/ Bibel heute
Die Ansage kommender Verfolgungen
Dorit-Christina Thielmann über Matthäus 10,16–26a.

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Matthäus 10
Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. [...] (Mt 10,16-26; LUT)
bibleserver.com„Habt keine Angst vor den Menschen!“ Einer der Top-Konfirmationssprüche, die Jugendliche heute wählen. Habt keine Angst vor den Menschen. Für 14-jährige schon ein starker Spruch. Als Teenager müssen sie ihren Weg finden. Da stürmt so vieles auf sie ein, was neu ist, was Glück verspricht und Spaß macht. Und da sind ihre Träume, wie das Leben sein soll.
„Um dein Ziel zu erreichen“, so hören sie von Erwachsenen, „darfst du keine Angst vor Menschen und Herausforderungen haben.“
Jesus gibt seinen Jüngern diese Aufforderung mit. Fürchtet euch nicht vor Menschen, weil euer Auftrag wichtig ist. Ihr sollt die gute Nachricht zu den Verlorenen bringen. Aber bei dieser Mission wird euch Widerstand begegnen. Die größte Gefahr ist, dass ihr selbst die Zuversicht verliert. Weil ihr Angst bekommt.
Warum: Es gibt Bedrohungen, die euch selbst betreffen. Da werden Menschen mit Macht und Einfluss gegen euch sein. Diejenigen, die bestimmen können über Freiheit und Gefangenschaft. Sie werden alles tun, um euch zu vernichten. Aber das ist nicht alles. Ich kann euch nicht versprechen, dass ihr in eurer Familie und in eurer Verwandtschaft Rückhalt bekommt, wenn ihr Jesus nachfolgt. Selbst das engste und liebste Verhältnis, in dem ihr lebt, kann sich gegen euch wenden. Die Familie. Die Geschwister. Eltern und Kinder.
Jesus sagt: Ich sende euch wie Schafe direkt mitten in ein Wolfsrudel hinein!
Wölfe sind ja hungrige Tiere. Sie fressen viel. Aber am liebsten erledigen sie Tiere, die nicht so schwer zu jagen sind, wie die Schafe eben.
Als Schaf im Wolfsrudel zu überleben, ist quasi nicht möglich. Da muss schon ein Wunder geschehen.
Und bei all den Ankündigungen frage ich: Jesus, wie kannst du deine Jünger bei so viel Gefahr und Hass überhaupt losschicken? Wo ist da Gottes Fürsorge? Wie sollen die Jünger das durchhalten, ohne vollkommen zu verzweifeln?
Eigentlich spricht Jesus hier ja auch über sich selbst. Er, der „wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wird“. Der Hass richtet sich gegen ihn. Der Widerstand ist gegen Gott.
Was Jesus seinen 12 Jüngern auf dem Weg gesagt hat, war eine Vorschau auf das, was noch kommt. Versteht doch: wenn sie mich ablehnen, dann werden sie auch die verachten, die mit mir sind. Wenn der Meister abgelehnt wird, werden folglich seine Schüler auch abgelehnt.
„Die Ansage kommender Verfolgungen“, so ist dieser Abschnitt in meiner Bibel überschrieben.
Die ersten Christen waren unter Druck. Verfolgung, Gefängnis, Verleumdung waren an der Tagesordnung. Eine unglaublich schwere Zeit. Die Christen passten nicht zum System. Nicht zum Zeitgeist. Und auch bis heute ist Gemeinde im Sinne Jesu immer herausgefordert dem Geist der Zeit gegenüber.
Anders gesagt: Wer mit Jesus auf dem Weg ist, wird gefordert zur Entscheidung. Unzählige Glaubenszeugen haben sich für Jesus entschieden. Zeugen, die für den Glauben ihr Leben gelassen haben. Und die eine Kraft bekommen haben, die nicht aus ihnen selbst stammte.
Jesus möchte uns vorbereiten. Als seine Nachfolger sind wir in dieser Welt wie Fremde. Wir müssen mit Widerstand rechnen. Und in mancher Situation stehen wir auch hilflos und ohnmächtig dem gegenüber, was geschieht. Wie Schafe, mitten unter den Wölfen.
Dafür aber, so spricht Jesus, seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.
Bei Schlangen stocke ich. Die Schlange, das Tier, das in der Bibel für die Verführung und Gift steht?
