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/ Wort zum Tag

Psalm 103,12

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein.

Psalm 103,12

Er war alt geworden – und er spürte, dass er nicht mehr lange leben würde. Und er hatte Zeit, viel Zeit. So ging ihm sein ganzes Leben noch einmal durch den Kopf. Er erinnerte sich an viele Einzelheiten. Und es waren nicht nur erfreuliche Ereignisse, die durch seinen Kopf zogen. Da war die Lebensphase, wo er so beschäftigt war, dass er für seine Mitmenschen kaum Zeit hatte. Da war die Enttäuschung, als die Kinder sich anders entwickelten, als er es sich erhofft hatte. Damals hatte es so viel Streit gegeben. Da waren die Gelegenheiten, wo Menschen auf seinen Besuch gewartet hatten, und er war zu Hause geblieben.

All diese vielen verschiedenen Szenen fielen ihm wieder ein, belasteten ihn. Er hätte gerne das eine oder andere ungeschehen gemacht und dafür mehr Gutes getan. Das ging jetzt nicht mehr. Jetzt war es zu spät.
Er war Christ, aber all die Erinnerungen drückten ihn. Öfter bekam er Besuch. Er spürte, dass er die Belastungen ansprechen musste. So fasste er sich ein Herz: „Es tut mir leid“, dieser Satz kam öfter über seine Lippen. Und seine Gäste winkten ab: „Schon gut, das ist doch längst vorbei.“ Aber irgendwie tröstete ihn das nicht wirklich. Und dann – eines Abends – erinnerte er sich an den Satz aus dem alten Psalm, der er in seiner Kindheit hatte lernen müssen: "Sofern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsere Übertretungen von uns sein." Und er erinnerte sich an eine Auslegung eines Predigers: Dorthin wo das Meer am tiefsten ist, dorthin hat Gott unsere Schuld verschenkt. Und niemand kann sie da mehr hoch holen.

Dieses Bibelwort drang durch zu ihm. Es erinnerte ihn an viele Predigten, die er gehört hatte über Jesus Christus, den Sohn Gottes, der sich hatte kreuzigen lassen, um alle Schuld der Menschen auf sich zu nehmen. Noch ein alter Liedvers fiel ihm ein: „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, damit will ich vor Gott bestehen, wenn ich zum Himmel wird’ eingehen.“ Diese Worte trösteten ihn. Sie machten ihn froh und gewiss: Gott nahm ihn an, trotz aller Schuld und Versäumnisse. Jesus Christus war auch für ihn gestorben. Das reichte. Mehr war nicht notwendig, um bei Gott angenommen zu werden.

Wenn wir unser Leben mit anderen vergleichen, dann finden wir wahrscheinlich immer welche, von denen wir denken: Im Vergleich mit ihnen schneide ich doch ganz gut ab. Aber wenn wir unser Leben ansehen mit dem Maßstab Gottes, dann sieht es anders aus. Gottes Maßstab ist die gelebte Liebe, wie sie zum Beispiel in der Bergpredigt beschrieben wird. Diese Liebe beinhaltet vollkommene Ehrlichkeit, Treue und schließt auch die Feinde ein. Und wenn ich diesen Maßstab an mein Leben anlege, dann kann ich nie und nimmer vor Gott bestehen, dann ist für mich kein Platz in Gottes neuer Welt. Dann muss mich Gott von der Gemeinschaft mit sich ausschließen.

Und trotzdem – ich muss und brauche nicht zu verzweifeln. Gott sei Dank. In Jesus Christus ist er in unsere Welt gekommen, um alle Schuld von uns zu nehmen, am Kreuz von Golgatha selbst zu entsorgen. Er hat getan, was niemand sonst tun kann. Er entschuldigt uns Menschen. Im Buch Jesaja heißt es: "Er nahm auf sich unsere Schuld." Wenn mich also mein Gewissen anklagt, dann will ich mich selbst daran erinnern: Meine Schuld ist entsorgt. Jesus Christus hat sie für mich getragen. Deshalb will ich mich auch nicht mehr selbst anklagen.

Wenn ich erlebe, wie Menschen in meiner Umgebung schuldig werden, dann will ich mich daran erinnern: Auch ihre Schuld ist entsorgt. Jesus Christus hat auch sie getragen. Deshalb will ich sie nicht anklagen, sondern verzeihen. Wenn ich erlebe, wie andere Christinnen und Christen sich mit Selbstvorwürfen quälen, dann will ich ihnen zusagen: Dir gilt die Zusage des lebendigen Gottes, dass er deine Schuld von dir genommen hat. Deshalb brauchst du sie auch nicht mehr selbst tragen. Und schließlich: Weil Jesus Christus die Schuld von mir genommen hat, will ich ihm danken und ihn loben und preisen. Die Gewissheit der Vergebung stellt sich oftmals dann ein, wenn ich anfange, Gott dafür zu loben und zu preisen.
 

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