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/ Bibel heute

Die hilflosen Götter und der helfende Gott

Hellmut Behringer über Jesaja 46,1–13.

Bel bricht zusammen, Nebo ist gefallen, ihre Götzenbilder sind den Tieren und dem Vieh aufgeladen, dass sie sich müde tragen an dem, was eure Last war. Sie fallen und beugen sich allesamt, sie können die Last nicht retten; sie selbst müssen in die Gefangenschaft gehen. Hört mir zu, ihr vom Hause Jakob und alle, die ihr noch übrig seid vom Hause Israel, die ihr von mir getragen werdet von Mutterleibe an und vom Mutterschoße an mir aufgeladen seid:[...]

Jesaja 46,1–13

Ganz gleich, wann Sie jetzt Bibel heute eingeschaltet haben, morgens, mittags oder gegen abend –hier geht es um’s Ganze. Es geht nicht um ein bisschen Unterhaltung, sondern um das Wichtigste im Leben. Woran hängen Sie im Leben? Martin Luther sagt: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“

Gott, das ist freilich ein Thema, das mit Missverständnissen belastet ist, oder mit so manchen Enttäuschungen. Das war auch damals so, als ein Prophet mit dem Namen Jesaja davon sprach. In der Frage nach Gott schmelzen die Jahrhunderte einfach weg: Menschen damals sind in dieser Frage wie wir heute.

Freilich, Jesaja hatte keine Bibel in der Hand, er kannte Jesus nicht, und doch sprach er von Gott –nein, besser gesagt, er sprach von verschiedenen Göttern. Er sprachvon ihnen so, als gäbe es sie –jedenfalls für jene, die sie verehrten. Und so begann er mit zwei Namen von Göttern in Babylon, der Hauptstadt der damaligen Weltmacht Babylonien, ungefähr 550 Jahre vor der Geburt Jesu:

„Bel bricht zusammen, Nebo krümmt sich am Boden.“ Bel, der Stadtgott von Babylon, Nebo, der Gott für Wissen und Weisheit, also der auf der intellektuellen Schiene. Nun, was ist mit den Göttern los? Sie haben offenbar ihren Wert verloren und werden abtransportiert. Tiere tragen sich an ihnen müde. Das ist ein aufregender Vorgang, wenn Götter abtransportiert werden. Noch dazu, weil sie doch Götter des damaligen Weltreiches Babylonien sind. Daher ruft der Prophet zum ersten Mal: „Hört auf mich, ihr, die ihr noch übrig seid vom Volk Israel“.

Was hier vor sich geht, ist eigentlich unglaublich ist; es geht doch um eine Großmacht, ein siegreiches Imperium: In der Weltgeschichte folgen sie aufeinander, die Großmächte: Ägypten, Assyrien, Babylonien, Persien, Griechenland, Rom usw.!

Wie beeindruckend Götterstatuen für die Besiegten solcher Großreiche waren, können wir z.B. im Pergamon-Museum in Berlin sehen. Die Menschen, zu denen in unserem Abschnitt gesprochen wird, waren Juden, die ein paar Jahrzehnte vorher aus ihrer Heimat vertrieben worden waren. Die denken eigentlich, jetzt ist alles verloren; unser Gott hat uns wohl vergessen. Unser Volk geht zugrunde. Die Götter der Sieger über Israel sind anscheinend stärker, besser, größer.

Nein, sagt Jesaja, und weiter:„hört mir zu, lasst eure Zweifel. Die Götter hier sind völlig bedeutungslos. Sonne, Mond und Sterne, Weissager und Zauberer helfen euch nicht, Sternbilder sind nicht euer Schicksal. Die im Land verehrten Götterbilder sind nur tote Figuren. Sie sind stumm. Wenn jemand zu ihnen spricht, bekommt er keine Antwort und keine Hilfe. Man schüttelt Gold aus dem Beutel und wiegt Silber auf der Waage.

