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/ Wort zum Tag

Gott macht reich an Gnade

Luitgardis Parasie über 2. Korinther 9,8

Gott kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk.

2. Korinther 9,8

Ich habe gerade ein interessantes Buch gelesen. Ein Journalist fliegt nach Tansania, auf den Spuren seines Urgroßvaters. Der war Missionar in Dörfern um den Kilimandscharo. Der Journalist hat selber überhaupt keine Beziehung zu Kirche und Glauben. Nun taucht er tief ein in die Geschichte seines gläubigen Vorfahren. Besucht Gemeinden, die dieser gegründet hat, und wird dabei von einem einheimischen Pastor begleitet.

Dabei macht er eine interessante Beobachtung. Er schreibt: „Ich habe mich schon daran gewöhnt, dass man in Gegenwart eines afrikanischen Geistlichen eigentlich ständig betet. Man betet vor dem Essen und wenn man andere Menschen trifft, man betet spontan, indem man Gott für den schönen Tag dankt, dafür, dass man etwas zu essen hatte, dass man sicher angekommen ist, und man bittet darum, auch morgen sicher wieder irgendwohin zu kommen. Das ist ungewohnt, aber bald merkt man, was die Betenden davon haben. Nämlich viel mehr vom Leben. Ein Tag besteht aus lauter erfüllten Wünschen. Während der westliche Bürger es als selbstverständlich erachtet, dass er irgendwo ankommt, wenn er von zu Hause losfährt, ist das für den afrikanischen Christen ein erhörtes Gebet. Der Westler erzählt entrüstet, wenn er im Stau gestanden hat, der Afrikaner dankt Gott für den erfolgreich zurückgelegten Weg. Man feiert praktisch den ganzen Tag das Leben.“ Soweit der Journalist Tilman Prüfer in seinem Buch Der heilige Bruno (S. 156).

Was dieser komplett säkulare Journalist beobachtet hat, finde ich sehr spannend. Und ich glaube, genau aus dieser hier beschriebenen Haltung heraus kann der Apostel Paulus davon reden, in allen Dingen allezeit volle Genüge zu haben. Denn objektiv gesehen hatte Paulus ja gar nicht immer genug. Er musste ganz schön kämpfen, musste weite Strecken auf unbequemen Wegen zu Fuß zurücklegen; er musste neben seinen Predigten und Gemeindegründungen auch noch in seinem Beruf als Zeltmacher arbeiten, um finanziell über die Runden zu kommen. Er war oft krank, schwach und angefochten.

Und die tansanischen Christen, die der Journalist Tilman Prüfer erlebt hat, sind materiell viel ärmer als wir im reichen Westen. Und doch ist die Gnade Gottes bei ihnen präsenter. Das lässt den Journalisten übrigens nicht mehr los, auch als er längst wieder in Deutschland ist.

Gott schenkt reichlich Gnade und in allen Dingen volle Genüge, sagt Paulus. In allen Dingen! Es ist schon eine Herausforderung, das so zu sehen. Wenn ich mich gerade damit abquäle, dass ein OP-Termin abgesagt wurde, für den ich schon alles rundherum organisiert hatte. Wenn das Kind wegen Fieber nicht zum Kindergarten kann, ich alles umorganisieren muss und dann auch noch das Auto nicht anspringt. In allen Dingen volle Genüge, auch im scheinbaren Chaos. Ich will von Paulus und den tansanischen Christen lernen. Und mich heute an dem Liedvers festhalten: „Gott, der sich uns hat auserwählt, der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.“

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