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/ Wort zum Tag

Micha 6,8

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Micha 6,8

Diese Worte des Propheten Micha begleiten mich schon lange. Als ich das erste Mal als Mitarbeiterin auf einer Jugendfreizeit war, bekam ich als Dankeschön ein Buch. Der Leiter der Fahrt schrieb mir diesen Vers hinein.

"Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert." Ja, gesagt wird mir das immer wieder, was Gott bei mir sucht. Suchen und fordern, das ist im Hebräischen dasselbe Wort. Die Übersetzung "Suchen" gefällt mir übrigens gut. Sie erinnert mich an das Gleichnis, das Jesus von einem Weingärtner erzählt (Lukas 13,6-9). Der hatte einen Feigenbaum gepflanzt. Jahr um Jahr kommt er und sucht und findet keine Frucht an ihm. So geht es Gott immer wieder: Er sucht bei den Menschen, die zu ihm gehören. Bei denen, denen er schon viel Gutes getan hat. Ich finde dies Bild einladend. Gott sucht bei mir die Frucht: Der Baum ist gut versorgt mit Wasser und Dünger, so wie Gott mich vor allem anderen schon mit seiner Liebe umgibt und versorgt. Da kann ich wohl Frucht bringen!

Was aber ist diese Frucht in meinem Leben? In unserm Vers wird dreifach ausgedrückt, was diese Frucht ist, die Gott bei uns sucht: Gottes Wort halten. Liebe üben. Demütig sein vor meinem Gott. So heißt es bei Luther. Ich war erstaunt, als ich in den hebräischen Text sah. Ich entdeckte ganz neue Aspekte. Ich kann zum Beispiel auch übersetzen: "Recht tun, Güte lieben und verständig wandeln mit deinem Gott."

Luther hat das "Recht" mit "Gottes Wort" wiedergegeben. Und das hat er mit Recht getan. Nur: Gottes Wort umfasst so viel! Recht tun, das lenkt den Blick auf einen bestimmten Ausschnitt. Und der wird verständlich, wenn ich das Michabuch insgesamt ansehe. Es geht nämlich darum, dass viele Menschen nur ihr eigenes Recht, ihr Wohlergehen im Auge haben. Dabei gehen sie über Leichen. Und meinen, sich dann vor Gott mit Opfern freikaufen zu können. Das kenne ich auch heute - wenn ich ehrlich bin, auch bei mir selbst. Oft achte ich zwar darauf, fair gehandelte Waren zu kaufen - aber dann greife ich doch wieder zu bei einem T-Shirt, das so billig ist, das es mit Sicherheit nicht zur Gerechtigkeit in dieser Welt beiträgt. Recht tun, das heißt, sich dafür einsetzen, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Und dass sie die Möglichkeit haben, ihre Grundrechte auch einzufordern.

Liebe üben oder - anders ausgedrückt - Güte lieben, das ist das zweite. Eine Nuance unterscheidet diese Übersetzungen voneinander, und ich finde, beide zusammen bringen das zum Ausdruck, was wohl gemeint ist: Liebe ist etwas, was man als Gefühl nicht befehlen kann. Taten der Liebe kann ich aber einüben. Meinen Mitmenschen freundlich und liebevoll begegnen, auch wenn derjenige, der die Zuwendung gerade nötig hat, mir nicht besonders sympathisch ist. Ich kann nicht alle meine Mitmenschen gleich lieben. Aber wenn ich das Teilen und Helfen übe, einübe, bekomme ich hoffentlich Freude daran, Gutes zu tun. Ich kann dann sagen: Ich liebe die Güte und Zuwendung.

Das dritte ist: Demütig oder auch verständig wandeln mit deinem Gott. Demut ist ein Begriff, der aus der Mode gekommen ist. Er erinnert viele Menschen zu sehr an ein kriecherisches Verhalten, das sich anderen unterordnet. Gegenüber Gott ist Demut aber eine angebrachte Haltung. Demut heißt für mich: Ich weiß nicht immer schon vorher, was Gott will. Ich bleibe in ständiger Verbindung mit ihm, frage ihn immer wieder neu: Gott, was ist dein Wille? Was ist das Gute, das ich heute tun soll? Was ist die Frucht, die du bei mir suchst? Ist das noch richtig, was ich gestern oder vor einem Jahr als deinen Willen für mich erkannt habe? In Demut wandeln, das kann auch heißen: Mich verwandeln. Mich verwandeln lassen in den Menschen, den Gott haben will.

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Kommentare (1)

marijke /

vielen dank für diese auslegung - sie ermutigt mich und gibt mir eine neue perspektive mit auf den weg.