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Liebet den HERRN

Bernhard Scharrer über Psalm 31,24

Ich finde es eigenartig. König David bittet im 31. Psalm Gott um Hilfe und drückt ihm sein Vertrauen aus, preist Gottes Treue und bittet um Schutz gegen die Feinde. Und dann kommt ganz unvermittelt die Aufforderung: „Liebet den HERRN, alle seine Heiligen!

Wer sind diese Heiligen? Es sind alle Menschen gemeint, die an Gott glauben. Denn Heilige im Sinne der Bibel sind keine besonders frommen Leute, die Herausragendes getan haben. Heilig sein bedeutet: für Gott zur Verfügung gestellt. Wer also sein Leben Gott anvertraut und ihm nachfolgt, ist ein Heiliger. Und diese Heiligen, also die Gläubigen, werden aufgefordert, Gott zu lieben.

Es kommt mir vor, als will David die Mitbeter seines Psalms darauf hinweisen, dass Schutz und Hilfe von Gott keine Einbahnstraße ist. Vielmehr geht es um eine Beziehung zwischen Gott und dem der Gott vertraut. In dieser Beziehung hat Gott bereits in vielfältiger Weise bewiesen, dass er zu seinen Verheißungen steht. Nun sollen die Gläubigen nicht vergessen, dass es bei einer Beziehung darum geht, Güte und Treue zu erwidern. Aber wie könnte ein Mensch das tun? Der Mensch kann doch Gott in keiner Weise das „Wasser reichen“. Deshalb die Aufforderung: Liebet den Herrn!

Im menschlichen Miteinander wird ja oft darauf geachtet, dass keine Hilfe unvergolten bleibt. Es ist mir kaum einmal passiert, dass jemand einfach nur „danke“ sagte, nachdem ich ihm geholfen hatte. Meistens kam die Aussage „Wie kann ich das nur gut machen“ oder „da muss ich mich aber bald revanchieren“. Offenbar fällt es den Menschen schwer, mit dem Eindruck zu leben, dass sie noch etwas schuldig seien. Und das übertragen sie auch auf das Verhältnis zu Gott. Da wird der Gottesdienstbesuch wie eine Gegenleistung für Gottes Hilfe eingestuft und eine Spende für kirchliche oder missionarische Zwecke als Wiedergutmachung für Oberflächlichkeit im Glauben gesehen. Diese Denkweisen haben aber nichts damit zu tun, wie die Beziehung zu Gott sein soll. David stellt klar: Es geht darum, Gott zu lieben.

Gottes Handeln für die Menschen hat nur einen Grund: Er liebt sie. Die einzige Möglichkeit, wie der Mensch seinerseits die Beziehung zu Gott pflegen kann, ist, dass er Gott liebt. Es gibt nichts, womit wir Gottes Liebe vergelten, also gewissermaßen bezahlen können. Aber eins ist möglich: dass wir die Liebe Gottes erwidern. Und wie geht das? Nun, die Liebe ist nicht in erster Linie eine Gefühlssache, sondern eine Einstellungs- und Willenssache. Das stimmt zwar, passt aber nicht zu Psalm 31. Ich fände es schön, wenn Sie als Beispiel die Feinde nehmen – z. B. so: wenn andere mich angehen, halte ich dann noch weiter an Gott fest.

So ist die Aufforderung „Liebet der HERRN, alle seine Heiligen!“ einerseits eine Herausforderung sich zu überprüfen. Hat der Herr wirklich den ersten Platz in meinem Leben? Und andererseits steht hinter der Aufforderung die Zusage, dass Gott mich zuerst geliebt hat und ich dafür keine Leistung bringen muss.

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