Psalm 30,4

Das Bibelwort für heute stammt aus dem 30. Psalm. Der Vers 4 lautet: „Herr, du hast mich von den Toten heraufgeholt; du hast mich am Leben erhalten.“ Ein Wunder Gottes. Ein Todgeweihter bleibt am Leben.

Ich denke an ein Mädchen, das im Alter von 6 Jahren an Scharlach und Diphterie erkrankte und anschließend an Herzbeutel- und Herzinnenhaut-Entzündung. Es war in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs. Wegen der Bombenangriffe auf die Heimatstadt lebte die Familie in Tschechien. Penicillin gab es nicht. Der Arzt ordnete konsequente Bettruhe an und verschrieb entzündungshemmende Medikamente. Ein Jahr lang nur liegen und nicht mehr laufen können! Langsam kamen die körperlichen Kräfte wieder. Das Mädchen erhielt Schulunterricht durch seine ältere Schwester, soweit das möglich war. Dann ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Es gab keine deutschen Truppen mehr in Tschechien. Die Sowjet-Armee marschierte ein. Für die verbliebenen Deutschen wurde es richtig gefährlich. Die Familie plante die Flucht in den Westen. Drei Ärzte, die in der Zwischenzeit das Mädchen behandelt hatten, sagten: „Das Kind bekommen sie nicht lebend in den Westen.“ Die Mutter sagte zu Gott: „Ich gebe meine Tochter an dich ab. Nimm sie zu dir oder lass sie gesund werden!“ Gott hat das Zweite getan, aber bis dahin war ein weiter Weg zurückzulegen. - Es gab Leute, die sich gut auskannten mit den Grenzkontrollen. Man packte einen Handwagen, setzte das Mädchen oben darauf und marschierte Richtung Grenze. Man machte sich auf den Weg und kam tatsächlich in das von amerikanischen Soldaten kontrollierte Gebiet. Ein amerikanischer Soldat hatte Mitleid mit der deutschen Familie und ließ sie weiter in den Westen ziehen. Mit der Eisenbahn fuhr die Familie unter abenteuerlichen Bedingungen und kam schließlich in Westdeutschland an. Alle waren glücklich, in der eigenen Wohnung auch noch etwas Platz zu finden. Aber bald begannen wieder die Herzschmerzen, in jedem Jahr ein neuer Krankheitsschub. In den schmerzfreien Zeiten ging das Mädchen in die Schule. Als es zwölf Jahre alt war, trat die Herzkrankheit zum letzten Mal auf. Von da an war die Herzentzündung überwunden. Das Mädchen hat die Schule abgeschlossen, eine Berufsausbildung gemacht und dann in einem Beruf gearbeitet. - 

Ich kenne die Geschichte so genau, weil dieses Mädchen meine Frau geworden ist. Sie hat einen seltenen und wunderschönen Namen: Godiva, auf Englisch Godiva. Der Name stammt aus dem Gotischen und bedeutet Gott hat gegeben, Gottesgabe oder Gottesgeschenk. Wir sind jetzt 50 Jahre verheiratet. Gott hat uns fünf Kinder und fünf Schwiegerkinder und durch sie 12 Enkelkinder geschenkt. Was für ein Gottesgeschenk! Ja, Gott hat sie vom Tod errettet und sie am Leben erhalten. Dafür danken wir ihm und weihen ihm unser Leben. – Vielleicht denkt der eine oder andere: Da habt ihr aber Glück gehabt. Bei anderen geht das anders aus. Sie gehen an ihrer Krankheit zugrunde oder werden plötzlich aus dem Leben abberufen. Das habe ich auch erlebt. Meine Mutter ist im Alter von 57 Jahren an einem Herzanfall im Urlaub verstorben. Eine Katastrophe für meinen Vater und seine vier Söhne! Ich war damals schon mit Godiva befreundet. Sie hat angeboten, in einer Überbrückungszeit den Haushalt meines Vaters zu führen, während die vier Söhne ihrer Berufsausbildung nachgingen. Das hat mein Vater mit großem Dank angenommen. Ich weiß auch, dass es nicht immer so glatt ausgeht. Meine drei Brüder waren jünger als ich und sind alle schon verstorben, zwei von ihnen ohne jede Vorwarnung. Ich kann das nicht erklären, aber ich kann die betroffenen Ehefrauen und Familien Gott anbefehlen und ihn bitten, dass er sich über sie erbarme. Er hat es getan und wird es tun. Unser Leben ist in seiner Hand.