Navigation überspringen

/ Bibel heute

Bildads erste Rede

Matthias Bank über Hiob 8,1–22.

Vorschaubild: Hiob 8

bibleserver.com

Hiob 8

ERF Bibleserver bietet dir aktuelle Bibelübersetzungen in über 20 Sprachen und viele hilfreiche Funktionen: Übersetzungsvergleich, Kommentare, Notizen, Tags und viele mehr.

bibleserver.com

Der erste Rat der Freunde

In 24 Kapiteln sind zunächst neun Reden der „drei Freunde“ aufgezeichnet, auf die Hiob jeweils antwortet. Was weder Hiob noch die Freunde wissen, ist ein finsterer Deal zwischen dem Teufel und Gott, der in Kapitel 1,6-11 berichtet ist. Dieser Deal ist quasi die „Hintergrundmusik“ des ganzen Geschehens. Der HERR gestattet seinem Feind Satan, Hiobs Gottvertrauen aufs Äußerste zu prüfen.

Nachdem ihn die „Hiobsbotschaften“ erreicht haben und Hiob Kinder, Besitz und Gesundheit verloren hat, sagt er noch fast gleichmütig zu seiner Frau: „Wenn wir Gutes von Gott empfangen haben, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen (2,10)?“

Dann kommen die „drei Freunde“ aus unterschiedlichen Orten zu Hiob, sie trauern mit ihm und schweigen eine Woche lang. Es scheint echte Anteilnahme zu sein. Dann eröffnet Hiob das Gespräch und platzt mit seiner Klage heraus: er verflucht sich selbst, hadert mit den Widersprüchen in seinem Leben und klagt letztlich in seiner Verzweiflung Gott an.

Als erster redet Eliphas auf Hiob ein und doziert über den heiligen Gott und das unreine Geschöpf. Der Tenor seiner Rede ist: „Du hast dein Elend selbst verschuldet!“ und er rät ihm: „Ich würde mich an deiner Stelle wieder zu Gott wenden (5,7).“ Danach spitzt Eliphas noch weiter zu: „Gottes Züchtigung soll dich wieder zurechtbringen. Sei froh drum (5,17)!“

Also: Hiob, erkenne deine Schuld, akzeptiere die Strafen Gottes und kehre um. Dann wirst du wieder Segen erfahren. – So einfach ist das!

Die Reaktion Hiobs

Hiob weist die lieblosen Belehrungen des befreundeten Theologen zurück: „Das ist mir kein Trost, sondern fromm daherkommende Unbarmherzigkeit!“ Wörtlich sagt er: „Wer seinem Nächsten Barmherzigkeit verweigert, der gibt die Furcht vor dem Allmächtigen auf (6,14).“

Weite Teile der Antwort an Eliphas lassen eine Todessehnsucht Hiobs erkennen: „Ich will lieber jetzt sterben, als die Worte des Heiligen verleugnen (6,10). Meine Tage sind ohne Hoffnung vergangen. (7,6) Ich erwarte auch keine Besserung mehr. Selbst wenn ich mich schlafen lege, erschreckst du, Gott, mich mit finsteren Träumen und grauenhaften Visionen (7,14). Gott! Lass ab von mir und mach meinem Leben ein Ende – ehe ich dich doch noch verleugne.“ Und in letzter Verzweiflung schreit er: „Warum vergibst du mir meine Sünde nicht oder erlässt mir meine Schuld nicht (7,21a)?“

Der zweite Rat der Freunde

Jetzt greift Bildad, der zweite Freund ein. Er weist Hiob zurecht: „Wie lange willst du noch so aufbrausen und Gott lästern? Meinst du etwa, dass Gott ungerecht ist (V2.3)?“

Bildad hält Hiob vor: Gott ist nicht ungerecht. Die Lösung für Hiobs Not ist demnach ein einfacher Wenn-Dann-Zusammenhang:

  • Wenn deine Söhne gesündigt haben, dann hat Gott sie zu Recht verstoßen. (V4)
  • Wenn du dich wieder mit Flehen Gott zuwendest, redlich und gottesfürchtig lebst, dann wirst du auch wieder neuen Segen erfahren. (V5-7)

So einfach ist das also: wir erfahren den Segen Gottes, wenn wir ein frommes Leben führen, ansonsten werden wir verstoßen. Ist es wirklich so einfach?

