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/ Wort zum Tag

Psalm 6,3.4

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

HERR, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, HERR, denn meine Seele ist sehr erschrocken.

Psalm 6,3.4

Unser heutiges Bibelwort stammt aus dem so genannten ersten Bußpsalm Davids. Es lässt an so manche Ereignisse und Lebensphasen denken, die den großen König Israels, den Mann nach dem Herzen Gottes, zeitweise in tiefste Anfechtung und Verzweiflung gestoßen hat. Da waren zum einen die bitteren Jahre nach seiner Salbung zum Königtum, in denen er von seinem Vorgänger Saul bis aufs Blut bekämpft wurde. Jahrelang muss er sich als designierter Herrscher Israels von Gottes Gnaden mit seinen Getreuen in der Wüste verstecken, bis endlich der Thron frei wird. Das waren harte Jahre, in denen David viel Geduld üben musste und zugleich gegen allen Augenschein seine göttliche Berufung nicht aufgeben durfte. Und dann kamen die Königsjahre, Reichtum und Macht – und die besonderen Versuchungen, die damit einhergehen. Der Ehebruch mit Bathseba und der indirekte Mord an ihrem Mann war wohl der Tiefpunkt im Leben Davids. Mehrere seine Bußpsalmen - und vielleicht auch unser Psalm 6 - haben in dieser Zeit und Situation ihren Ursprung.

Dieser tiefe Fall hat David umgetrieben wie kein anderes Ereignis, das uns überliefert ist. Nicht einmal der spätere, schmerzhafte Rivalitätskrieg mit seinem eigenen Sohn, Absalom, und dessen tragisches Ende, dürfte dem König so nachgegangen sein, wie die Erkenntnis seiner Schuld, die ihn in dem Moment durchzuckt hat, in dem der Prophet Nathan ihn mit der Wahrheit konfrontiert hat. „Du bist der Mann!“ Damit brach das gesamte Gebäude der Selbstrechtfertigung, der Rationalisierung des Geschehenen und der Verdrängung mit einem Schlag zusammen. „Du bist der Mann!“ Mit einem Mal wusste David, was er wirklich getan hatte. „An dir, Gott, allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan“, bekennt er in Psalm 51, dem vierten Bußpsalm. Das ist eben nicht nur meine Privatsache, wie ich handle, und auch nicht bloß eine Angelegenheit zwischen mir und meinem Nächsten, an dem ich mich versündigt habe. Das hat vor allem mit Gott zu tun – und vor ihm gibt es kein Beschönigen und Verdrängen – da kommen wir nicht umhin, der ganzen Wahrheit ins Auge zu schauen. Und das ist manchmal kaum auszuhalten. Da tun sich Abgründe auf, von denen kein Mensch sonst weiß. Aus einer solchen Situation heraus ist wohl unser heutiges Bibelwort entstanden: HERR, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, HERR, denn meine Seele ist sehr erschrocken.

Sei mir gnädig und heile mich, denn ich bin schwach und sehr erschrocken. Erschrocken über mich! Ich weiß nicht weiter. Aus dieser Situation gibt es keinen Ausweg, denn ich kann Geschehenes nicht ändern, ich kann Schuld nicht einfach wegwischen. Ich bin auf deine Gnade, Gott, angewiesen. Sei mir gnädig, sonst ist mir nicht zu helfen. Der Mann ist körperlich und seelisch fertig und er tut in dieser Situation das entscheidend Wichtige und Richtige. Er ruft seinen Gott an und schildert ihm seine Kraftlosigkeit, seine innere Zerrissenheit, Enttäuschung und Furcht. Sei mir gnädig, Herr, und heile mich! Und indem er so betet, kommt ihm die Gewissheit: „Der Herr hört mein Flehen; mein Gebet nimmt der Herr an.“ Was hindert uns, in das Gebet Davids mit einzustimmen? Ich lade Sie dazu ein.
 

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Kommentare (2)

thomas /

Das kann ich nur unterschreiben! Gott ist wirklich die einzige Adresse, die mir im Leben wirklich helfen kann. Dazu habe ich die Erfahrung gemacht, dass selbst gut gemeinte Hilfe der anderen, oder mehr

Bernd ritter /

Ich war sehr überrascht heute morgen als ich Dich unten als Autor gesehen habe. Ich lassse mir den Text oft vorlesen und hab irgendwie gleich gedacht die Stimme kommt mir irgenwie bekannt vor.Vielen Dank für Deinen Text.Hat mir heute morgen sehr gut getan.