Jesus bezieht sich nur auf diese besondere Eigenschaft der Schlange, auf die Klugheit. Er macht hier keine moralischen Aussagen.
Etwa so: Wenn eine Schlange ihre Beute erfassen will, setzt sie ihre Klugheit voll ein, um erfolgreich zu sein.
Klug sein wie Schlangen heißt doch dann, unsere Möglichkeiten zu nutzen.
Und ich finde, das ist heute wichtig. Für uns. Wenn wir uns dafür einsetzen, dass Gottes Liebe in dieser Welt erkannt wird, dann auch die Mittel unserer Zeit zu nutzen:
- Wir können die digitalen Medien einsetzen, um auch Gottes Wort im World Wide Web zu verkünden,
- Wir sind mobil und können auch über Distanzen zusammenkommen. Wenn eine Gemeinde immer mehr schrumpft, ist es dann nicht klug, sich mit anderen Geschwistern zu verbinden?
- Da sehe ich auf einmal so viele Möglichkeiten, die auch die Globalisierung bietet. Vor einiger Zeit erzählte mir ein Bekannter sogar davon, wie er am Flughafen in Tokyo mit einem vollkommen Fremden Mann gebetet hat. Was nicht alles möglich ist und wie das Evangelium um die Welt geht!
Natürlich sollen wir klug sein als Menschen, die in kleiner oder in großer Weise Verantwortung tragen. So spricht Jesus weiter: „Aber auch ohne Falsch wie die Tauben.“
Tauben? Wieder ein Tier, das eine besondere Eigenschaft hat. Eine Eigenschaft, die Gott sehr gefällt. Tauben sind nicht hinterhältig.
Vielleicht haben sie das schon mal beobachtet, im Park oder auf dem Bahnhofsvorplatz: Wenn irgendwo ein Brotkrümel hinfliegt, sind die Tauben gleich da. Eine Taube schleicht sich nicht an.
Keine falschen Kompromisse sollt ihr eingehen, ohne Falsch und ohne Tricksereien sollt ihr sein. Nicht den eigenen Vorteil voll ausnutzen bis zum „Gehtnichtmehr“.
Dann werden die Leute merken, sie können sich auf euch verlassen und auch darauf, was ihr glaubt.
Wie kann ich heute klug sein? Wie kann ich es schaffen, keine faulen Kompromisse einzugehen. Kann ich in den Herausforderungen unserer Zeit standhaft bleiben?
Ich denke wieder an die Jugendlichen, die mit dem mutigen Glaubenszeugnis auf dem Weg sind: „Habt keine Angst vor den Menschen.“
Und ich lese: Es kommt überhaupt nicht auf meine Worte an.
Rechnet mit einem Beistand, der unbeschreiblich ist: Der Geist Gottes, der Geist des Vaters wird euch beistehen. Der Geist eures Vaters wird durch euch reden. „… der Geist eures Vaters wird aus euch sprechen.“
Aber nur beides geht zusammen: Ich bekomme Kraft durch den Geist Gottes, der in mir wohnt und brauche so keine Angst zu haben. Denn hinter mir und allem steht der, der mächtiger ist und stärker und wunderreicher als alles auf dieser Welt.
Ihr Kommentar
Kommentare (5)
... Und israelische Städte gab es gar nicht mehr. Bis zur Neugründung des Staates Israel am 14. Mai 1948. Und nach Jesus werden auch die neuen Städte Israels nicht alle mit der Guten Nachricht von Jesus erreicht sein, wenn er eines Tages wiederkommen wird.
Liebe Grüße aus dem ERF
Lieber Gerhard S..
Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Die Aussage von Jesus: "Wenn sie euch in der einen Stadt verfolgen, dann flieht in eine andere. Ich versichere euch: Ihr werdet mit (eurem … mehrAuftrag in) den Städten Israels nicht fertig werden, bis der Menschensohn kommt." (Matthäus 10,23).
Jesus stellt seine Aussage - „Ihr werdet mit eurem Auftrag in den Städten Israels nicht fertig werden, bis der Menschensohn kommt.“ - in den Zusammenhang, dass seine Leute verfolgt werden. Und wenn das so ist, sollen sie fliehen. Also kein Martyrium um jeden Preis. