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/ Wort zum Tag

Jesaja 56,1

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Wahrt das Recht und übt Gerechtigkeit; denn mein Heil ist nahe, dass es komme, und meine Gerechtigkeit, dass sie offenbar werde.

Jesaja 56,1

„Das ist einfach nicht gerecht!“ Wie oft hören wir diesen Satz. Und wie schnell empfinden wir so. Mal ereifern wir uns über die Entscheidung eines Fußballschiedsrichters. Dann wieder geht es um die Steuerrechnung oder um eine Krankheit, die uns ausgerechnet in den Ferien lahm legt. Wir finden es ungerecht, dass Reiche und Mächtige sich scheinbar mehr erlauben können als andere, dass Firmen trotz Rekordgewinnen Arbeitsplätze ab-bauen oder dass Gerichte manchmal Angeklagte aus Mangel an Beweisen freisprechen.

Sachlich mag vieles davon berechtigt sein. Andererseits ist mir beim Nachdenken auch aufgefallen, dass zumindest ich selbst dazu neige, Gerechtigkeit von anderen einzufordern. Ob ich selber zu mehr Gerechtigkeit beitrage, darüber mache ich mir seltener Gedanken. Und vielleicht geht es ja nicht nur mir so. Von anderen Gerechtigkeit zu fordern oder sie wegen ungerechtem Verhalten anzuklagen, das fällt leicht. Auf eigene Wünsche oder vielleicht sogar einmal auf das eigene Recht zu verzichten, um anderen zu mehr Gerechtigkeit zu verhelfen, das könnte dagegen eine echte Herausforderung sein. Und so höre ich das Wort zum heutigen Tag aus Jesaja 56,1 mit gemischten Gefühlen: „So spricht der HERR: Wahret das Recht und übt Gerechtigkeit; denn mein Heil ist nahe, dass es komme, und meine Gerechtigkeit, dass sie offenbart werde.“

In diesem Vers ist zwar das Versprechen enthalten, dass Gott selbst für Gerechtigkeit sorgen will, und das schon bald. Doch ich soll offenbar selbst auch dazu beitragen, denn ich werde ermahnt, das Recht zu wahren und Gerechtigkeit zu üben. Wenn ich im Kapitel Jesaja 56 noch etwas weiterlese, merke ich außerdem: Gott stellt sich unter Gerechtigkeit wohl etwas anderes vor als ich. Es geht nicht darum, den zu belohnen, der das Gute tut. Es geht auch nicht um die gleichmäßige Verteilung des Vorhandenen auf alle. Ja, es geht nicht einmal darum, dass alle erhalten, was sie nötig haben. Vielmehr geht es um gelebte Treue in der Beziehung zu Gott. Gerecht ist, wer Gott treu bleibt, wer das tut, was Gott am wichtigsten ist.

Konkret geht es im Zusammenhang des Bibeltextes um die Einhaltung des Sabbatgebotes. Den Sabbat zu halten bedeutet, Gott treu und damit gerecht zu sein. Und, so verspricht der Prophet seinen Zuhörern: Wer so Gott die Treue hält, dem wird auch Gott treu bleiben. Dieses Versprechen gilt laut dem Propheten zum Beispiel auch für Fremde, also für Ausländer. Gemäß den alten mosaischen Gesetzen hatten diese nämlich nichts im Gottesdienst der Israeliten zu suchen. Doch das soll nun nicht mehr gelten. Gottes Gerechtigkeit führt offenbar dazu, dass neue Menschen in die Gemeinschaft aufgenommen werden, Unwürdige oder Untaugliche sollen nicht (länger) ausgeschlossen werden. Dieser Gedanke fasziniert mich. Wenn ich gerecht sein will – und dazu ermahnt mich der Prophet ja – dann muss ich ein Verhalten einüben, das meine Mitmenschen nicht ausgrenzt. Vielmehr sollen sie sich in der Begegnung mit mir angenommen fühlen. Das ist mein Beitrag zur Gerechtigkeit. Menschen sollen sich gerade dank mir als Teil eines Beziehungsnetzes erleben und so entdecken, dass Gott sie in eine persönliche Beziehung zu ihm einlädt. Dieses Verständnis von Gerechtigkeit mag nicht gerade leichte Kost sein. Aber es ist verheißungsvoll. Wenn Menschen sich nämlich als an- und aufgenommen erleben, wird die Welt gerechter. So wie Jesaja in Gottes Namen sagt: „Denn mein Heil ist nahe, dass es komme und meine Gerechtigkeit, dass sie offenbart werde.“
 

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