist die Fahrt  mit der U-Bahn übrigens nur unwesentlich länger, alles im 10 Minuten-Takt oder kürzer.

Als ich die Bahn verlasse, meldet sich mein Telefon. Ein Anruf? Eine Nachricht per SMS oder Whatsapp? – vor kurzer Zeit kannte ich diese neuen Medien bestenfalls vom Hörensagen – nun gehe ich doch ziemlich selbstverständlich damit um. Das meiste ist Idiotensicher, für das andere hat man schließlich auch Kinder und Enkel! Brille raus, aufgesetzt und Bildschirm entsperrt.  Meine Frau? Soll ich auf dem Rückweg noch etwas einkaufen? Oder ist es eines der Kinder? Oder: Infos aus der Gemeinde vom Ehrenamt? Alles kein Problem, solange ich andere auf der Rolltreppe nicht behindere, die den nächsten Anschluss erreichen wollen.

Also wer will was? Mein Blick fällt auf das Display und ich weiß nicht, ob ich belustigt sein will oder mich ärgern soll. Mein Telefon sagt mir nämlich, wo ich bin – was ich allerdings selbst wusste – und was ich jetzt Schönes machen könnte mit Beispielen von Dingen, von denen mein Telefon meint, es würde mir Spaß machen, es zu tun. Unglaublich! Buchladen. Burger-Restaurant, aber keins der üblichen Ketten.

Hatte Paulus etwa auch schon ein Handy, als er bei seiner Predigt in Athen sagte: „Fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns“ und kann dir  gute Ratschläge für die Gestaltung deines Tages  geben…

Paulus redete in seiner berühmten Ansprache auf dem Areopag von Gott, der uns in Jesus so menschlich begegnet ist. Gott, dem Schöpfer und Erhalter dieser Welt, der seinen Geist gegeben hat, der diese Schöpfung durchzieht,  der nahe bei allen Menschen ist, weil sie seine Geschöpfe sind, die er liebt. Nahe bei jedem von uns.

So nahe wie das Internet. Nein. Paulus würde sagen: näher! Und doch auch etwas anders!

Während Herr und Frau Google die Daten, die sie von mir und über mich erhalten, auswerten, zuordnen und hoffen, mich  damit besser und schneller zu verstehen als ich mich selbst verstehe, geht es Gott nicht  um ein Wissen über mich und von mir. Das ist geschenkt. Das hatte er umfangreicher und detaillierter  und mit einer Zukunftskomponente versehen, lange bevor es das Internet gab. In der Sprache der Zeit von damals: beim Jüngsten Gericht werden die Bücher des Lebens aufgetan. Heute, wo im Internet keine Daten verloren gehen und jeder seine digitalen Spuren hinterlässt, können wir das vielleicht sogar besser begreifen und glauben als frühere Generationen.

Aber Gottes Nähe ist nicht die einer Überwachungskamera oder eines Schiedsrichters, der pfeift und Karten verteilt und vom Platz stellt…obwohl – ehrlich gesagt wir uns Gott manchmal so vorstellen, und je nach Lage  entweder genau  so wünschen oder eben befürchten.

Weil er nicht so handelt, empfinden wir dann oft Gottesferne und Gottverlassenheit.

Gott ist uns nahe und sucht unsere Nähe, obwohl er alle Daten über uns hat und uns kennt, besser kennt als wir uns selbst und als jeder andere und mag er noch so viel zu wissen meinen. Also: Trotzdem!

Jesus hat uns in der Geschichte vom verlorenen Sohn gezeigt, dass Gott die Nähe beibehält, obwohl der Sohn die Beziehung aufkündigt. Das gilt uns persönlich genau wie allen,  mit denen wir leben, auch solchen,  die erkennbar nichts von Gott und seiner Nähe wissen wollen oder meinen nichts zu spüren. Daran knüpft Paulus an, wenn er sagt: „Fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.“ Dabei begleitet er uns nicht wie ein Schatten,  wie ein ständiger Vorwurf, wie eine übervorsichtige Hubschraubermama.

Gott versucht uns persönlich auf vielerlei Weise anzusprechen. Ich erfahre es am deutlichsten im biblischen Wort. Und das sagt mir, dass er auf unsere Antwort wartet. Ein Gebet. Ein „Vater unser“!

Vater! Ja so vertraut darf ich ihn anzusprechen.  Gott sei Dank darf ich wissen, dass Du, Herr, da bist. Und mir noch ein paar mehr Perspektiven eröffnest als mein Smartphone.

A propos Telefon. Ich habe in Berlin-Mitte etwas gemacht, worauf ich gerade Lust hatte und auf das mein Telefon nicht gekommen ist, weil ich es eben noch nie vorher gemacht habe. Was? Das werde ich Ihnen nicht verraten. Aber machen Sie heute etwas Schönes. Das wünsche ich Ihnen. Und niemals vergessen: ER ist nicht ferne…

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