/ Wort zum Tag
In der Spur bleiben
Tilo Brach über Josua 22,5
Achtet genau darauf, dass ihr den HERRN, euren Gott, liebt und wandelt auf allen seinen Wegen.
Achtet genau darauf, dass ihr den HERRN, euren Gott, liebt und wandelt auf allen seinen Wegen. Josua 22,5
Es ist schönes Wetter. Die Straße ist trocken. Der Himmel etwas bedeckt, aber es lässt sich gut fahren. Meine Frau und ich sind auf dem Weg von Berlin zurück in die Pfalz. Einige Tage zuvor waren wir mit einer Gruppe Motorradfahrer zum Kirchentag gefahren. Jetzt geht es heimwärts. Die schönen geraden Straßen durch die Mark Brandenburg machen einem Biker so richtig Freude. Es ist schon eine große Versuchung. Ein bisschen am Gas drehen, die rechte Hand nur einen Tick nach unten rutschen lassen und schon hebt die Maschine etwas schneller ab. Ist doch alles frei. Die 1800 Kubik wollen auch mal ausgefahren werden. Wer sieht da schon zu, wenn die Pferdchen laufen?
Aber die Straßenverkehrsordnung schreibt es unmissverständlich vor. Die Schilder am Straßenrand sind keine Richtgeschwindigkeit sondern klare Gebots- bzw. Verbotsschilder. Es hat seinen Sinn, auf die Gebote zu achten. So in Gedanken folge ich dem Lauf der Straße. Vorbei geht es an Wiesen, Feldern und alten Häusern. Die Landstraße ist abwechslungsreich.
Ich fahre gern mit meiner Frau Motorrad. Sie ist meine Versicherung. Mein Gewissen sagt mir, pass auf Deine Frau auf. Schau auf die Abstände. Achte auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Lies den Verkehr genau. Deine Frau vertraut Dir, also Hände weg vom Gaszug.
Liebe lässt einen Menschen Gebote achten. Liebe stärkt die Verantwortung. Inzwischen bin ich wieder ganz konzentriert und fahre mit dem führenden Blick in die Kurve, schaue weit hinaus, um die Ideallinie zu halten. Dann kommt wieder eine schier endlose Gerade. Plötzlich spüre ich den Druck von zwei Händen in meiner Seite. Das Signal meiner Frau: Fahr mal langsamer.
‚Warum langsamer?‘, denke ich. Ach so! Ich sehe einen Bahnübergang. Da vorne kommt er. Es ist noch Zeit. Jedes Mal, wenn ich zu schnell über die Gleise fahre, beschwert sich meine Frau zurecht, dass es sie ungemütlich aus dem Sitz hochhebt. Also weg mit dem Gas. Jetzt packt sie aber hart zu und greift mit beiden Armen fest um meinen Bauch. Vollbremsung ist angesagt und jetzt sehe ich wie sich vor mir die Bahnschranke auf der Gegenseite senkt. Und die andere Schranke auf meiner Seite kommt rasend schnell auf uns runter. Ich halte sie mit der Hand noch fest. Wir stehen direkt unter der Schranke. Knapper geht nicht.
Einen Augenblick Unachtsamkeit kann das eigene Leben oder das anderer Menschen kosten. Josuas Rat ist schon absolut korrekt „Achtet genau darauf, dass ihr den Herrn euren Gott liebt.“ Das ist der Schlüssel zum Leben.
Meine Frau liebt mich und ich liebe sie und darum achte ich auf das, was sie mir sagt. Die Liebe lässt uns achtsam aufeinander sein. Das ist keine gegenseitige Kontrolle. Das hat mit Respekt, Rücksicht und Fürsorge zu tun. Außerdem hat man manchmal im Leben eine Art Tunnelblick. Man sieht die Strecke vor sich, hat vielleicht ein besonderes Ziel vor Augen und verliert dabei die Weitsicht.
Gut, wenn dann jemand mitfährt, der den Überblick behält und auf die Einhaltung der Gebote achtet. Ein geschultes Gewissen überprüft meinen Weg. Es hält mich auf der Spur des Lebens. Alles aus Liebe.
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