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/ Wort zum Tag

Gott, der Weltenlenker?

Andreas Schenk über Psalm 33,10.

Der HERR macht zunichte die Pläne der Völker.

Psalm 33,10

Die Natur kann grausam sein. Ein Tiger fällt in seinem Gehege einen Wärter an. Ein Krokodil zieht ein Gnu ins Wasser. Eine Raubmöwe ertränkt eine Taube. Das entsetzt uns. Manche schließen von solchen Beobachtungen auf Gott. Kann es sein, dass Gott menschliche Pläne ähnlich resolut unterbindet? Ohne Rücksicht auf Verluste? Im Alten Testament wird Gott nicht nur als Weltenschöpfer, sondern auch als Weltenlenker beschrieben. Gott hat sich nach vollbrachtem Werk nicht einfach aus der Schöpfung zurückgezogen.

Das zeigt zum Beispiel der Psalm 33. Er besingt beides: Die Schöpfungstaten und die Geschichtstaten Gottes. Da ist die Rede vom Recht und von der Gerechtigkeit Gottes. Und davon, dass die Erde voll von Gottes Güte ist. Der Beter ist überzeugt, dass Macht, Waffen, Rosse und die Größe des Heeres den Königen nichts nützen wird. Die Tageslosung bringt es auf den Punkt: „Der HERR macht zunichte die Pläne der Völker.“ (Psalm 33,10)

Aber: Ist das wirklich wahr? Angesichts des Holocausts, angesichts von vielen kriegerischen Auseinandersetzungen, angesichts der „erfolgreichen“ Ausbeutung von Menschen und Völkern durch andere Menschen kann das doch gar nicht stimmen. Es sind Menschen, die ihre eigenen Pläne durchsetzen und die Lebensträume anderer Menschen zerstören. Und zu viele dieser bösen Pläne gehen auf, zumindest kurzfristig. Da klingt die Losung schon fast zynisch.

„Der HERR macht zunichte die Pläne der Völker.“ Wer das heute öffentlich behauptet, wird wohl von vielen als Spinner belächelt. Trotzdem ist es eine Botschaft der Hoffnung. „Der HERR macht zunichte die Pläne der Völker.“ Als Christinnen und Christen glauben wir, dass Gott nicht nur ein Schöpfergott, sondern auch ein Gott der Geschichte ist. Gott hat sich nicht einfach aus der Welt zurückgezogen. Wir können Gottes Spuren auch in der Geschichte feststellen. In der Geschichte von Völkern und Ländern. Und in unserer eigenen Lebensgeschichte. Das ist entscheidend wichtig.

Ich brauche diese Hoffnung in einer Welt, in der das Handeln des Menschen der Schöpfung und dem Leben mehr und mehr zusetzt. Ich brauche sie in einer Zeit, in der die menschlichen Pläne weder besser noch gutartiger werden. Allerdings kann ich Gottes Heilshandeln in der Schöpfung, in der Geschichte und in meinem eigenen Leben nicht immer erkennen und begreifen. Manchmal auch nicht auf den zweiten Blick. Doch mit dem Psalmbeter will ich daran glauben: „Siehe, des HERRN Auge achtet auf alle, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen …“ (Psalm 33,18).

Gott verliert seine Menschen nicht aus dem Blick. Er bleibt mit ihnen verbunden. Letztlich gehen die bösen, machtgierigen Pläne der Völker nicht auf. Deshalb sagt der Psalmbeter:  „Unsere Seele harrt auf Gott.“ (Ps. 33,20a) Es ist ein hoffnungsvolles Harren, im Glauben, dass es halt trotz allem stimmt: „Der HERR macht zunichte die Pläne der Völker.“

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