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Gott gibt sich selbst

Christoph Morgner über 1. Johannes 4,9

Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen.

1. Johannes 4,9

Wie hat unsere Tochter am Heiligabend geschluchzt! Sie hatte sich sehnlichst einen Work-Man gewünscht, mit Kopfhörer und allem Drum und Dran. Das war damals für Kinder und Jugendliche der Hit. Aber um die musische Bildung unserer Tochter anzuregen, legten wir ihr eine Alt-Blockflöte auf den Gabentisch. Sie können sich denken: Das war der geschenkemäßige Super-Gau. Was für ein trauriger Heiligabend! Wo war nur die elterliche Liebe geblieben, fragte sich unsere Tochter.

Ja, nicht nur sie damals, sondern auch wir heute verstehen gern unter Liebe, dass unsere Wünsche erfüllt werden. Auch wir Erwachsenen haben unseren Wunschzettel, den wir Gott präsentieren: „Gott, mach doch endlich die Hungernden auf unserem Globus satt! Wehre dem weltweiten Terror, der Menschen in Ängste stürzt und sie um ihr Leben bringt. Lass verfolgte Christen endlich wieder aufatmen! Gott, lass endlich Israelis und Palästinenser im Frieden miteinander leben!“

Bei dieser Gelegenheit fügen wir noch unseren persönlichen Wunschzettel an: „Gott, wenn du mich liebst, dann lass mich in der nächsten Mathearbeit wenigstens eine Drei kriegen. Lass mich das Examen am Semesterende bestehen. Gib unserer Firma endlich die erforderlichen Aufträge! Gott, kitte unsere brüchig gewordene Ehe!“ – und was der Wünsche mehr sind. Gott, tu dies und tu das! Da könntest du uns doch zeigen, wie lieb du uns hast!

Tatsächlich: Gott könnte sich ungemein beliebt machen, wenn er uns das serviert, was wir uns wünschen. So hätten wir’s gern. Doch ich frage mich: Was würde aus uns? Wir wären wie verzogene Kinder, denen ihre törichten Eltern jeden Wunsch postwendend erfüllen. Das nennen sie dann Liebe.

Aber was wäre das für ein jämmerlicher Gott, der nichts Besseres zu tun hat, als uns jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und das eilfertig auszuführen, was wir uns in den Kopf gesetzt haben!

Zum Glück weiß der Apostel Johannes mehr. Er gräbt tief. Er zeigt uns, wie Gott seine Welt und uns alle liebt. Er tut das nicht so, wie wir das erwarten, sondern er liebt die Welt auf besondere Weise: „Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt“.  So liebt uns Gott. So hält er das für richtig. Gott sendet Jesus aus dem Himmel auf die Erde. Gott sagt uns nicht nur was Liebes, sondern seine Liebe bekommt ein Gesicht, bekommt Hand und Fuß.

Kein Wunder, dass sich im Neuen Testament eine Liebesgeschichte an die andere reiht: Jesus geht den Gestrauchelten hinterher, um sie aufzurichten und zu trösten. Er hat keine Angst, sich bei Kranken anzustecken. Auch für die, die schlimme Sachen angestellt haben, findet er ein gutes Wort. Jesus bringt ihnen die göttliche Liebe: „Gott hat dich ins Herz geschlossen. Du bist ihm wichtig, auch wenn dir viel danebengegangen ist. Nun kann es anders und besser mit dir werden“. - Selbst als ihn seine Liebe den Tod am Kreuz bringt, betet er bis zuletzt für seine Feinde.

Deshalb bekommen wir, ganz gleich, welche Probleme wir mit uns herumschleppen, von Gott die eine Antwort: Ich schenke euch Jesus Christus. So hilft uns Gott wirklich. So geht er auf unsere Probleme ein. Gott gibt uns nicht unbedingt das, was wir gerne haben wollen, sondern er gibt viel mehr: sich selbst. Denn wir brauchen nicht unbedingt dies und das, sondern ihn, „damit wir durch ihn leben sollen“, wie es in unserem Bibelwort heiß. Jesus verschafft uns ein Leben mit festem Grund unter den Füßen. Er ist uns nahe an jedem Tag. Er ist bei uns, wenn wir mit klopfendem Herzen beim Arzt das Untersuchungsergebnis abholen. Wenn wir uns verkracht haben und nicht die Kurve finden zur Versöhnung. Wenn wir am Grab weinen, weil wir den Verlust eines lieben Menschen nicht verwinden können.

Gott gibt uns nicht etwas, was wir uns gerade in den Kopf gesetzt haben, sondern sich selbst. So zeigt er uns seine Liebe. Wohl uns, wenn wir darauf mit unserer Liebe antworten! Dann wird uns dämmern: Es gibt ein erfülltes und reiches Leben auch dort, wo sich manche Wünsche nicht erfüllen. Wir sind geliebter als wir ahnen. 

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