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/ Wort zum Tag

1. Könige 2,1-2.3

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Als die Zeit herbeikam, dass David sterben sollte, gebot er seinem Sohn Salomo und sprach: Ich gehe hin den Weg aller Welt. So sei getrost und diene dem HERRN, deinem Gott.

1. Könige 2,1-2.3

Der König friert. Dem großen König David, dem Herrscher über sein eigenes Volk wie über viele andere Völker, dem größten Helden seines Volkes, wird die Welt zu kalt. Der König ist alt. Die Lebenswärme verlässt ihn. Die eiskalte Hand des Todes greift nach ihm.

Dabei war das Leben dieses alten, frierenden Menschen erfüllt von Lebensmut und Lebenskraft. Erinnern Sie sich an den jungen Hirtenburschen, der mit seiner Schleuder den großen Goliath besiegt hat? Und dann, wie er dem trübsinnigen König Saul mit den Klängen seiner Harfenmusik die Seele erfreut. Denken wir an den jungen Königsanwärter, der vom Propheten Samuel schon gesalbt war. Aber dann musste er vor den Verfolgungen des Königs Saul durch das Land fliehen. Und in einer Höhle schenkt er dem schlafenden König das Leben. Denken wir auch an den Mann David, der um der Frau Bathseba willen Ehebruch und Mord auf sich lud - und sich dann doch vor Gott demütigte, als der Prophet Nathan ihm im Namen Gottes seine Schuld vorhielt. Und denken wir an den Vater David, der den Verlust seiner Söhne zu beklagen hatte. Der eine Sohn starb wegen Davids Schuld, und der andere fand im Aufruhr gegen den König kämpfend den Tod. Das alles liegt nun hinter dem König. Der weite Weg von der Herde seines Vaters zum Königsthron in Jerusalem ist zurückgelegt. Die Kraft des Helden, der die Feinde besiegte, ist erlahmt. Die Leidenschaft des Mannes, der alles aufs Spiel setzte, wenn es galt, eine Frau zu gewinnen, ist abgestorben. Die Freude an den Erfolgen, der Schmerz über die schweren Verluste: das alles ist vergessen. Nur noch eins macht dem König zu schaffen: er friert, er wird nicht mehr warm in der Welt.

Und nun schildert der Bibeltext eine Szene, wie sie in der ganzen Literatur nicht wieder vorkommt. Der König friert. Ihn wärmen keine noch so dicken Decken. Ihn wärmen nicht die Wärmekissen und die erhitzten Ziegelsteine. Da haben die Großen seines Hofes einen Gedanken und tragen ihn David vor: "Man suche dem König eine Jungfrau, die ihn umsorge und in seinen Armen schlafe und ihn wärme.“ Sie fanden eine – „aber der König erkannte sie nicht." Warum hat man in Israel auch das vom König David erzählt? Nach den Siegen und Heldentaten, nach dem Glück und Glanz seines Lebens nun dieses Bild seines elenden Endes? Ein armer Mann, der keine Wärme mehr findet. Warum hat man nicht den Mantel des Schweigens und des Vergessens darüber gedeckt wie bei den anderen Völkern? Warum wollte Israel seinen größten König auch so darstellen, so hilflos, schwach und am Ende? "Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten", heißt es im Psalm 103. Ein Mensch - das ist jeder Mensch, der König in seinem großen Palast ebenso wie der kleinste Bauer in seiner Hütte.

Es gehört zum Glauben Israels, dass nur einer mächtig, nur einer groß, nur einer ewig ist, nämlich Gott selber, und dass alles Menschliche, so heldenhaft es auch sein mag, im Schatten des Todes steht. Israel kann seinen König verherrlichen, weil es weiß: All seine Herrlichkeit kommt von Gott. Israel kann von der Schuld seines Königs erzählen, weil es weiß: Gott straft die Sünde, und Gott vergibt sie auch. Israel kann auch das Elend seines Königs beschreiben, weil es weiß: Vor Gott geht alles zu Ende, vor Gott ist jeder Mensch in seinem Leben wie Gras, Gottes Gnade aber währt auch in Ewigkeit über allen, die ihn fürchten, über dem König, dem es kalt wird am Ende seiner Tage, aber auch über dem ärmsten Bettler in seinem Reich, der es in seinem Leben nie warm gehabt hat. Weil Gott der Herr ist, ist der König nicht mehr als andere Menschen. Deshalb wird schonungslos offen über sein Leben berichtet. Weil Gott der Herr ist, sind auch die anderen Menschen nicht mehr als der König. Niemand braucht über das Ende des Königs zu spotten. Das Bild Davids ist das Bild jedes Menschen vor Gott, vor dem Tod. Und das gibt der alte König nun weiter an seinen Sohn: Alles wird nur Bestand haben, solange es Gott gefällt. Salomo wird sein Erbe nur verwalten und verteidigen können, wenn er weiß, woher es im Grunde stammt und wer es zuletzt segnen und beschützen muss. Ich bin dankbar, wenn ich dieses Erbe an meine Kinder weitergeben darf: „Ich gehe hin den Weg aller Welt. So sei getrost und sei ein Mann und diene dem HERRN, deinem Gott."
 

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