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Bei Jesus bleiben

Wolfgang Buck über Markus 1,40–42

Es kam zu Jesus ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen. Und es jammerte ihn und er streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will’s tun; sei rein! Und alsbald wich der Aussatz von ihm und er wurde rein.

Markus 1,40–42

Es kam zu Jesus ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen. Und es jammerte ihn und er streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will’s tun; sei rein! Und alsbald wich der Aussatz von ihm und er wurde rein.
Markus 1, 40-42

Meine erste Reaktion: Der hatte es gut. Lebte zeitgleich mit Jesus, wurde schlagartig von seiner Krankheit geheilt und musste sich nicht mehr jahrelang mit seinem Leiden abfinden.

Wenn ich aber näher hinsehe, dann möchte ich doch nicht mit dem Mann tauschen. Er war aussätzig, also Lepra-krank. Und weil diese Krankheit sehr ansteckend ist, wurden solche Menschen eben ausgesetzt – daher der alte Begriff „Aussatz“. Sie mussten fernab von jeder menschlichen Besiedlung hausen und sofort „unrein, unrein“ rufen, wenn sich jemand näherte. Die Chance auf Heilung war sehr gering.

Und noch etwas lastete schwer auf diesem Kranken: Die Frommen von damals hatten natürlich sofort eine Antwort parat, warum jemand so sehr erkrankte: Strafe Gottes! Theologen nennen das den „Tun-Ergehens-Zusammenhang“: Je nach dem, wie ein Mensch handelt – so reagiert Gott: Ist jemand fromm und gottesfürchtig, dann segnet ihn Gott mit Reichtum und Gesundheit – sündigt jemand, dann straft ihn Gott mit Krankheit. So in manchen Psalmen und im Buch der Sprüche. Aber schon im Alten Testament durchbricht z.B. das Buch Hiob diese Denkweise: Hiob ist superfromm und superreich – und kommt trotzdem in große Not. Krankheit kann viele Gründe haben.

Nein, ich möchte mit diesem Mann nicht tauschen. Ich weiß auch nicht, wie viele Jahre er schon so litt – unter der Krankheit und unter den ach so frommen Mitmenschen, die Gott immer auf ihrer Seite hatten und für alles eine Antwort wussten.

Aber dann begegnet er Jesus und nimmt die Chance seines Lebens wahr. Dabei hat Jesus keinerlei Berührungsängste wie die anderen Rabbiner seiner Zeit: Er streckte seine Hand aus und rührte ihn an. 

Es kommt zu einer Spontanheilung. Das Leben kann noch einmal beginnen. So weit, so gut.

Aber wenn wir die nächsten Verse lesen, ist gar nicht mehr alles gut. Jesus weiß, was vorgeschrieben ist – und schickt ihn zum Priester, um die Heilung amtlich bestätigen zu lassen. Und er verbietet dem Geheilten ausdrücklich, seine Erfahrungen an die große Glocke zu hängen. Der Mann aber hält sich an gar nichts. Stattdessen macht er überall Reklame für Jesus. Und der kann sich vor Anfragen nicht mehr retten und muss für eine Zeit in die Einsamkeit fliehen.

Eigentlich schade. Natürlich kann ich den Mann in seiner Begeisterung verstehen, aber zu einer Begegnung mit Jesus gehört immer auch der Gehorsam seinem Wort gegenüber. Und so kommt es, dass der Geheilte zwar körperlich gesund ist – aber sein Verhältnis zu Jesus ist gestört, offensichtlich lebenslang. Wir hören nie wieder etwas von ihm. Zu seinen Nachfolgern wird er wohl nicht. Schade.

Insofern möchte ich wirklich nicht mit diesem Mann tauschen. Ich möchte bei Jesus bleiben, so wie es in dem Text des Theologen Paul Weismantel heißt:

In deiner Nähe geht mir das Herz auf,
werde ich empfänglich für das Wunder des Augenblicks.

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