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Ein Ungerechter wird zum Werkzeug Gottes

Matthias Dreßler über Lukas 23,25

Pilatus ließ den los, der wegen Aufruhr und Mord ins Gefängnis geworfen war, um welchen sie baten; aber Jesus übergab er ihrem Willen.

Lukas 23,25

„Pilatus ließ den los, der wegen Aufruhr und Mord ins Gefängnis geworfen war, um welchen sie baten; aber Jesus übergab er ihrem Willen.“ Lukas 23,25

Haben Sie schon einmal unter einer straffen Ungerechtigkeit gelitten? Sie wurden völlig falsch bewertet. Ihnen wurde vorenthalten, was ihnen eigentlich zugestanden hätte. Ungerechtigkeit schmerzt. Gerechtigkeit dagegen wird als normal empfunden.

Gerechtigkeit ist ein Kernbegriff christlicher Ethik. Gerechtigkeit gibt es nie an sich. Sie gestaltet sich nur in einer Beziehung zu irgendetwas oder irgendjemandem. Sie braucht in der Regel ein menschliches Gegenüber. Im Losungswort ist Pilatus im Visier. Als Mitglied der damaligen Regierung kann von ihm erwartet werden, dass er als Teil der Justiz ein gerechtes Urteil fällt. Stattdessen gibt er einen Mörder frei und verurteilt den völlig unschuldigen Jesus, an dem er nichts Böses fand.

Viermal hatte Pilatus zuvor versucht, Jesu Todesurteil zu umgehen. Formal ist Pilatus dennoch an der Verurteilung Jesu schuldig. Dies gilt, auch wenn Pilatus anschließend seine Hände in Unschuld wäscht.

Keine Frage: Eine brutale Rechtsverletzung nimmt ihren Lauf. Eine unkorrigierbare Ungerechtigkeit geschieht. Pilatus stellt den Willen des Volkes über den Willen des Gesetzes. Er spricht wider besseres Wissen ein „Gefälligkeitsurteil“.

Im apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es von Jesus „gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben“. Pontius Pilatus, der später Christ geworden sein soll, wird bis heute sehr unterschiedlich bewertet: Die koptische Kirche schätzt ihn als Märtyrer, die abendländische Kirche bezeichnet ihn als „Gottesmörder“.

Hat Pilatus nur ein menschliches Fehlurteil gefällt oder ist er als Regent zugleich als Werkzeug Gottes anzusehen? Wie so oft unterscheiden sich menschliche und geistliche Betrachtungsweisen: Pilatus tat in seinem ungerechten Urteil, was zugleich dem Heilsplan Gottes entsprach. Jesu Tod am Kreuz lässt sich nicht allein im menschlichen Horizont erklären. Jesu Kreuz entspricht dem Weg und Willen Gottes. Unser Losungswort entstammt Jesaja 53. Dort heißt es über Jesus in einer alten Weissagung: „Obwohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist…“ hat man ihn „den Übeltätern gleichgerechnet“, ihn, der „die Sünde der Vielen getragen hat.“ So widersprüchlich es auch klingen mag: Indem Pilatus Jesus dem Willen des Volkes opfert, geschieht der Wille Gottes.

Jesu Tod und Auferstehung erwirken uns jene Gerechtigkeit, die vor Gott gilt und seiner Liebe entspricht. Wir, die wir manche Ungerechtigkeit tun oder zu lassen, werden im Gericht Gottes durch den stellvertretenden Tod Jesu gerecht gesprochen. Paulus kann darum in Römer 8,31 und 32 voller Erstaunen und Freude ausrufen: „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“.Amen.

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