/ Wort zum Tag
Wie Ton in der Hand des Töpfers
Lothar Leese über Jeremia 18,6.
Seht, wie Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand.
Haben Sie schon einmal einem Töpfer bei der Arbeit zugeschaut oder sogar an einem Töpferkurs teilgenommen? Der Prophet Jeremia besucht auch eine Töpferei. Nicht aus Neugier oder weil er ein neues Hobby sucht, sondern weil Gott ihm das angeordnet hat: „Mach dich auf und geh hinab in des Töpfers Haus; dort will ich meine Worte hören lassen“ (Jer. 18,2). In gespannter Erwartung, was Gott ihm zu sagen hat, schaut Jeremia dem Töpfer bei seiner Arbeit zu. Zunächst bekommt er was zu s e h e n: Der Töpfer modelliert mit seiner Hand den Ton. Aber nicht jedes Gefäß, das er formen will, gelingt ihm beim ersten Mal. Als ihm ein Topf missrät,
da drückt er den weichen Ton zusammen und beginnt von neuem. So erhält der Topf die von ihm beabsichtigte Form. Während Jeremia dem Töpfer so auf die Hände schaut, da bekommt er was zu h ö r e n – „da geschah des Herrn Wort“:
„Kann ich nicht ebenso mit euch umgehen, ihr vom Hause Israel, wie dieser Töpfer?“ Spricht der Herr. Siehe, wie der Ton in des Töpfers Hand, so seid auch ihr vom Hause Israel in meiner Hand“ (Jeremia 18,6).
Alle Menschen – auch wir - sind Ton in seiner Hand. Das Bild scheint eindeutig zu sein. Der Töpfer bestimmt die Form, das Material hat keinen Einfluss darauf. Gott ist der Schöpfer, er hat den Menschen in seiner Hand. Der Prophet Jesaja (45,9) und viel später der Apostel Paulus (Römer 9,20) fragen wie aus einem Munde: „Spricht auch der Ton zu seinem Töpfer: Warum machst du mich so?“ – Kennen wir nicht auch dieses Gefühl, dass wir nur eine formbare Masse in der Hand Gottes sind? Ist dann letztlich nicht alles Schicksal?
Wenn ich Gott nur als Schicksal sehe, dann wird dieser Bibeltext missverständlich.
So als ob ich nur Modelliermasse unter fremden Händen wäre. Sicherlich, Gott ist souverän – frei und unabhängig. Er kann schaffen, was und wie er will. Aber ist dieses Handeln nicht beliebig und willkürlich?
Ähnlich wie bei den Gleichnissen Jesu können wir nicht alle Einzelheiten dieses Bildes übertragen. Gott ist eben k e i n e anonyme Schicksalsmacht und der Mensch ist mehr als das Material einer Tonmasse. Mit dem Ton redet ein Töpfer nicht, aber Gott, der Töpfer spricht mit seinem Ton - mit uns Menschen.
Gott erwartet, dass der Ton einen Ton von sich gibt, dass er sich rührt. Er spricht mit Jeremia und durch ihn zu seinem Volk und sagt: „Bald rede ich über ein Volk und Königreich, dass ich es ausreißen, einreißen und zerstören will; wenn es sich aber bekehrt, so reut mich auch das Unheil, das ich ihm gedachte zu tun“ (18,7.8).
Das ist nicht die „Stimme eines Schicksals“. Das ist nicht „die Vorsehung“, das ist die Stimme Gottes, der uns Menschen liebt. Wenn Gott sagt „Es reut mich..“, dann zeigt er: Wenn ihr Menschen Euch bewegt, damit bewegt ihr mich!
Dieser Gott ist kein Gott der Willkür. Er ist ein Gott, der uns Menschen eine zweite Chance gibt: So wie der Töpfer aus einem missratenen einen neuen Topf macht. Auch wenn ich manche Wege und Entwicklungen in meinem Leben nicht verstehen kann, darf ich diesem Schöpfer und Herrn vertrauen. Er kann aus meinem Leben das Beste machen zu seiner Ehre.
Die amerikanische Liederdichterin Adelaide Pollard (1862-1934), hatte ein starkes Interesse an der Mission. Als sie an einem Missionarischen Institut unterrichtete, hoffte sie eine Zeitlang, selbst einmal als Missionarin zu arbeiten, aber es war ihr bis dahin nicht möglich. Und es schien ihr, als ob Gott, sie plötzlich verlassen hatte. Dann hörte sie in einer Versammlung (1907) das Gebet einer älteren Frau: „Herr, du machst es richtig. Egal, was Du in unser Leben bringst, aber habe deinen eigenen Weg mit uns“. Ermutigt durch dieses Gebet schrieb sie an diesem Abend ein Lied.
Dieses Lied habe ich schon als Kind in meiner Gemeinde kennen gelernt und ich singe und bete es heute noch. Vielleicht machen Sie es auch zu Ihrem Gebet: „Nimm du mich ganz hin, oh Gottes Sohn. Du bist der Töpfer, ich bin der Ton. Mach aus mir etwas nach deinem Sinn, während ich harre, nimm mich ganz hin.“
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