Man bezahlt einen Goldschmied, damit er einen Gott daraus mache. Das ist doch lächerlich, oder? Solche Götter taugen nichts! (Jesaja 40,19; Jesaja 41,7; Jesaja 40,20). Der Prophet lästert über die Götzenmacher: „Ein Zimmermann wählt sich Holz, benutzt es zum Heizen…, und aus einem Teil davon macht er sich einen Gott, kniet vor ihm nieder und betet: Errette mich, denn du bist mein Gott.“ (Jesaja 44,15). Soweit der Prophet.

Jetzt endlich, wo die fremden Götter an Autorität verloren haben, weil sie eben ein Nichts sind, werden die verzweifelten Menschen in der Verbannung, dem Exil, an ihre Vergangenheit erinnert; im Namen Gottes spricht der Prophet weiter: Ich bin Gott und bringe euch Hilfe, ihr Verzagten! „Denkt an all jenes, was ihr schon mit mir erlebt habt. Ich bin der Gott, der sich unter euch schon als wirksam gezeigt hat“ (Vers 9-10).

Nun können sich die Hörer erinnern: Die Vorfahren der Juden in Babylon wurden von Gott gerettet vor einer Hungersnot, durch Josef in Ägypten. Als sie danach in Ägypten versklavt wurden, half Gott durch Mose, mit den Plagen in Ägypten und dem Auszug durch das Meer, circa 1.200 v. Christus. Dieser Gott wirkt innerhalb der Weltgeschichte. Er wird auch diesmal einen Weg der Befreiung finden, diesmal eben durch die Wüste in das verloren gegangene Heimatland Israel.

Und stellen Sie sich vor: Am fernen Horizont taucht schon ein Retter auf, ein neues Großreich, das zu Israels Befreiung aus Babylonien führt. In Vers 11 wird ein Mann erwähnt, „der Mann vom 0sten her, aus fernem Land, der Gottes Plan ausführen wird“. In Kapitel 41,2 heißt es schon geheimnisvoll: „wer lässt den vom 0sten her kommen, dem Heil auf dem Fuß folgt…“ Gemeint ist Kyrus, der Perserkönig.

Im Buch Jesaja, Kapitel 44 Vers 24, lesen wir: „Gott, dein Befreier…schafft die Erde und den Himmel“, also die Natur. Er ist aber auch zuständig für die Weltgeschichte, sagt er doch (in Vers 28) über Kyrus, den späteren Perser-könig: „Mein Hirte…wird zu Jerusalem sagen: Werde wieder gebaut, und zum Tempel: Werde gegründet“ – was dann auch geschieht, im J. 538 v. Chr.

Der wirkliche Gott kann also durch einen Weltherrscher handeln. Er ist ein Geheimnis. Auch für uns heute, wenn wir die Tagesschau einschalten. Natur und Geschichte liegen in seiner Hand. Nehmen Sie das als Ermutigung für unsere bewegte Zeit mit. Er kann Menschen und deren Denken bewegen.

Woran hängen Sie Ihr Herz? Worauf ist Verlass, im Auf und Ab der Jahrhunderte? Zusammengefasst heißt es im Kapitel 46: Auf IHN, diesen Gott, ist Verlass. Ganz gleich, mit welchen Anliegen ich bei ihm anklopfe, große oder kleine, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Seit dem Kommen Jesu überschreitet diese Hoffnung die Grenzen Israels.

In knapp einer Woche feiern wir wieder die Geburt Jesu, die ein Geschenk Gottes an alle Menschen ist. Wenn Sie mögen, nehmen Sie doch den 4. Vers unseres heutigen Abschnittes als Gruß von Gott mit, ganz gleich, wie alt Sie sich momentan fühlen: „Bis in’s Alter bin ich derselbe. Ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich, Gott, sage und tue es auch. Ich will euch halten, tragen und retten.“

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