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Den Blick nach oben bewahren

Günter-Helmrich Lotz über Hiob 9,8.9

Gott breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.

Hiob 9,8.9

Der Schöpfer ist größer als seine Schöpfung. Und der Allmächtige hat die Mächte der Natur in seiner Gewalt. Denn eigentlich heißt hier es nicht nur: Gott geht auf den Wegen des Meeres, sondern: er stampft die Brecher des Meeres nieder.

Wie ein Surfer macht sich Gott die Wellen untertan.

Hiob litt aber unter dem Eindruck, dass die Mächte der Natur sich ja auch gegen den Menschen richten können. Dass Gott seine Macht nicht immer dafür einsetzt, uns zu bewahren. Hiobs riesige Schafherden wurden von einem Feuer völlig vernichtet und alle seine Kinder kamen ums Leben als ein Sturm das Haus platt machte, in dem sie gerade feierten.

Hiob war zutiefst angefochten und rang mit Gott. Er wollte Gott in Frage stellen und merkte doch, dass das irgendwie absurd ist. Wir können zwar Fragen stellen und unser Herz vor Gott ausschütten. Aber wir können Gott nicht zur Rechenschaft ziehen. Das funktioniert nur umgekehrt.

Das Entscheidende: Hiob wandte sich nicht von Gott ab. Indem Hiob Gott vieles vorhielt, hielt er auch an ihm fest. Und das war sein Glück. Er bewahrte sich den Blick nach oben. Auch im buchstäblichen Sinne: Er, Gott, macht den großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.

Hiob erweist sich hier ja als Hobbyastronom. Ich bin überrascht, dass die uns bekannten Sternbilder schon ihm vertraut waren. So dunkel war also die Vorzeit gar nicht, wie wir oft etwas überheblich meinen. In dunkler Vorzeit konnten die Menschen zwar noch nicht mit elektrischem Licht die Nacht zum Tag machen. Dafür konnten sie nachts aber die unendliche Pracht der Sternenwelt viel besser sehen. Von ihr tief beeindruckt, schlossen sie auf die unermessliche Größe und Macht des Schöpfers.

In Kenia konnte ich das einmal etwas nachempfinden. In der Steppe dort erlebte ich den Einbruch der Dunkelheit. Diesen einen Abend habe ich nie vergessen. Ich fühlte mich beim Blick in das unendliche All dem ewigen Schöpfer unmittelbarer ausgesetzt. Gott war hier nicht so weit entrückt wie es zu Hause oft scheint zwischen Beton, Glas, Asphalt und Displays vor der Nase.

Das mag Hiob getröstet haben, dass der Gott, dem kein Stern entgleitet, auch sein kleines Leben in seiner Hand behält, so zerbrechlich er es auch erfährt. Wenn wir sagen: Kopf hoch, ist das ja gar nicht so verkehrt. Es lohnt sich, den Blick nach oben zu bewahren. Von dort kommt Licht, auch in dunkler Nacht.

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