/ Bibel heute
Mahnung zur Geduld
Harald Köchling über Jakobus 5,7–12.

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Jakobus 5
So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. [...] (Jak 5,7-12; LUT)
bibleserver.comDie Entscheidung steht: „Wir müssen noch abwarten! Alles andere hat keinen Zweck!“ Der Familienrat hat soeben getagt und beschlossen, noch nicht mit den Erntearbeiten zu beginnen. Es ist Sommer. Doch in diesem Jahr fällt der August deutlich regenreicher aus als die Jahre zuvor. Es wird eine gute Ernte – vielleicht sogar eine sehr gute. Das kann man jetzt schon absehen. Klar, dass alle in der Familie darauf brennen endlich loszulegen. Doch es dauert noch, bis das Getreide gedroschen werden kann. Das Korn – und mit ihm die Zeit – sind noch nicht reif. Jetzt heißt es geduldig sein und abwarten.
Auch die Menschen, an die Jakobus schreibt, müssen abwarten und geduldig sein. Sie leben in der Erwartung, dass Jesus Christus bald wieder auf diese Welt kommt. Jesus selbst hat seinen Leuten versprochen für alle sichtbar aus dem Himmel zur Erde zurückzukehren. (Matth. 24, 27ff.) Für die, die zu ihm gehören, wird das ein Tag der Freude sein. Sie gehen mit Jesus einer herrlichen Zukunft entgegen. Doch bis es so weit ist, dauert es einige Zeit. Von daher ermutigt Jakobus die Christinnen und Christen: „Seid geduldig bis zum Kommen des Herrn!“
Geduldig sein heißt einen langen Atem beweisen. Es bedeutet dranbleiben, aushalten und nicht aufstecken, bis der entscheidende Moment kommt. Das fällt nicht immer leicht. Doch es lohnt sich zu warten. Um das zu verdeutlichen, erzählt Jakobus von einem Bauern, der abwarten muss. Er weiß aus Erfahrung, dass alles seine Zeit braucht. Die Regenschauer im Herbst und im Frühjahr sind nötig, damit das Getreide wächst. Danach muss das Korn in der Sonne ausreifen. Dann erst kommt die Ernte. Die kostbare Frucht kann endlich eingebracht werden. – Was dieser Bauer erlebt, macht deutlich: Es lohnt sich geduldig abzuwarten.
Das gilt auch im Hinblick auf Jesus Christus. Er kommt eines Tages wieder. Und es lohnt sich auf den Moment seiner Ankunft zu warten. Das gilt für die Menschen zur Zeit des Jakobus genauso wie für uns heute. Wer Jesus vertraut und geduldig auf ihn wartet, wird in seiner neuen Welt willkommen sein. Jesus wird ihn mit offenen Armen empfangen. Und der Tag, an dem das passiert, rückt unaufhaltsam näher. Von daher schreibt Jakobus: „Stärkt eure Herzen!“ Macht euch bewusst, was für eine Zukunft Jesus für euch bereithält. Gebt dem Gedanken daran in euch Raum.
Wie ein leuchtend roter Faden zieht sich der Gedanke an die Wiederkunft Jesu durch das, was Jakobus hier schreibt. Für Jakobus ist klar: Wer ganz und gar auf diesen Moment ausgerichtet ist, wer jederzeit damit rechnet, dass Jesus erscheint, der lebt verändert. Der Gedanke an die herrliche Zukunft mit Jesus füllt sein Herz aus und prägt somit vieles andere im Leben.
Was das Prägen angeht, wird Jakobus hier sehr praktisch. So schreibt er weiter: „Seufzt nicht widereinander“. Mit anderen Worten: Jammert nicht rum. Es macht angesichts der Wiederkunft Jesu wenig Sinn, sich über andere aufzuregen.
Und doch passiert das im Alltag so oft. Mehr noch: Es scheint für viele von uns geradezu eine Lieblingsbeschäftigung zu sein, über andere herzuziehen und sie schlecht zu machen. Am Arbeitsplatz, in der Clique und leider auch in christlichen Gemeinden. „Schau mal, was der wieder gemacht hat…“ „Wie kann die nur so blöd sein…“ - Jakobus kennt solches Gerede; und er warnt davor.
