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Das Ende Johannes des Täufers
Ralf Gotter über Matthäus 14,1–12.

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Matthäus 14
Zu der Zeit kam die Kunde von Jesus vor den Landesfürsten Herodes. [...] (Mt 14,1-12; LUT)
bibleserver.comDiese Verse aus dem Matthäusevangelium wurden immer wieder aufgegriffen in Dichtung, Musik und Malerei. Es ist eine Geschichte, die Menschen nie losgelassen hat. Denn es geht um Macht und Ohnmacht, Verführungskraft und die Bereitschaft, sich verführen zu lassen, um Sünde und Angst. Aber auch um Treue und Wahrhaftigkeit, um die Frage, wer oder was mein Leben bestimmt. Um Themen also, die heute wie zu allen Zeiten genauso aktuell sind wie vor 2000 Jahren. Dazu kommen Fragen: Konnte diese Hinrichtung von Johannes dem Täufer nicht verhindert werden? Musste das wirklich so geschehen? Warum griff Gott nicht ein? Fragen, für die ich keine einfache Antwort finde.
Da war der angstbesetzte Landesfürst Herodes. Er war einer der Söhne von König Herodes dem Großen. Von ihm hatte er wahrscheinlich die Angst vor dem Verlust der Macht geerbt. Herodes der Große hatte alle aus dem Weg geräumt, von denen er meinte, sie könnten seine Macht gefährden. Brutal ließ er nach der Geburt von Jesus die Jungen von Bethlehem ermorden aus Angst vor dem neugeborenen König der Juden. Als er kurz drauf starb, wurde sein Herrschaftsgebiet auf seine Söhne aufgeteilt. Einer dieser Söhne war dieser Herodes Antipas - so sein voller Name -, von dem der Evangelist Matthäus berichtet. Zu dessen kleinem Herrschaftsbereich gehörten die Landesteile Galiläa im Norden Israels und Peräa nördlich des Toten Meeres. Jesus hatte ihn einmal als Fuchs bezeichnet, wahrscheinlich wegen seiner Schläue, vielleicht auch wegen seiner geringen Bedeutung. Im Volksmund wurde Herodes König genannt, aber er war keiner. Sein offizieller Titel war Tetrarch, ein Landesfürst, und als solcher war er ein Vasall des römischen Kaisers. Wenigstens das wollte er bleiben, diese kleine Macht wollte er nicht gefährden und deshalb war Ruhe im Land sein oberstes Staatsziel.
Eines Tages hört er Berichte von Jesus - und die haben ihn verunsichert. Es muss sein Gewissen getroffen haben, was ihm von Jesus erzählt wurde. Denn kurz zuvor war einer der schwärzesten Tage seiner Karriere. Er hatte Johannes den Täufer hinrichten lassen. Dieser Mord lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Sein Gewissen meldet sich immer wieder. Johannes muss von den Toten auferstanden sein, so deutet er das Auftreten von Jesus. Johannes der Täufer genoss hohes Ansehen im Volk. Seit Maleachi, dem letzten Propheten des Alten Testaments, trat keiner in Israel mehr so auf wie Johannes. Er war der Wegbereiter von Jesus, dem Messias Israels und Heilands der Welt. Das war seine Berufung und seine Freude. Er rief die Menschen auf zur Umkehr zu Gott, die Mächtigen genauso wie die normalen Leute. Er forderte sie auf, ihre Schuld vor Gott zu bekennen, ihr Leben zu ändern und nach Gottes guten Maßstäben zu leben. Als äußeres Zeichen ihrer Umkehr taufte er sie im Jordan.
Wer so kompromisslos predigt, riskiert dabei auch den Zusammenstoß mit den Einflussreichen und Mächtigen. Das ist bis heute so. In vielen Ländern werden Christen verfolgt, wenn sie sich zu Jesus bekennen.
Bei Johannes dem Täufer geschah es spätestens dann, als er den Ehebruch des Fürsten Herodes verurteilte. Es ist dir nicht erlaubt, dass du diese Frau hast, sagte er zu Herodes.
Das war Majestätsbeleidigung, für die er ins Gefängnis kam.
