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/ Wort zum Tag

Nie gesehen, doch geliebt

Christoph Morgner über 1. Petrus 1,8

Jesus Christus habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb.

1. Petrus 1,8

Jesus Christus habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb“ (1. Petrus 1,8)

Es hat sich vor Jahren in Marburg zugetragen. In der dortigen Landeskirchlichen Gemeinschaft bekommen einige Christen Kontakte zu jungen Chinesen. Diese sind als Studenten in die Universitätsstadt gekommen. Verbindungen werden geknüpft. Die Christen interessieren sich für das Studium der jungen Leute und helfen ihnen nach Kräften, sich in Deutschland zurechtzufinden. Dabei kommen auch Fragen des Glaubens zur Sprache. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus haben die jungen Freunde aus China jeden Glauben an etwas „Höheres“ verloren. Die Christen besorgen Bibeln. Die zentralen Aussagen des christlichen Glaubens kommen zur Sprache. Danach schreibt eine Frau: „Haben Sie herzlich Dank, dass Sie meinem Mann die Sache mit Jesus und der Liebe Gottes so schön erklärt haben. Mein Mann hat vor Freude die ganze Nacht nicht geschlafen.“

Es gleicht einem Wunder: Menschen, die weit vor den Toren des christlichen Glaubens stehen, hören die Botschaft von Jesus Christus und kommen aus dem Staunen nicht heraus. Das geht ja auch in keinen Kopf hinein: Der Herr des Himmels und der Erde, der Heiland und Erlöser hat es auf mich abgesehen. Er hat mich lieb. Und ich darf ihn lieben. So staunt auch Petrus, wenn er an seine Gemeinden schreibt. „Ihr habt Jesus Christus nicht gesehen und habt ihn doch lieb“. Er macht damit deutlich, was Glauben in seinem Kern bedeutet: in einem Liebesverhältnis stehen. Jesus liebt uns, und wir lieben ihn. Die Liebe geht hinüber und herüber. Das macht glücklich. Da kommt Freude auf, vielleicht sogar eine Nacht lang.

Was daran so bemerkenswert ist: Wir haben „Jesus nicht gesehen“. Er ist uns nie körperlich begegnet. Auch die Christen, an die Petrus schreibt, hatten keine persönliche Berührung mit Jesus. Aber sie – und Sie hoffentlich auch – sind ihm begegnet: als er Sie ansprach in seinem Wort und sich das als ein Wort der Liebe und Barmherzigkeit zeigte. Als er uns begegnete im Heiligen Abendmahl und uns die Liebe von Jesus in Brot und Wein regelrecht durch den Magen ging. Und er ist uns begegnet, als wir einem Hilfebedürftigen gegenüberstanden, der uns nötig brauchte und uns an das Jesuswort erinnerte: „Was ihr einem dieser Menschen getan habt, das habt ihr mir getan“. Nein, wir haben Jesus nicht direkt gesehen (wir wüssten schon gerne, wie er damals wirklich auf der Erde ausgehen hat), aber er ist uns begegnet. Seine Liebe zu uns hat unsere Liebe zu ihm entzündet. Genau darauf kommt es an.

So erfährt es der Apostel Petrus, als er nach der Auferstehung Jesus begegnet. Der spricht ihn direkt an: „Hast du mich lieb?“ Jesus fragt Petrus und uns nicht, ob wir etwas an ihm lieben und großartig finden: seine goldenen Worte zum Beispiel, seine vorbildlichen Taten. Nein, Jesus geht’s ums Ganze: „Hast du mich lieb, mich selber und nicht nur etwas von mir. Mich, deinen Herrn und Heiland, deinen Fürsprecher und Erlöser?“

Indem wir auf die Frage von Jesus mit Ja antworten, so wie Petrus das damals getan hat, binden wir uns heute an ihn. Wir schlagen in die Hand ein, die er uns entgegenstreckt. Wir lieben zurück: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe“.

Wer geliebt wird und selber liebt, der empfindet sein Leben als sinnvoll und als wertvoll. Wer geliebt wird, der weiß, wozu er morgens aufsteht und wofür er lebt.

Es gehört für mich zum Schönsten des christlichen Glaubens, dass ich schlicht und einfach bekennen kann: „Ich liebe Jesus“. Das macht mich froh und dankbar. Und vielleicht komme ich auch mal dahin, dass ich, wie unser chinesischer Glaubensbruder, mal eine ganze Nacht schlaflos bleibe, nicht wegen Kummer und Sorgen, die mir im Kopf umherschwirren, sondern aus lauter Freude an Jesus.

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