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/ Wort zum Tag

Psalm 103,19

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Der HERR hat seinen Thron im Himmel errichtet, und sein Reich herrscht über alles."

Psalm 103,19

„Da hilft nur noch beten.“
Dieser Satz ist in der Weltgeschichte, von unterschiedlichen Menschen, in anscheinend aussichtslosen Situationen gesprochen, zitiert und auch geschrieben worden.
Das heißt: Ich oder wir sind mit unseren menschlichen Möglichkeiten am Ende. Wir können nichts mehr tun. Wir können uns nur noch an den Himmel, an Gott wenden.
In solchen schwierigen Situationen können Menschen die eigenen Worte ausgehen, oder sie bleiben ihnen buchstäblich im Halse stecken. In solch einer Situation greifen seit Jahrtausenden, Menschen zu den Psalmen in der Bibel. Wenn mir die Spucke wegbleibt, hilft es mir sehr, wenn ich mit den Worten, die unzählige Menschen vor mir auch schon gebetet haben, beten kann. Psalmen, das ist praktizierter Glaube, ist gelebte Gottesbeziehung. Psalmen sind Lieder Gebete, die ich mit anderen gemeinsam singen und beten kann. Die Psalmen sind das Gebetbuch Israels. Sie sind auch das Gebetbuch Jesu Christi gewesen. Jesus hat Psalmen gebetet. Juden und Christen beten gemeinsam aus demselben Psalmbuch. Dietrich Bonhoeffer hat die Psalmen als das Gebetbuch der Bibel bezeichnet. Dass die Psalmen das gemeinsame Gebetbuch sind, hat Diet Eman, eine holländische Schriftstellerin erlebt. Nachdem Adolf Hitler in seinem Größenwahn Holland überfallen und besetzt hatte, begann eine brutale, mörderische Hetzjagd auf holländische Juden. Junge holländische Christen versuchten jüdische Familien mit gefälschten Pässen über Rotterdam ins Ausland zu bringen. Sie wurden erwischt, von der SS verhaftet und in deutschen KZs inhaftiert. So kam es in einem KZ zu einer irren und zugleich unbeschreiblichen tröstlichen Situation: Dass sich abends in einer Gefangenenbaracke Juden und Christen zum gemeinsamen Psalmgebet trafen. Sie beteten mit Worten der Psalmen, weil sie keine eigenen Worte mehr hatten, keine Sprache mehr fanden. Diet Eman berichtet von sich: „Ich begann die Psalmen auswendig zu lernen, damit sie mir niemand mehr wegnehmen kann.“
Menschen in verzweifelten, in menschenunwürdigen Situationen wenden sich dem menschenfreundlichen Gott zu. Weil sie darauf setzen, dass da ein Gott ist, im Himmel und auf Erden, der Menschen nicht übersieht. Dessen An-sehen ihr Ansehen ist. Dass sie vor Gott ihre Wertschätzung und ihre Menschenwürde nicht verloren haben. Dass ihr Leben in seinem Licht nochmal neu erscheint. Am Ende des Psalm 103 ist das die wichtige Erkenntnis des Psalmbeters. Er drückt es in einer Sprache aus, die uns heute etwas ungewohnt ist, aber für ihn ist das die beruhigende Erkenntnis: „Dass dieser Gott seinen Thron im Himmel hat.“
Gott im Himmel, das heißt nicht, dass Gott weit weg ist, weg von meiner jetzigen Lebenssituation, sondern dass er näher ist, als ich ahne. Gott ist nicht an Raum und Zeit gebunden. Gott im Himmel, im Universum, das heißt, Gott ist anwesend. Er ist zum Greifen nahe, auch noch in den dunkelsten Höhlen meiner Irrtümer, auch auf meinen irrationalsten falschen Wegen, die ich eingeschlagen habe. Gott ist anwesend zu allen Zeiten, an allen Orten, auch in diesem Augenblick. Denn: „Der Herr hat seinen Thron im Himmel errichtet, und sein Reich herrscht über alles“. Dabei geht es allen Menschen, die diesen Psalm beten, um den Gott, der sich im Alten Testament schon Mose zu erkennen gegeben hatte. Der sein Wesen beschreibt, und sich darin selber treu geblieben ist = barmherzig, freundlich, sich zuwendend, schuldvergebend.
Ein Gott der Menschen mit Achtung begegnet, mit ihnen das Leben teilen möchte, sie um Vertrauen bittet.
Mit diesem Gott kann man leben, im Himmel und auf Erden.
 

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