/ Wort zum Tag
Wo ist euer Glaube?
Christoph Schrodt über Lukas 8,25
Jesus sprach zu den Jüngern: Wo ist euer Glaube?
Was soll das denn? Wie tickt Jesus denn hier? Da hatten er und seine 12 Freunde gerade mit Mühe und Not einen drohenden Schiffbruch vermieden – und dann machte Jesus ihnen auch noch Vorhaltungen? „Wo ist euer Glaube?“, fragte er die Freunde. Das klingt schon sehr vorwurfsvoll. Was hätten die Jünger von Jesus denn tun sollen? Immerhin schlugen schon die Wellen ins Boot, es fing an vollzulaufen. Es war nur noch eine Frage von wenigen Augenblicken, dann würde das Boot sinken. Und Jesus schlief hinten im Boot und schien nichts mitzubekommen. Die Jünger hatten Angst, und in ihrer Panik stürzten sie zu Jesus und weckten ihn. Er stand auf, stillte den Sturm und fragte sie nur: „Wo ist euer Glaube?“ Peng. Vier Wörter, die sitzen. „Wo ist euer Glaube?“ Noch einmal die Frage: Was hätten die Jünger denn tun sollen? Jeder von uns hätte Angst gehabt! Und dann kommt Jesus mit diesem Vorwurf! Es ist doch ein Vorwurf, oder?
Es hört sich tatsächlich an wie ein Vorwurf. Aber ich möchte die Frage von Jesus anders verstehen. Es ist keine moralische Frage, die Jesus hier stellt, sondern eine existenzielle. Moralisch wäre die Frage, wenn sie so gemeint wäre: „Was stellt ihr euch so an? Ihr wisst doch genau, was in dieser Situation dran gewesen wäre! Wie konntet ihr euch nur so daneben benehmen?“ Auf diese Weise würde Jesus das Verhalten der Jünger kritisieren. Aber Jesus geht es um etwas ganz anderes: Es geht ihm nicht um das Verhalten der Jünger, sondern um ihr Herz! Er fragt tiefer. Er stellt die Frage nach dem, was unter der Oberfläche ist. Ich versuche einmal, mit meinen eigenen Worten das zu umschreiben, was Jesus gemeint haben könnte: „Hey Freunde, ihr glaubt doch an Gott, oder? Und Glauben heißt vertrauen. Mit meinem ganzen Leben und meiner ganzen Existenz Gott vertrauen, oder nicht? Wenn wir Gott vertrauen, dann vertrauen wir ihm nicht nur ein bisschen. Wir vertrauen ihm nicht nur, wenn die Sonne scheint und es windstill ist. Ich meine, in diesen Situationen braucht es eigentlich gar kein Vertrauen, wir sind sowieso sicher, da braucht es keinen Glauben. Wenn wir also Gott vertrauen, dann vertrauen wir ihm doch gerade in den Situationen, denen wir menschlich nicht gewachsen sind. Die uns überfordern. Wir glauben, dass Gott auch dann die Kontrolle nicht verloren hat, oder? Und bitte, meine 12 Freunde, jetzt reflektiert auf diesem Hintergrund noch einmal die Situation vorhin im Boot: Was zeigt euch euer Verhalten über euer Herz? Was offenbart euch das, was ihr dort empfunden habt, über den wahren Zustand eurer Seele? Worauf verlasst ihr euch wirklich? Was ist das Zentrum eures Lebens? Was bietet euch Sicherheit? Ja, meine Freunde, ich möchte, dass ihr euch die Frage stellt: Wie steht es um euren Glauben? Ihr müsst mir diese Frage nicht beantworten, das könnt ihr nur für euch selbst tun. Aber lasst euch herausfordern: Was fürchtet ihr? Und wem vertraut ihr wirklich?!“ So ähnlich hat Jesus vielleicht geredet, wir haben nur die abgekürzte Version in unserem Bericht stehen. Jesus will seine Jünger nach dem Schock nicht noch vor den Kopf stoßen, sondern herausfordern: „Glaubt ihr wirklich? Vertraut ihr Gott tatsächlich? Wie sieht es dann aus in den wirklich brenzligen Situationen? Was wird nach außen durch euer Verhalten sichtbar vom Zentrum eures Lebens?“
Wie sieht es denn bei mir persönlich aus, Christoph Schrodt aus Holzgerlingen? Wenn ich ehrlich bin, sitze ich mit den Jüngern im gleichen Boot. Ich behaupte oft sehr wortreich, dass ich „glaube“, also Gott vertraue. Aber mein Verhalten zeigt etwas anderes. Mein Verhalten widerspricht meinem Bekenntnis. Und wie geht es Ihnen damit, liebe Hörerinnen und Hörer? Unser Vertrauen kann wachsen in kleinen Schritten. Ich möchte heute in kleinen Alltagssituationen auf Gott schauen und ihm vertrauen. Wie tröstlich: Selbst wenn ich dies nicht schaffe, habe ich einen Gott, der den Sturm stillt.
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