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/ Wort zum Tag

Klagelieder 3,58

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Für viele beginnen jetzt Sommerferien! Und das bedeutet Freizeit, Freiheit, weiter Raum, neue Horizonte entdecken, Entspannung pur und Lebensgenuss. Überall liegt sommerliche Ferienstimmung in der Luft!

Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich viele Menschen solche vom Arbeits- und Lebensdruck befreiten Tage gar nicht leisten können! Für andere ist der Lebensraum zu eng: Nöte, Krankheiten, Arbeitslosigkeit, Beziehungskonflikte in Ehe und Familie oder Mobbing am Arbeitsplatz schaffen schwerwiegende Probleme und bedrohen die Zukunft. Ja, es gibt sie, diese schweren Zeiten! Sie können gerade dann, wenn sich andere entspannen, besonders spürbar werden: Lebenssituationen, die uns jede Zuversicht und Lebensfreude rauben, die uns einengen und lähmen. Viele von Ihnen werden solche Zeiten voller Engpässe kennen!

Umso erstaunlicher ist es, wenn ein betroffener Mensch dann sagen kann: „... und ich gebe die Hoffnung nicht auf!“ Ein solcher Mensch war der jüdische Prophet Jeremia. Im Schicksalsjahr 587 v. Chr. sitzt er auf den noch rauchenden Trümmern der total zerstörten Stadt Jerusalem. Jahrzehntelang hatte er die Führung gewarnt, ihre überhebliche und waghalsige Politik gegenüber Babylon zu ändern – vergeblich. Sie wollte Gottes Absichten nicht berücksichtigen. Nun lagen die Stadt und der Tempel in Schutt und Asche. Jeremia verarbeitete seine tiefe Enttäuschung, Depression und Trauer: Klagend, dichtend, singend, meditierend. Er richtet seine „Klagelieder“ an Gott. Sie sind ein bewegendes Zeugnis davon, wie er sich vor seinem Gott aus dem Gestrüpp von Not, Leid, Verlust, Bankrott und tiefsten Verletzungen frei zu strampeln versuchte!

Dieser leidgeprüfte Mann bringt alles noch einmal zur Sprache – die Schuld seines Volkes, seine erfolglosen Predigten, die jahrelange Ausgrenzung und bedrückende Isolation, aber auch seine Gefühle, elendiglich versagt zu haben und zu wenig mutig gewesen zu sein. Dann aber auch die fast 40 freudlosen Jahre massiver Verfolgungen, Anklagen, Verhöhnungen, falscher Beschuldigungen, Inhaftierungen und Bestrafungen – all das steigt in Jeremia wieder hoch und plagt den Propheten bis an die Grenze des Erträglichen.

Aber – und das ist für mich nach 2500 Jahren immer noch absolut beeindruckend – Jeremia gibt in seiner aufwühlenden Trauerarbeit nicht auf. Er durchbetet alles Schwere mit seinem Gott in einer ungewöhnlich ehrlichen, manchmal fast unerträglichen Intensität!

Und dieses geistige, emotionale und ehrliche Durchkneten von 40 scheinbar verlorenen Jahren führt Jeremia zu befreienden Einsichten und Erkenntnissen!
Eine dieser überraschenden Gewissheiten ist das Wort für den heutigen Tag: „Du führst, HErr, meine Sache und erlöst mein Leben!“
Dieser Satz beendet eine lange Aufzählung von erlebten Anschuldigungen und Übergriffen auf Leib und Leben: Jeremia wurde in die Grube geworfen, gesteinigt und fast ertränkt, mit Füssen getreten, geschlagen und gegeisselt, verleumdet, verwünscht und in aller Öffentlichkeit denunziert!
Aber – mitten in diesen Erfahrungen hat er Gott als den Herrn erfahren, der ihn hindurchgetragen und sein Leben von diesen zerstörerischen Mächten erlöst hat.

Jeremia ist ein Zeuge dafür, dass Gott uns auf eine geheimnisvoll stille, aber äußerst wirksame Art auch in dunkelster Nacht Hoffnung und Zuversicht schenken möchte:
Wenn wir nur im Gespräch mit Gott bleiben!
Wenn wir uns nur vor ihm ausklagen und mit ihm unseren Jammer teilen!
Wenn wir nur auf Gottes Geist achten, der uns trösten, stärken und ermutigen will!

So wie Jakob am Fluss Jabbok dürfen wir beten: „Gott, ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Dass ich von Gott trotz allem gesegnet bin, diese Hoffnung will ich nicht aufgeben. Sie entspannt mich bis ins Innerste, denn „Du, HERR, führst meine Sache und erlöst mein Leben!“
 

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