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/ Wort zum Tag

Denk an mich!

Daniel Eschbach über Psalm 106,4

HERR, gedenke meiner nach der Gnade, die du deinem Volk verheißen hast; erweise an uns deine Hilfe.

Psalm 106,4

Im Auto meines Onkels hing ein Bild seiner Frau, gleich neben dem Steuerrad auf dem Armaturenbrett, eingefasst in einen ledernen Rahmen. Auf dem Rahmen war zu lesen: „Denk an mich – fahre vorsichtig!“ Ich weiß nicht, ob das nötig war, damit er einen anständigen und sicheren Fahrstil pflegte. Vermutlich hätte er das ohnehin getan. Aber die Erinnerung, dass sie auf ihn wartete und das Versprechen, das er ihr wohl gegeben hatte, waren ihm eine zusätzliche Motivation. Er wollte das gute Leben miteinander nicht aufs Spiel setzen. Mir, dem kleinem Jungen, der in den Ferien manchmal mit ihm im Auto unterwegs war, hat sich dieses Bild fest eingeprägt.

Das kam mir wieder in den Sinn, als ich das Wort zum heutigen Tag las. Der Vers wirkt auf mich wie ein „Denk-an-mich-Bild“, das ein Beter Gott gibt. Psalm 106,4 formuliert das Anliegen so: „HERR, gedenke meiner nach der Gnade, die du deinem Volk verheißen hast; erweise an uns deine Hilfe.“ Das bedeutet doch nichts anderes als: „Gott, erinnere dich an mich und an das, was du mir versprochen hast!“

Interessanterweise zählt Psalm 106 detailliert auf, wann, wo und wie Menschen Gott untreu geworden sind. Es gäbe also, wie dem Beter bewusst wird, genügend Gründe für Gott, seine Versprechen und Verheißungen zurückzunehmen. Doch Gott tut dies nicht. Immer und immer wieder wendet er sich seinen Menschen zu. Der Psalm hält das staunend und dankbar fest, mit Formulierungen wie: „Er rettete sie oftmals.“ – „Er gedachte an seinen Bund mit ihnen.“ – „Er ließ sie Barmherzigkeit finden.“ – Gott lebt und handelt genauso, wie es seinem Wesen und Namen entspricht. Der alttestamentliche Gottesname Jahwe ist ja in sich schon ein Versprechen. Er bedeutet: „Ich bin und bleibe bei dir!“ Darum kann der Psalmbeter trotz des erwähnten ellenlangen Sündenregisters Gottes Namen rühmen und den HERRN loben. Entscheidend ist nicht das menschliche Versagen, sondern Gottes Treue. Schon im ersten Satz dieses Gebets wird darum festgestellt: „Halleluja! Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.“

Wenn dem so ist – und darauf vertraue ich – , fragt sich, ob es denn überhaupt nötig sei, Gott an seine Gnade und Treue zu erinnern. Müssten wir nicht viel mehr an unserem Gottvertrauen arbeiten, statt Gott darum zu bitten, dass er sich an uns erinnert und uns hilft? – Nun ja, mein Onkel hat sich damals gerne daran erinnern lassen, dass seine Frau sich von ihm einen vorsichtigen Autofahrstil wünscht. Noch viel mehr gilt: Gott lässt sich gerne daran erinnern, dass er versprochen hat, uns gnädig zu sein und treu zur Seite zu stehen. – „HERR, gedenke meiner nach der Gnade, die du deinem Volk verheißen hast; erweise an uns deine Hilfe.“ Ein solches Gebet ist wie ein Denk-an-mich-Bild vor den Augen Gottes. Nicht nur, dass ich ihn jederzeit um Hilfe bitten kann. Zusätzlichen Rückenwind gibt mir der Gedanke, dass Gott mein Bild, Ihr Bild, unser Bild immer vor Augen hat und sich davon erinnern lässt: „Ich habe versprochen, bei dir zu sein und zu bleiben!“ – So lässt sich ein neuer Tag in Angriff nehmen, im Vertrauen: Gott ist mit uns.

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