Herodes hätte ihn gern getötet, so heißt es in Vers 5. Im Markusevangelium Kapitel 6 dagegen wird berichtet, das Herodes den Johannes geachtet hat, für seinen Schutz sorgte und ihn gern hörte. Sogar seine Jünger durften ihn im Gefängnis besuchen. Ist das nicht ein Widerspruch? Nein, so ist es oft im Leben. Man freut sich über Menschen, die Gottes Wort weitersagen und sich nicht von Menschenfurcht leiten lassen, die gradlinig und wahrhaftig sind. Aber wenn es dann persönlich wird, wenn es um die Konsequenzen eines Lebens mit Gott geht, da ist es mit der Freude oft erst einmal vorbei. Bei Herodes schlug diese Freude in Hass um.
Noch schlimmer war der Hass seiner neuen Frau Herodias auf Johannes. Herodes hatte sie seinem Bruder Philippus ausgespannt und dafür seine erste Frau verstoßen. Es war doppelter Ehebruch, den Johannes öffentlich angeprangert hatte. Herodes und Herodias waren entrüstet. Sie wollten diese Kritik nicht ertragen. Wie kann sich dieser hergelaufene Prediger in ihre Privatangelegenheit einmischen? Herodias wollte Johannes endgültig beseitigen. Die Geburtstagsparty von Herodes schien dafür eine günstige Gelegenheit zu sein. Sie fand auf derselben Burg statt, in der Johannes gefangen war.
Herodias ließ ihre junge hübsche Tochter tanzen und Herodes war begeistert. Er ließ sich aus einer Mischung von Übermut und Weinseligkeit dazu hinreißen, seiner Stieftochter ein schwerwiegendes Versprechen zu geben.
Dabei benahm er sich wie ein großer orientalischer Herrscher, der er gar nicht war und bekräftigte sein Versprechen mit einem Eid. Herodias hatte nur darauf gewartet und forderte über ihre Tochter den Kopf von Johannes dem Täufer. Sie machte ihre Tochter zur Mörderin.
Herodes wurde darüber traurig, so heißt es im Vers 9 und wieder bekam er Angst. Die Angst, dass sein Ansehen vor seinen Festgästen sinken würde, war viel größer als der Mut, seine falsche Entscheidung zurückzunehmen. Sofort ließ er Johannes hinrichten und erfüllte den schaurigen Wunsch seiner Frau. Er lud große Schuld auf sich, die ihn nicht mehr losgelassen hat.
Später wird er Jesus begegnen. Als Jesus der Prozess gemacht wird, wird er auch vor Herodes geschleppt, der zu dieser Zeit gerade in Jerusalem war. Und wieder ist es so ähnlich wie es mit Johannes war.
Erst freut sich Herodes, Jesus endlich kennenzulernen und dann schlägt diese Freude in Hass um. Er lässt Jesus zu Pilatus, den römischen Gouverneur, überführen, damit dieser ihn zum Tod verurteilt.
Nach der Hinrichtung von Johannes begruben seine Jünger ihn und gingen danach zu Jesus. Sie berichteten ihm, was geschehen war. Zu Jesus gehen. Was sonst wäre wichtiger, wenn Sünde oder Sorgen uns bedrängen? Wo sonst kann es für einen Trost geben, auch dann, wenn Fragen bleiben?
Wo sonst sagt uns einer: Deine Sünden sind dir vergeben, du darfst neu anfangen? Herodes war ganz nah dran an Johannes und später auch an Jesus. Wie gut wäre es für ihn gewesen, wenn er die Kritik von Johannes angenommen, um Vergebung gebeten und sein Leben geändert hätte. Im Leben von Johannes ist das Leben von Jesus vorgezeichnet. Auch er wurde hingerichtet. Es war wie bei Johannes ein Justizmord und doch war es viel mehr. Jesus gab sein Leben am Kreuz als Lösegeld, damit jeder Mensch Vergebung seiner Schuld erfahren kann. Wenn Sünde mich gefangen nehmen will, darf ich sie im Gebet Jesus schildern. Jesus durchbricht diesen tödlichen Kreislauf. Ich darf neu beginnen.
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