/ Wort zum Tag
Gedenke der vorigen Zeiten
Albrecht Kaul über 5. Mose 32,7
Gedenke der vorigen Zeiten und hab acht auf die Jahre von Geschlecht zu Geschlecht. Frage deinen Vater, der wird dir’s verkünden, deine Ältesten, die werden dir’s sagen.
Meine Frau schaut gerne in Fotoalben, und ich entdecke, dass mich das mehr und mehr interessiert. Inzwischen schauen wir auf CD gebrannte Videos und ansprechend gestaltete Fotobücher an. Doch die alten schwarz-weiß Fotos verraten viel von der Primitivität der frühen Jahre, aber auch von der unbeschwerten Zeit bei Familienfeiern und Ausflügen.
Erinnern hat schon was! Man staunt über bestandene Schwierigkeiten und merkt, dass Erinnern dankbar macht.
Im 5. Mosebuch Kapitel 32 wird uns ein Lied von Mose überliefert, was so etwas wie sein letztes Vermächtnis an das Volk Israel ist. Er blättert mit ihnen sozusagen im Fotoalbum Gottes und ist begeistert von den Erfahrungen, die sie mit Gott gemacht haben. Bevor er aber das Album der Gotteserfahrungen aufschlägt, heißt es im Vers 7: „Gedenke der vorigen Zeiten und habe acht auf die Jahre von Geschlecht zu Geschlecht. Frage deinen Vater, der wird dir´s verkünden, deine Ältesten, die werden dir´s sagen.“
Ja, erinnern macht dankbar. Auch wenn ich zurückblicke, sind viele Ereignisse dokumentiert, doch vieles lässt sich gar nicht mit Bildern festhalten. Das muss man sich gegenseitig erzählen. Am Tisch beim Abendessen, auf der Hollywoodschaukel oder beim Spaziergang. Das muss meine Generation den Kindern und Jugendlichen erzählen. Dass nach einem fürchterlichen Krieg mit zerbombten Städten, Vertreibung und Flucht ein neues Leben möglich wurde. Dass der Neuaufbau in Ost und West durch hungrige, mutige und fleißige Menschen geschafft wurde. Dass wir 70 Jahre keinen Krieg mehr in diesem Land erleben mussten. Dass wir eine friedliche Revolution in Deutschland erlebt haben. Ohne Blutvergießen ist ein Machtsystem zusammengebrochen, was die Menschen bespitzelt, gedemütigt und getäuscht hat. Und schließlich, dass unser wirtschaftlich starkes Land für bedrohte Flüchtlinge zur sicheren Unterkunft werden konnte – dies alles ist für mich ein Grund zur Dankbarkeit.
Wem bin ich eigentlich dafür dankbar? Menschen, die mit selbstlosem Einsatz sich engagiert haben, ja, aber vor allem unserem Gott. Er hat durch die Jahrtausende hindurch gezeigt, dass er sich zu seinem Volk stellt, dass er die nicht enttäuscht, die ihm vertrauen und der die Geschicke dieser Welt durch alle Höhen und Tiefen hindurch lenkt. Das sollten wir erzählen, damit sollten wir die junge Generation neugierig auf Gottes Handeln machen. Ob es heute eine Gelegenheit dazu gibt? Ich wünsche es Ihnen.
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