/ Wort zum Tag
Glaubenserfahrungen
Alexander Nussbaumer über Psalm 136,23.
Der HERR dachte an uns, als wir unterdrückt waren, denn seine Güte währet ewiglich.
Wenn man den Psalm 136 bis zum 23. Vers – unserer heutigen Tageslosung – laut liest, dann hat man bereits dreiundzwanzig Mal den Satz „Ewig währt seine Gnade“ ausgesprochen. Offensichtlich eine Kernaussage. Wie zeigt sich diese ewige Gnade Gottes für den Beter des Psalms?
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In den Versen 5 bis 9 wird Gott als Schöpfer gepriesen. Gottes Gnade zeigt sich in seiner Schöpfung: Er hat „den Himmel in Weisheit gemacht … (und) die Erde über den Wassern gefestigt.“
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In den Versen 10 bis 24 werden Ereignisse aus der Geschichte Israels aufgezählt, in denen Gott seine Gnade erwiesen hat: die Befreiung aus Ägypten, seine Hilfe während der Wüstenwanderung und beim Einzug ins gelobte Land.
„Gott gedachte unser in unserer Erniedrigung,“ heißt es im Tagesvers. Das ist ein weiterer Aspekt. Gottes Volk wurde viele Male erniedrigt. Welche „Erniedrigung“ hier genau gemeint ist, ist nicht auszumachen. Das ist aber auch nicht wichtig. Entscheidend ist die Glaubenserfahrung, die mit dem vielfach wiederholten Refrain des Psalms auf den Leuchter gehoben wird: Gottes Gnade währt ewig. Letztlich bekennen auch wir diese Wahrheit mit jeder Glaubenserfahrung, die wir weitergeben: Gottes Gnade währt ewig.
Den Glauben mit unsern Glaubenserfahrungen bekennen! Das tut der Psalmist – und das sollen auch wir tun. Das griechische Wort für „bekennen“ heißt „martyrein“, von dem das Wort «Märtyrer» abstammt. Das Bekenntnis zu Christus ist und war noch nie ein harmloses Aufsagen von Worten. Es war und ist verbunden mit einer Überzeugung, für die wir mutig hin stehen: Jesus ist der Mensch gewordene Gott. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. An ihm vorbei gibt es keinen Weg zum Vater im Himmel.
Was löst dieses Bekenntnis aus? Ich sehe vier Möglichkeiten:
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Die einen reagieren gleichgültig. Das mag ja schön sein für dich, aber: Das geht mich nichts an.
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Andere fühlen sich angegriffen und reagieren wütend oder abschätzig.
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Wiederum andere sagen sich: Wenn der das so erlebt hat, dann wäre das allenfalls auch etwas für mich. Das ist für denjenigen, der das Bekenntnis ausgesprochen hat, natürlich der beste Fall.
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Und schließlich gibt es jene, die diese Glaubenserfahrung schon selber gemacht haben. Sie werden ins Gotteslob einstimmen und sagen: Ja, so kenne ich das auch aus meinem Leben.
Jesus berichtet in einem kurzen Gleichnis von einem Kaufmann, der alles hergibt, um eine kostbare Perle zu erwerben. Wer den Glauben bekennt, zeigt anderen seine kostbarste Perle. Er geht das Risiko ein, dass andere diese Perle in Frage stellen oder sie in den Dreck werfen. Wer den Glauben bekennt, macht sich verletzlich. Deswegen ziehen sich manche auf sich selber oder in ihren frommen Kreis zurück. Das ist verheerend für alle, die diese Botschaft noch nicht kennen.
Paulus schreibt: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. (Das ist ein Zitat aus Joel 3.) Doch wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand da ist, der verkündigt?“ (Römer 10,13f) Zur Verkündigung sind wir alle aufgerufen. Nicht jeder von uns ist ein Prediger, aber wir alle sind SEINE Zeugen.
Damit kehren wir zum Anfang zurück: Unsere Mitmenschen brauchen uns als Zeugen, damit sie herausfinden aus ihrer Niedrigkeit – wie es im Tagesvers heißt – und selber erkennen, dass Gott gnädig ist.
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