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/ Wort zum Tag

Jesaja 59,1-2

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Siehe, des HERRN Arm ist nicth zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, sodass er nicht hören könnte, sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott.

Jesaja 59,1-2

Es war ihm ein Anliegen, dass sein Bruder vor Ostern das Abendmahl feierte. Der Jüngere war schwerkrank. Außerdem gehörte diese Feier für sie zu den Traditionen der Karwoche. Wir machten uns auf den Weg. Meine rumänische Begleiterin und ich kannten die beiden Brüder persönlich nicht. Die beiden Männer sprachen bald von dem, was sie in Kriegs- und Nachkriegszeiten bis zum Ende der kommunistischen Herrschaft als Deutschstämmige erlebt hatten. Der Jüngere kämpfte immer wieder mit den Tränen. Bald erzählte der Ältere: „Ich kann einfach nicht glauben, Man hat uns früher viel erzählt von Gottes Liebe, seiner Macht, von den Wundem, die Jesus tat. Wenn ich die Weltgeschichte und unsere eigene betrachte, merke ich davon nichts ...“

Gott wird von vielen direkt oder indirekt verantwortlich gemacht für alles, was an Not von Menschen angerichtet und ertragen werden muss. Warum greift er nicht ein und verhindert das, worunter Menschen leiden? (Er ist es also selber, der uns am Glauben hindert. Er scheint ja auch gar kein Interesse an unserem persönlichen Schicksal und dem der leidenden Völker zu haben.) An einen ohnmächtigen Gott zu glauben, ist ja auch eine Zumutung!

Ja, das Leid im eigenen Leben kann übermächtig werden, das anderer Menschen und Völker mag uns fast die Luft abschnüren. Zweifel sind immer wieder vorprogrammiert. So fragten und klagten die Menschen in Israel zur Zeit des Propheten Jesaja: „Kann Gott - oder will er - nicht helfen?“ Auch sie vermissten sein Eingreifen. Werden unsere Gebete nicht gehört? Kein Mensch hat das Recht, solche Menschen und ihren Glauben in Frage zu stellen. Wer unter der Abwesenheit Gottes in seinem Leben leidet, geht einen schweren Weg. Die Frage nach der Ohnmacht Gottes, seiner Liebe, ja seiner Existenz stand und steht im Raum. Jesaja wies damals auf die Ursache hin: „Siehe, des HERRN Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen und seine Ohren sind nicht hart geworden, dass er nicht hören könnte. Eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott!“ Die revidierte Lutherübersetzung spricht hier konkret von Sünde! Sie trennt von Gott! Sie verhindert den Blick auf sein gnädiges Wirken. Verhindert sie auch seinen Segen? Auf jeden Fall, dass wir ihn dankbar wahrnehmen!

Bei jener Abendmahlsfeier geschah etwas, was ich nach unserem Austausch nicht erwartete. Der altere Bruder erbat auch das Abendmahl! Ich war verunsichert, reichte es ihm trotzdem. Trotz seines Unglaubens, trotz meiner Bedenken. Heute fühle ich mich bestätigt. Gottes Arm ist nicht zu kurz, seine Ohren sind nicht taub. Er hört und sieht anders als ich. Er hat andere Möglichkeiten. Wenn er diesen beiden Männern in seinem Wort, bei Brot und Wein begegnete, konnte das mir nicht Mögliche möglich werden: Der Sterbende über den Tod hinaus mit Gottes Hoffnung und Frieden beschenkt! Der Ältere? ... Nein, ich wage nicht zu behaupten, dass er heute an Jesus Christus glaubt. Aber er erlebte, dass Gott auch ihn nicht ablehnt. In uns Besuchern lernte er Christen kennen, die seine Zweifel und seinen Unglauben ganz ernst nahmen, ihm zuhörten, als Bruder und Schwester in Christus seine Gemeinschaft suchten. Wie Gott seinen Weg mit diesen beiden weitergeht? In seinem kommenden und ewigen Reich werden wir es erfahren, werden staunen und Gott loben, weil er geduldig ist, allmächtig und gnädig, denn: „Gottes Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen - und seine Ohren nicht hart geworden, dass er nicht hören könnte!“
 

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