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Was recht ist, dem sollst du nachjagen

Ute Cron-Böngeler über 5. Mose 16,20

Was recht ist, dem sollst du nachjagen, damit du leben kannst.

5. Mose 16,20

Gott hatte sein Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Er hatte es auf der langen Reise durch die Wüste mit Himmelsbrot, Wachteln und Wasser versorgt, so dass es keinen Mangel hatte. Er hatte am Sinai einen Bund mit ihm geschlossen und ihm ein Gesetz gegeben, das das Leben in der Volksgemeinschaft gelingen lassen sollte. Dennoch hatte es oft ungeduldig gemurrt, war ungehorsam geworden, ja hatte an Gott gezweifelt und sich abgewandt. So war es gekommen, dass die Generation, die aus Ägypten befreit worden war, nicht in das verheißene Land einziehen konnte und 40 Jahre lang herumirren musste.

Nun ist es endlich soweit: Die nächste Generation darf das von Gott verheißene Land einnehmen. Sie lagern am Jordan und Mose hält eine große Rede, bevor er die Führung an seinen Nachfolger Josua übergibt, der sich auf der Wüstenwanderung bewährt hat. Noch einmal erinnert Mose an all die Erlebnisse seit der Befreiung aus der Sklaverei und wiederholt die Gesetze, die Gott dem Volk am Sinai gegeben hat. Wenn sie nun das Land einnehmen und ein Nationalstaat auf eigenem Grund und Boden werden, sollen sie nach diesen Gesetzen in einem von Gott geordneten Rechtsstaat leben.

Gott ist ein gerechter Gott, so bezeugt es Mose einige Kapitel zuvor in 5. Mose 10,17-19. Gottes Gerechtigkeit zeigt sich darin, dass bei ihm alle Menschen gleich sind, keiner wirtschaftliche Mittel, Macht und Einfluss für den eigenen Vorteil einsetzen kann und keiner benachteiligt ist, weil er zu den Schwachen der Gesellschaft gehört. Gottes Gerechtigkeit soll nun auch in seinem Volk gelten. Das Volk soll sich ein Vorbild an seinem Gott nehmen, ihm nachfolgen.

„Was recht ist, dem sollst du nachjagen, damit du leben kannst“, sagt Gott durch Mose. Dieses Wort ist zunächst im Textzusammenhang an die Richter und Amtsleute in Israel gerichtet. Menschen sind fehlbar und verführbar, das hat das Volk auf seiner Wanderung immer wieder erlebt. Deshalb sollen die Menschen sich Gottes Gerechtigkeit immer wieder vor Augen führen und zum Vorbild nehmen. Ihre Amtsleute sollen das Gesetz nicht beugen, keinen Unterschied der Person machen und sich nicht bestechen lassen. Warum? Weil nur so das Leben miteinander gelingen kann. Gott hat beides, das Leben und den Lebensraum geschenkt, und er zeigt, wie das Zusammenleben gelingt.

Im Neuen Testament werden diese Gedanken an verschiedenen Stellen aufgegriffen. Der Apostel Paulus zum Beispiel fordert die Christen auf, staatliche Ordnung als von Gott eingesetzte Ordnung zu respektieren (Römer 13) und sich für die Obrigkeit einzusetzen, damit sie „ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit“ (1. Timotheus 2,2).

Vor gut 70 Jahren erlebten wir in unserem Land, wohin ein Unrechtsstaat führt, der sich sein eigenes Recht schafft: Zu Zerstörung und Verwüstung eines ganzen Kontinents, zu Leid und Tod für Millionen von Menschen. Wir können dankbar sein, dass wir nun schon seit 70 Jahren in einem Rechtsstaat leben, der im Wesentlichen für seine Menschen sorgt. Mit einem Recht, das grundsätzlich für alle gleichermaßen gilt, die in diesem Land leben, auch für die Schwachen und Fremden. Ein Geschenk Gottes! Leider ist das vielen nicht mehr bewusst. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, auch heute zu leben, was Gott uns sagt:

„Was recht ist, dem sollst du nachjagen, damit du leben kannst!“

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