Bildad holt weiter aus: „Mein lieber Freund! Schau doch auf die Generationen zuvor. Unsere Väter haben schon über Gottes Handeln gegrübelt und es nicht verstanden. Wir sind letztlich nur ein Schatten auf der Erde (V8-10).“

Aber was wir zweifelsfrei erkennen können, ist: ohne Wasser wächst kein Rohr und kein Schilf. Ohne Ehrfurcht und eine intakte Gottesbeziehung trocknen wir aus und verdorren (V11.12).

Was sagt Jesus dazu?

Genau das sagt Jesus später von sich selbst: „ICH BIN das Wasser des Lebens, wer MIR vertraut, von dessen Leib werden dann auch Ströme des lebendigen Wassers fließen (Joh. 7,38). Das sagt Jesus in Bezug auf den Geist Gottes, der von IHM ausgeht und durch unser Leben zu den Menschen fließen soll.

Bildad fährt fort: „So geht’s auch den Gottlosen. Eben noch scheinen sie in vollem Saft in der Sonne zu stehen, aber ihre Hoffnung ist wie ein vergängliches Spinnweb, das bald zerreißt und dann schlapp herunterhängt. Das Lebenshaus, das er selbstsicher ohne Gott gebaut hat, wird nicht standhalten und vergehen (V15-19).“

Jesus knüpft am Ende seiner „Regierungserklärung“, der sog. Bergpredigt, daran an (Mt 7,24-27). Auch Jesus sagt im Gleichnis dieses Wenn-Dann:

  • Wenn jemand meine Rede hört und tut, dann steht sein Lebenshaus wie auf einem festen Felsen. Dann wird es den Stürmen des Lebens standhalten.
  • Wenn jemand meine Rede hört, aber nicht tut, dann steht sein Lebenshaus wie auf Treibsand. Dann wird es bei den unvermeidlichen Regenschauern des Lebens unterspült und weggerissen.

Also hat Bildad doch recht? Zwischen Glauben und Wohlergehen, Unrecht und Leid gibt es einen einfachen kausalen Zusammenhang?

Durch Hören und Tun, durch eine ernstgemeinte Gottesfurcht und einen redlichen Umgang mit den Mitmenschen können wir das Leben sichern, Leid vermeiden und letztlich den Segen – ja, den Himmel – Gottes erleben?

Souveranität Gottes

Nein, so einfach ist das nicht! Oder wie wollen wir dann einem Prediger mit halbwüchsigen Kindern erklären, warum seine als Christin engagierte Frau nach jahrelangem Hoffen und Bangen den Kampf gegen den Krebs doch verloren hat?

Ob es uns passt oder nicht: Gott ist in Seinem Handeln jenseits unserer Wenn-Dann-Logiken souverän und uns keinerlei Erklärung schuldig.

Wir sehen dabei oft nur den diesseitigen Verlust. Aber ob wir es nun glauben oder nicht: Gott will uns in sein Reich bringen, das auf der anderen Seite des Leides und Todes auf uns wartet. Das ist das Ziel, auch wenn wir die verschlungenen Wege dorthin durch das Dickicht dieser Zeit oft nicht verstehen.

Unser aufrichtiges Tun bringt uns allerdings nicht in den Himmel. Dass wir dort überhaupt ankommen können, ist allein Gottes unermessliche Gnade und seine schier grenzenlose Vergebungsbereitschaft, die ER in Jesus Christus offenbart hat. Wenn wir das begriffen und angenommen haben, sollte allerdings auch unser Leben entsprechend aussehen.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.