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/ Wort zum Tag

Psalm 31,16

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

„Pünktlichkeit gehört zu den deutschen Tugenden“, sagt man. „Wer pünktlich ist, zeigt damit, dass er zuverlässig ist und zielgerichtet lebt und seine Zeit effektiv nutzt.“ Die deutsche Pünktlichkeit ist sprichwörtlich. In unserem Land gibt es Schadenersatz, wenn das Flugzeug Verspätung hat oder die Ankunft der Bahn sich verzögert. Und weil die Terminprobleme auf einigen deutschen Großbaustellen eigentlich ganz untypisch sind, gehören Witze darüber zum Standard-Programm jeder Comedy-Veranstaltung. „Zeit ist Geld!“, heißt es. Und wehe, wenn wir beim Arzt zu lange warten müssen. Das macht uns krank!

Ohne Terminplan geht bei den meisten von uns fast gar nichts. Wir planen alles. Wir kaufen die Zeit eben aus. Unser Leben ist eingeteilt in Jahreszeiten, Fahrzeiten, Arbeitszeiten, Hochzeiten, Freizeiten, Essenszeiten, Sendezeiten, Wartezeiten. Nur der Tod kommt meist überraschend und wirft alle Pläne über den Haufen. „Meine Zeit steht in meinen Händen!“, sagen viele und hoffen, dass ihnen niemand dazwischen funkt und ihre Zeit stiehlt.

In den vergangenen Jahren habe ich manch Neues gelernt im Umgang mit meiner Zeit – nicht zuletzt auch dadurch, dass ich viel mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen zu tun habe und sie schätzen und lieben gelernt habe. Vermeintliche Unpünktlichkeit kann z.B. einfach die Folge einer schlechten Busverbindung sein. Oder dass jemand zu spät zu einem Termin kommt, kann daran liegen, dass er unterwegs jemand getroffen hat, der seine Hilfe brauchte. Was wichtig ist und was nicht, das kann sich innerhalb von Sekunden völlig ändern. Natürlich lieben wir es nicht gerade, wenn andere darüber in unserem Leben entscheiden – aber warum legen wir nicht unsere Zeit vertrauensvoll in Gottes Hände und lassen ihn entscheiden, was wichtig ist?! Das macht Pläne nicht überflüssig. Aber Änderungen müssen dann keine Katastrophen sein, sondern können zu Chancen werden. Ja, wenn ich Gott erlaube, meine Pläne zu durchkreuzen, plane ich gleich anders und rechne mit Überraschungen und spontanen Herausforderungen.

Jesus lebte so. Als er z.B. mit großem Aufgebot unterwegs war nach Jerusalem und durch Jericho kam, stoppte er sein ganzes Programm, weil ein einzelner blinder Bettler nach ihm rief. Und als er am Kreuz hing und die Sünde der ganzen Welt trug und vollbrachte, was in seiner Größe und Tragweite und Herrlichkeit nicht mehr zu überbieten war, da kümmerte er sich trotzdem noch um die Versorgung seiner Mutter und um den verzweifelten Schächer am Kreuz neben sich.

Wer sein Leben plant und ein Ziel im Blick hat und seine Zeit verantwortlich einteilt, muss trotzdem nicht alles andere um sich herum vergessen. Wenn er glauben kann, dass Gott, der Herr, den besten Überblick hat und auch das letzte Wort behält, wird er offen sein für Planänderungen und Fügungen und für Nebensächlichkeiten, die plötzlich wichtig werden. Und er wird sich sogar auf sie vorbereiten.

Ich habe z.B. meist ein gutes Buch dabei, um ein paar Seiten zu lesen, wenn Zeiten sich verschieben. Oder im Wartezimmer beim Arzt nutze ich die Zeit, um für die anderen Patienten und den Arzt und die Schwestern zu beten. Und ich plane zeitlich nicht mehr ganz so eng wie früher und genieße die kleinen Pausen zwischendurch.

Der Apostel Jakobus mahnt seine Gemeinde:

„Und nun ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen -, und wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet. Dagegen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.“ (Jakobus 4, 13 – 15)

Darum: Wer demütig und vertrauensvoll seine Zeit in Gottes Hände gelegt hat, wird nicht verzagen, wenn Dinge sich ändern und Zeiten sich wandeln. Und er wird vorbereitet sein auf den letzten nicht planbaren Termin, den Tod, und keine Angst davor haben.

Darum wohl dem, der zu Gott sagen kann: „Meine Zeit steht in deinen Händen!“

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