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/ Bibel heute

Das Ende des Tempels und die Vorzeichen

Dirk Cehak über Matthäus 24,1–14.

Und Jesus ging aus dem Tempel fort und seine Jünger traten zu ihm und zeigten ihm die Gebäude des Tempels. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren: Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?[...]

Matthäus 24,1–14

Wie fühlt man sich, wenn man diese Worte hört oder liest?

Mir geht dieser Abschnitt recht nahe. Ich finde, man kann die darin beschriebe Not förmlich mit Händen greifen: Eine Hungersnot, ein Volk, das sich gegen das andere erhebt, Verfolgungen, Diskriminierungen, falsche Führer, Verrat, Hass, das ganze Programm. Man könnte auch meinen, man hätte die abendlichen Nachrichten eingeschaltet, anstatt die Bibel aufgeschlagen.

Es geht hier um die ersten Worte der Endzeitrede Jesu im Matthäusevangelium. In diesen Kapiteln wird ein Blick auf das Ende dieser Weltzeit geworfen. Es geht apokalyptisch zu. Apokalyptik heißt: Es wird einen Spalt weit der Vorhang geöffnet, zu dem, was zum Ende hin passieren wird. Das, was man hier zu sehen bekommt, ist sicher keine Schonkost, denn es geht ganz schön zur Sache. Eigentlich hat man allen Grund sich elend zu fühlen, wenn man das liest oder hört. Und man wüsste nur zu gerne, wie die Jünger Jesu das aufgenommen haben. Mit hochgezogenen Augenbrauen? Oder mit einem ängstlich-panischen Blick? Wir wissen es nicht. Ihre Gesichter bleiben für uns hinter dem Vorhang dieser Geschichte.

Wir wissen allerdings, was Jesus damals sagte und was es mit uns heute macht. Was es für uns bedeuten mag, wenn wir diese Endzeitrede Jesu 2000 Jahre später noch einmal hören.

Ich weiß nicht, wie es ihnen dabei geht, bei mir schlagen da zwei Herzen in der Brust.

Zu einem finde ich das einfach nur schrecklich, was da beschrieben und erwähnt wird. Ich will lieber gar nicht dabei sein und so etwas erleben. Denn man liest hier rein gar nichts von Aufbruch in der Gemeinde, einer Erweckung im Volk, von segensreichen Zeiten, von allen diesen schönen Dingen des Reiches Gottes. Vielmehr heißt es: Es bleibt kein Stein auf dem anderen, so Jesus. Es geht auf das Ende zu. Da ist Endzeitstimmung angesagt.

Auf der anderen Seite finde ich aber auch etwas Ehrliches, etwa Ungeschminktes in diesem Bericht. Das Chaos der Welt wird nicht verharmlost oder verschwiegen. Die Welt wird nicht schöngeredet, sondern es wird ihr Niedergang beschrieben. Heute würde Jesus vielleicht schreiben: Es wird Menschen geben, die sich aus Verzweiflung auf Straßen festkleben. Und es werden Fluten in beschaulichen Tälern entstehen, die Menschen in den Tod reißen.

Dennoch macht diese Endzeitrede auch richtig Mut durchzuhalten. Denn die Rettung der eigenen Seele gerät trotz dieses Chaos nicht aus dem Blick. Viel wird den Menschen verheißen, die all das durchstehen, die standhaft sind und beharrlich bleiben.

Bitte fragen sie mich jetzt nicht, an welcher Stelle wir in der Endzeit stehen. Heute im Herbst 2023. Hier ist von Zeichen ist die Rede, welche die Menschen sehen und bewerten werden.

Doch Jesus warnt vor Verführung inmitten all dieser Zeichen. Es wird eine Menge passieren, sagt Jesus, wie der Anfang von Geburtswehen, von denen man(n) oder besser frau weiß, sie kommen und sie gehen, aber wenn die Wehen erst einmal eingesetzt haben, dann ist der Prozess der Geburt unumkehrbar. So ist das auch mit der Endzeit. Ein Prozess, in den wir seit Jesu Geburt, Auferstehung und Himmelfahrt verwickelt und unterwegs sind.

