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/ Bibel heute

Das Abendmahl (2)

Helmut Geggus über Markus 14,17-26.

Und am Abend kam er mit den Zwölfen. Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten. Da wurden sie traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich’s?[...]

Markus 14,17–26

Mit unserer Familie und mit guten Freunden feierten wir neulich eine bestandene Abschlussarbeit unserer Tochter. Das gehörte in diesem Moment einfach dazu. Es war wichtig, Zeit miteinander zu teilen. Einen gelungenen Lebensabschnitt miteinander zu feiern. Das gehört zu unserem Leben.

So hat auch Jesus Christus vor gut 2000 Jahren immer wieder mit verschiedenen Leuten gegessen.
So war Jesus bei der Abschiedsparty des Zollbeamten Matthäus, der einen ganz neuen wichtigen Lebensabschnitt begann. Ein anderes Mal saß Jesus mit ganz frommen Leuten zusammen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es in der Runde um wichtige Gespräche über seine Lehre und den Glauben an Gott ging. Sehr bewegend muss wohl auch das gemeinsame Essen mit seinem Freund Lazarus gewesen sein, nachdem er diesen von den Toten auferweckt hatte.

Immer wieder berichten also die Evangelien von gemeinsamen Essen Jesu mit verschiedensten Leuten. Doch nur von einem Essen heißt es im Lukasevangelium, Kapitel 22, dass sich Jesus ganz besonders darauf gefreut, ja sich sogar danach gesehnt hatte.

Gott selbst hatte den Israeliten dieses gemeinsame Essen im Kreise ihrer Familien jedes Frühjahr vorgeschrieben. Dieses Passahfest sollten die Gläubigen in Jerusalem feiern. Es erinnerte das Volk Gottes an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. „Passah“ heißt „vorübergehen“ und rief jene besondere Nacht in Ägypten ins Gedächtnis. Die Familien sollten sich vor hunderten von Jahren am Abend zusammensetzen, ein Lamm schlachten und dessen Blut an die Türpfosten streichen. Und dieses Blut rettete sie vor dem Todesengel, der an ihren Häusern vorüberging, jedoch bei den Ägyptern Tod und Verderben brachte.

Im Laufe des Passahabends wurde seitdem jedes Jahr wieder das Fleisch des Lammes zusammen mit ungesäuertem Brot gegessen. Ungesäuertes Brot zur Erinnerung an den schnellen Aufbruch in die Freiheit, den die Ägypter nach langem Widerstand noch in dieser Nacht erlaubten. Weiter aß man bei jedem Passafest verschiedene bittere Kräuter und tauchte das Brot in Schüsseln mit Fruchtmus, die auf dem Tisch bereitstanden. Und so wurde der Reihe nach gegessen. Der Familienvater leitete das Essen und sprach an bestimmten Stellen vorgeschriebene Texte, wobei auch immer ein Becher mit verdünntem Wein herumgereicht wurde. Man sang die Psalmen 113 - 118 und hielt so das einzigartige Tun Gottes aus jener Nacht lebendig - soweit in aller Kürze.

Ein Lamm musste sein Blut für das Leben des Volkes vergießen. Hatte das Jesus nicht schon mehrfach seinen Jüngern gesagt? Erst kurz zuvor sagte er ihnen: „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tode verurteilen …“ Und als Johannes der Täufer Jesus zum ersten Mal am See Genezareth sah, hatte er spontan ausgerufen: „Siehe; das ist Gottes Lamm!“
 Und jetzt essen sie miteinander das Lamm und feiern das Passahfest, zur Erinnerung an die Befreiung Israels aus Ägypten und an den Beginn eines neuen Lebens in Freiheit. Und während sie zusammensitzen, wird in vielen Häusern und am Tempel ein Lamm geschlachtet. Musste den Jüngern da nicht klar werden: Dieses Lamm ist Jesus?

Und als Jesus dann beim Austeilen des Brotes die traditionell gesprochenen Worte neu gestaltet und spricht: „Nehmt, das ist mein Leib“ und beim Weiterreichen des Kelches: „Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird“, stelle ich mir vor, dass das den ein oder anderen Jünger ganz tief bewegt hat und vielleicht reifte schon ein Ahnen von dem heran, was da vor sich ging. Doch die Jünger konnten das ganz Neue, das hier schon bruchstückhaft sichtbar wurde, noch nicht erkennen. Es brauchte das Leiden, das Kreuz, die Auferstehung und den Heiligen Geist, um den neuen Bund Gottes zu sehen.

Jesus macht jetzt deutlich, dass einer von ihnen noch ganz in seinen dunklen Gedanken gefangen ist, so sehr, dass er Jesus verrät. Ohne Aufsehen sollte Jesus in der überfüllten Stadt in dieser Nacht verhaften werden. Das hatte Judas mit den Hohenpriestern bereits vor dem gemeinsamen Essen vereinbart. Doch entsetzt und traurig waren die Jünger schon, dass einer von ihnen, ja sogar sie selbst, dazu in der Lage sein könnten. Das wurde ihnen bewusst, als Jesus den kommenden Verrat ansprach.

Nach Pfingsten hat dann die erste Gemeinde dieses Mahl, jetzt Abendmahl genannt, sofort gefeiert. Sie feierten dieses Mahl zum Gedächtnis an Jesus und was sein Sterben am Kreuz für sie bedeutet. Aber auch als Zeichen dafür, dass wir miteinander zur Schar seiner Nachfolger gehören.  

Für mich selbst ist es immer wieder etwas ganz besonderes, dieses Mahl zu feiern. Zu hören: „Dir sind deine Sünden vergeben. Ich, Jesus, bin ganz für dich da. Ich habe mein Leben für dich gegeben. Du gehörst zu mir. Ich habe mit dir durch mein Blut einen Bund geschlossen und wir werden dieses Mahl einmal in der Ewigkeit miteinander feiern.“ So gewiss, wie ich das Brot, den Wein oder Traubensaft hier jetzt schmecke.

Ich liebe diese wenigen Sätze, die einmal Lothar Zenetti formuliert hat:
„Ich war im Kino -
blutüberströmt, fertig gemacht, fiel einer um,
als letzter von allen – das war ein Western!

Ich war in der Kirche -
blutüberströmt, fertig gemacht, stand einer auf,
als erster von allen – Das war Ostern!“

Nach Ostern feiert die christliche Gemeinde dieses Mahl immer wieder. Es erinnert uns an die Grundlage unseres Glaubens. Jesus, der Sohn Gottes, hat sein Leben für uns gegeben. Kaum zu glauben.

Ich feiere dieses Mahl immer wieder gerne, auch dieses Jahr.

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