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2. Mose 33,15

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Wenn nicht dein Angesicht vorangeht, so führe uns nicht von hier hinauf.

2. Mose 33,15

Es war im Frühjahr 1882. Zwei große Familien hatten im württembergischen Großgartach ihren landwirtschaftlichen Besitz verkauft beziehungsweise versteigert und die ganze verbliebene Habe zusammengepackt. Eltern und Kinder machten sich bereit, die Gegend um das heutige Leingarten bei Heilbronn in Richtung Oberbayern zu verlassen. Die Auswanderer empfingen in ihrer methodistischen Gemeinde den Segen der Zurückbleibenden. Sie wollten zwar innerhalb des Deutschen Kaiserreichs bleiben und nicht wie viele andere ihr Glück in Übersee suchen. Trotzdem war den fest Entschlossenen völlig klar, dass sie ohne Gottes Geleit diesen Schritt vom Königreich Württemberg ins Königreich Bayern nicht wagen würden. Da ging es ihnen wie dem Anführer der Israeliten, Mose, der zum Gott der Väter sagte (2. Mose 33,15): »Wenn nicht dein Angesicht vorangeht, so führe uns nicht von hier hinauf.«

Mose hatte eine turbulente Zeit hinter sich. Als er von einer länger dauernden Begegnung mit Gott zu den Menschen seines Volkes zurück kam, hatten die Nachkommen Israels ihren Glauben sozusagen illustriert. Sie schufen sich in seiner Abwesenheit ein vergoldetes Stierbild, Mose nannte es verächtlich das »Kalb«. Das sollte ihnen helfen, den unvorstellbaren Gott der Väter vor sich zu sehen. Damit verstießen aber die Menschen, die Mose im Auftrag Gottes aus der ägyptischen Sklaverei herausgeführt hatte, gegen den erklärten Willen des Allerhöchsten. Der konnte nicht bildlich dargestellt  und nicht mit Namen genannt werden, das war auch schon vor der schriftlichen Übermittlung von Geboten absolut klar. Durch den schlimmen Verstoß gegen die Umgangsregeln, die zwischen dem Herrn und seinen Geschöpfen galten, war das Vertrauensverhältnis erschüttert.

Nach mehreren Sühneaktionen und heftigen Verhandlungen mit Mose als Vermittler sollte nun die Wanderung der Israeliten wieder aufgenommen werden. Mose machte aber unmissverständlich klar, dass er sich nur in Gottes Begleitung eine Fortsetzung des Weges ins Land der Zukunft vorstellen konnte. Für den einstigen Zögling von Ägyptens Herrscherfamilie galt: »Es geht ohne Gott in die Dunkelheit«, wie es in einem Lied formuliert wird. Ganz genauso, wenn auch auf einer anderen Grundlage, sahen das die damaligen Auswanderer aus Württemberg in Richtung bayerisches Oberland. Ihnen war das Leben von der eigenen Verwandtschaft schwer gemacht worden, seit sie sich für eine lebendige Glaubensbeziehung zu Jesus Christus entschieden hatten. Heute würde man sagen, sie wurden von ihrer Dorfgemeinschaft gemobbt. Darum bedrückte sie die Fremde mit ihren menschlichen, religiösen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten weniger als die feindlich gesonnene Heimat.

Die zum Neuanfang Entschlossenen gingen mit Menschen und mit Gott zu Rate. Sie klärten alles ab, was man vorbereiten konnte und erbaten sich den Segen Gottes für ihren Weg. Unter der Leitung seines Geistes wollten die Württemberger das Wagnis Bayern eingehen. Sie knieten in der methodistischen Versammlung vor dem Kreuz des Christus nieder, um sich in Gottes Namen die Hände auflegen zu lassen. So gestärkt konnten die zwanzig Personen getrost aufbrechen. Sie spürten und erlebten: Das Angesicht des Herrn ging ihnen voran.

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