Ich lese diesen Text also nicht so, dass ich ihn mit den Nachrichten vergleiche. Indem ich Erdbeben zähle, oder Hungersnöte deute oder jeden Kriegsschauplatz und Anschlag in dieser Welt als Bestätigung der biblischen Aussagen nehme. Ich persönlich glaube auch nicht, dass alles auf einmal auf uns hereinbrechen wird. Denn vieles ist in der Geschichte schon einmal passiert, Dinge, wo Menschen damals schon dachten: Das ist das Ende, das muss es sein.

Ich möchte die bleibende Botschaft aus dieser Rede Jesu hören. Was ist diese bleibende Botschaft?

1. Es geht dem Ende zu

Das biblische Weltbild ist nicht darauf aus, dass immer alles besser wird. Im Gegenteil: Diese Welt steuert auf einen neuen Himmel und auf eine neue Erde zu, was heißt: Die alte Welt vergeht. Die Welt, in der wir leben und in der wir uns oft recht gut eingerichtet haben, in dieser Welt bleibt kein Stein auf dem anderen. So ist es.

Das wissen auch Menschen, die wenig mit der Bibel und mit Apokalyptik am Hut haben. Nichts ist auf dieser Erde für die Ewigkeit gebaut. Vielmehr ächzt die gefallene Schöpfung auf die neue Schöpfung hin, wie der Apostel Paulus an anderer Stelle schreibt (Römer 8,20ff).

2. Da muss man durch

Das ist der wirklich unangenehme Teil dieser Botschaft. Denn mir ist klar, dass manchen Leuten schon die Last und Bürde ihres eigenen Lebens ausreicht. Manchen ist nichts erspart geblieben. Da braucht es nicht noch die Katastrophen von außen. Dennoch: Wir werden hier alle in etwas mit hineingezogen, wonach wir weder gefragt haben, noch haben wir darum gebeten. Wie kommt man also da durch?

Jesus sagte mal: „In der Welt habt ihr Angst“. Und Ja, es ist zum Fürchten und Grausen. Ich finde, das kann man sich eingestehen, ohne seinen Glauben zu verlieren. Doch dann schiebt Jesus nach: „In der Welt habt ihr Angst, aber ich habe die Welt überwunden.“ Und damit macht Jesus hier ein Licht an, das Licht am Ende des Tunnels, das der nicht übersehen kann, der an Jesus festhält.

3. Man kann es schaffen

Jesus spricht am Ende davon: „Wer aber bis ans Ende beharrt, der wird selig werden“. Das ist kein Versprechen und keine Garantie, sondern eine Verheißung. Wer beharrt, der schafft es. Großartig.

Beharren, das ist ja ein altes Wort, das man manchmal mit Sturheit verwechseln kann. „Da beharrt einer ständig auf seiner Meinung“. Hier geht es sicher um das Beharren auf Jesus, das Ausrichten auf sein Wort, den Blick auf den Neuanfang Gottes, auch wenn es hier zu Ende geht. Daran kann man sich festhalten, sich festkrallen, um nicht verloren zu gehen in diesem Leben und in dieser Welt.

Zum Schluss heißt es:

Das Evangelium soll noch überall in der Welt gepredigt werden, sagt Jesus. Dieses Evangelium ist mehr als nur die Botschaft: „Leute, es geht alles den Bach runter“. Nein: Das Evangelium von Jesus Christus ist die gute Nachricht, dass Rettung möglich ist, nicht die Hiobsbotschaft, das alles aus ist. Das Evangelium soll also leuchten. Wie ein Licht in der Nacht. So lange, bis hier tatsächlich das Licht ausgeht.

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