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Jesaja 42,16

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Aber die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen; ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen.

Jesaja 42,16

„Die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen, ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen.“

Blind sein, nicht mehr sehen können: das gehört zu den schlimmsten Erfahrungen meines Lebens. Ich sah auf einmal nach rechts nur noch schwarz. Netzhautablösung, augenärztlicher Notfall. „Sofort in die Göttinger Augenklinik“, sagte der Augenarzt. Dort hieß es aber erst mal: warten und auf vielen verschiedenen Gängen herumsitzen. Sieben Stunden lang. In dieser Zeit sahen mir sechs verschiedene Ärzte und angehende Fachärzte ins Auge. Und fast jeder entdeckte noch etwas. „Ach, auf der anderen Seite haben Sie ja auch noch ein Loch in der Netzhaut!“, rief etwa eine junge Ärztin begeistert über ihre Diagnose. Na, wunderbar, da denkt man, ok, das linke Auge ist kaputt, aber du hast ja noch das rechte – und dann das. Ich war richtig erleichtert, als ich abends endlich den Chef sah und der sich entschloss, mich noch am gleichen Abend zu operieren.

„Die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen.“ In diesen sieben Stunden der Ungewissheit und des Herumsitzens wusste ich wirklich gar nicht, was passieren würde, wie es weitergehen würde. Ein unbekannter, fremder Weg, den ich nicht kannte und nicht wollte. Und ich war innerlich auch irgendwie so erstarrt vor Schock, dass ich gar keine Worte fand zum Beten. 

Gläubige Menschen bleiben gelassener, auch wenn sie einen katastrophalen Befund bekommen - das behauptet jedenfalls ein uns befreundeter Onkologe. Wirklich? Ich frage mich: Hätte ich noch mehr Angst um mein Augenlicht, wenn ich nicht gläubig wäre? Schwer zu sagen. Was ich bestimmt weniger hätte, ist die tröstliche Gewissheit, dass Gott die Fäden in der Hand hält. Das habe ich an jenem Abend ganz praktisch erlebt. Als ich in den OP geschoben wurde, kommt mir der leitende Anästhesist entgegen: Ein alter Bekannter aus unserem früheren Bibelkreis. Er hat sonst nie Dienst im Augen-OP, sagt er, nur zufällig an diesem Tag. Zufällig? Was für eine freundliche Fügung Gottes, dass er just in dieser Nacht im Augen-OP eingeteilt ist! „Die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen“ – manchmal erfüllt Gott Versprechen wörtlich.

Zehn Tage später besuche ich mit meinem Mann einen Gottesdienst auf einem großen Jugendfestival. Ein junger Kollege predigt, sein Thema: Die Heilung des Blinden. Wurde das eigens für mich ausgesucht?
 

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