Wer abfällig über andere herzieht, sie bloßstellt und schlecht macht, zeigt damit nur, wie überheblich und anmaßend er selbst ist. Er erlaubt sich ein Urteil über andere. Doch nur Jesus steht es zu, über Menschen zu urteilen. Und der steht schon längst als Richter vor der Tür. Darum rät Jakobus: Lasst dieses Gerede über andere besser sein. Er erinnert damit auch an etwas, das Jesus selbst einmal sagt: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden…“ (Matth. 7,1f.)
Dann wendet sich Jakobus den Menschen zu, die es gerade nicht leicht haben. Er macht ihnen Mut, die Propheten als Vorbild zu nehmen. Schaut, wie geduldig sie alles ertragen haben, was man ihnen angetan hat.
Christ zu sein ist nicht immer einfach. Es kann Ärger bedeuten, wenn ich mit meinem Vertrauen zu Jesus nicht hinter dem Berg halte. Klar, in Deutschland ist es vergleichsweise leicht, als Christ zu leben. Die Schwierigkeiten halten sich meist in Grenzen. Doch in nicht wenigen Ländern dieser Erde werden Christen bedroht und verfolgt. Dann heißt es aushalten und erdulden was auch immer kommen mag. Das ist herausfordernd. In solchen Situationen sind Menschen wie die Propheten Israels mehr als nur gefeierte Helden. Sie werden zum Vorbild.
Genauso auch Hiob. Er hält an Gott fest und erduldet schier unfassbares Leid. Wo andere längst ihr Vertrauen auf Gott über Bord geworfen hätten, hält Hiob an Gott fest.
Von daher erinnert Jakobus an Hiob und schreibt: „ihr habt gehört und gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.“ Gerade für Menschen, die schwer krank sind oder andere leidvolle Erfahrungen machen, kann die Geschichte von Hiob eine ungeheure Ermutigung sein. Am Ende steht ein Mensch vor Gott, der sich über ihn erbarmt und allem Leid ein Ende setzt.
Schließlich kommt Jakobus noch auf das Verhalten der Christen zu sprechen. Sie sollen dadurch auffallen, dass sie ehrlich und aufrichtig sind. Wer sein Leben auf Jesus Christus und seine Wiederkunft ausgerichtet hat, auf den muss man sich zu 100% verlassen können. Sein „Ja“ muss „Ja“ bedeuten und sein „Nein“ „Nein“. Insbesondere warnt Jakobus die Christen davor, Dinge mit einem Eid zu beschwören. Er greift damit etwas auf, was auch Jesus wichtig ist. (Matth. 5, 33ff) Hintergrund dieser deutlichen Warnung ist eine mehr als fragwürdige Unsitte. So gibt es Listen mit Schwüren die gültig sind und solchen die ungültig sind. Genau deswegen kritisiert Jesus die Schriftgelehrten und Pharisäer. „Ihr sagt: Wer beim Tempel schwört, ist nicht an den Schwur gebunden; nur wer beim Gold im Tempel schwört, muss seinen Schwur halten. Töricht und blind seid ihr!“ (Matthäus 23, 16f) Diese Listen sind dazu angelegt Menschen zu täuschen. Man kann beispielsweise guten Gewissens beim Tempel schwören, seine Aufgaben korrekt erledigt zu haben. In Wirklichkeit aber hat man nichts getan und kassiert dennoch seinen Lohn. „So geht das nicht!“, sagt Jakobus sehr deutlich. Wer mit Jesus lebt, soll sich durch ehrliches Verhalten auszeichnen. Auf das, was er sagt, soll man sich verlassen können.
Wer auf Jesus und den Moment seiner Wiederkehr ausgerichtet ist, lebt verändert. Die Aussicht auf die herrliche Zukunft mit Jesus füllt sein Herz aus. Jakobus schreibt: Freut euch auf Jesus. Wartet geduldig darauf, dass er wiederkommt. Und bis es so weit ist, vertraut ihm voll und ganz. Auch und gerade in schweren Zeiten haltet euch an Jesus.
Euer Verhalten soll zeigen, dass ihr jederzeit mit Jesus rechnet. Redet also nicht abfällig über andere. Seid ehrlich! Auf das, was ihr sagt, soll man sich verlassen können.
Was Jakobus schreibt, fordert mich heraus.
Wie kann sich heute im Laufe des Tages zeigen, dass ich ganz auf Jesus ausgerichtet bin und mit seiner Wiederkehr rechnen?
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