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/ Bibel heute

Kampf und Leiden

Jochen Hägele über 2. Timotheus 2,1–13.

So sei nun stark, mein Kind, durch die Gnade in Christus Jesus. Und was du von mir gehört hast durch viele Zeugen, das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren. Leide mit als ein guter Streiter Christi Jesu.[...]

2. Timotheus 2,1–13

„… damit du groß und stark wirst!“ – wie oft haben wir Eltern unsere Kinder mit diesem Satz motiviert, den Teller leer zu essen! Ist doch klar: wer stark werden will, muss sich stärken. Wer groß werden will, muss neue Energie zu sich nehmen.

Paulus nennt Timotheus seinen „lieben Sohn“. Eine tiefe Herzensverbindung lag zwischen dem erfahrenen Völkerapostel und dem jungen Gemeindeleiter. Darum sind die beiden Briefe an Timotheus durchzogen von sehr persönlichen Empfehlungen und von inniger Anteilnahme. Geistliches Mentoring sagen wir heute dazu.

Wie kostbar, wenn Menschen solch erfahrene, geistliche Wegbegleiter an ihrer Seite haben. Zugewandt, aber nicht aufdringlich. Nicht von oben herab, vielmehr von innen heraus. Freunde, die zuhören, die mitdenken und mit ihren Gedanken und Gebeten neue Wege erschließen. Ich bin Gott von ganzem Herzen dankbar für solche Impulsgeber, die mich auf dem Weg des Glaubens weitergebracht haben: die Jugendreferentin damals in der Jugendgruppe, der Pfarrer im Religionsunterricht, der Seelsorger, dem ich mein Herz ausschütten konnte. 

Was aber braucht es nun konkret, damit man als Jesusnachfolger „groß und stark“ wird?

Paulus empfiehlt: sei stark durch die Gnade in Christus Jesus.  Gnade ist das wunderbare Wort vom Zugewandtsein Gottes zu uns. Dann, wenn die Bibel davon spricht, wie Gott seinen Menschen heilsam und stärkend nahekommt, eben dann finden wir das Wort von der Gnade. Dabei ist diese Gnade kein schemenhaftes und flüchtiges Etwas. Gottes Gnade hat ein Gesicht, eine Gestalt: „Gnade in Jesus Christus“, so schreibt der Apostel.

Stark wird der Glaube, wo Jesus in unserem Leben groß wird. Fest wird meine Verbindung zu Gott, wenn ich Jesus ganz im Blick habe. Es geht darum, dass der Fokus meines Denkens und meines Handelns auf Jesus Christus ausgerichtet ist.

Erinnern wir uns daran: Paulus sitzt in einem römischen Gefängnis. Er muss damit rechnen, dass er am Ende des Prozesses zum Tode verurteilt wird. Nicht wegen einer Straftat, sondern wegen seines Christusbekenntnisses. Was ihn aber in aller Not und aller Angst standhaft macht, das ist die Nähe und die Kraft seines auferstandenen Herrn Jesus Christus – eben die Gnade. Und die reicht sogar hinein bis in die tiefste Gefängniszelle.

Darum auch die Empfehlung an den jungen Freund Timotheus: ´Schau auf Jesus Christus – der ist deine Stärke, egal was kommt. Timotheus, räume Jesus viel Raum ein. In deinem Denken. In deinem Beten. In deinem Planen. In deinen Beziehungen. In deinem Dienst. Einfach überall.´

Doch dies ist erst der Anfang. Das Wort von der Gnade Gottes soll Kreise ziehen: „Was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren“ (Vers 2). Hier entdecken wir das Geheimnis des missionarischen Gemeindeaufbaus. Ein ganz einfaches und schlichtes Rezept. Einer entdeckt Jesus. Hoffnung macht sich breit. Und eben der erzählt davon weiter. Das Evangelium zieht Kreise. Paulus hat Timotheus gelehrt. Timotheus unterrichtet seine Gemeindemitglieder. Und die werden ermutigt und berufen, selbst wieder mit der Botschaft von Jesus loszugehen. Weitersagen und Weitertragen, was Jesus getan hat. In aller Treue. 

Dabei darf uns der Widerspruch nicht erschrecken. Paulus beschreibt das mit dem Bild vom Soldaten. Er spricht von einem „guten Streiter Christi“. Während viele bei militärischen Vergleichen zurückschrecken mögen, war dies in der Antike eine anschauliche Parallele:  Das Evangelium von Jesus Christus fordert heraus. Es fordert die Hörer heraus, umzukehren. Aber es fordert immer auch Widerstand heraus. Menschen, die widersprechen. Und Menschen, die sogar widerstehen. Dies aber ist kein Grund zu schweigen oder stumm zu werden.

Vielmehr braucht es die Konzentration auf das Eigentliche und das Wesentliche: „Wer in den Krieg zieht, verwickelt sich nicht in Geschäfte des täglichen Lebens“ (V.4) Paulus formuliert noch einen zweiten Vergleich: ein Sportler wird nur dann erfolgreich sein, wenn er sich in seinem Wettkampf an die Regeln hält. Sobald der sich von den Zuschauern oder den Umständen ablenken lässt, verspielt er seine Siegchancen.

Die Frage geht an uns: Was könnte mich heute ablenken und abhalten Jesus ganz zu vertrauen? Was könnte mich einschüchtern und mutlos machen im Glauben? Und wo könnte die Kraft seiner Gnade geschwächt werden, weil sich anderes in den Vordergrund schiebt?

Ausgerichtet auf Jesus Christus – so lautet der Rat des glaubenserprobten Apostels. Volle Konzentration auf sein befreiendes Wort. Fokussiert auf seine wunderbare Nähe.

Und in Zeiten, in denen es eng wird um uns: aufgerichtet durch Jesus Christus. Gestärkt und ermutigt, ihm Schritt für Schritt, voll und ganz zu vertrauen.

„Halt im Gedächtnis Jesus Christus“ (V.8) – wieder solch ein entschiedener Anstoß.  Dabei ist die Nachfolge keine Gedächtnisveranstaltung, in der wir versonnen auf vergangene Tage zurückblicken. Vielmehr ist Jesus heute gegenwärtig. Er, der Auferstandene, der Todbesieger, der Lebensbringer, der Ewigkeitseröffner. Und ob es äußerlich elend aussieht – so eng wie in der Kerkerzelle in Rom. Jesus ist in uns, und damit geht der Himmel seiner Herrlichkeit auf. Jesus ist in uns, so lautet die verbriefte Hoffnung.

In den Schlussversen unseres Abschnitts entfaltet Paulus diese starke Verbundenheit zu Jesus Christus eindrücklich. Alles Gewicht liegt dort auf einer Vorsilbe. Jesus ist gestorben, ja. Jesus hat neues Leben gebracht, ja. Jesus herrscht als Himmelskönig, ja. Sein Werk der Rettung geschieht für uns. Einfach wunderbar!

Aber nun geht seine Erlösung am Kreuz tiefer. Sie geschieht für uns, aber er verbindet sich zugleich unlösbar mit uns: unser alter Mensch ist mit Jesus gestorben. Unser neuer Mensch ist mit ihm auferweckt. Und unsere Zukunft heißt: mit ihm herrschen in Ewigkeit. Das macht uns stark! Und daran halten wir uns fest!

Gerade auch dann, wenn wir versagen. Und wie schnell passiert es, dass wir im Glauben, in der Liebe, in der Hoffnung versagen und untreu werden!

Wie leicht gilt bei uns: „Sind wir untreu…“  Doch gerade an dieser Bruchstelle endet die Parallele. „Sind wir untreu“ – dann zahlt Jesus nicht mit gleicher Münze zurück.

Im Gegenteil: Er hat die Spirale abwärts durchbrochen. Jener Kreislauf von Schuld, von Untreue, von Versagen. Und ob wir das alles mitbringen, und ob wir ihm das alles zumuten: Jesus bleibt treu. Sich bleibt er treu und uns bleibt er treu.  

Auf diese Jesus-Treue kann ich bauen. Die macht mich stark. Und an der halte ich mich fest.

Sicher, es kommen auch Tage, an denen ich das nicht so leicht sagen kann. Zeiten, in denen sich Glaubensschwachheit bei mir breit macht. Aber dann schenkt er mir Menschen, die mir unter die Arme greifen, die mir helfen, den Blick neu auf Jesus zu richten.

Ich bete, dass ich heute für jemand anderen solch ein Glaubens-Ermutiger werden kann.

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Kommentare (1)

Ulla, S. /

Vielen lieben Dank, für diesen sehr Verständnisvollen Beitrag zu dem Bibeltext! Daran kann ich mich gerne erinnern. Danke !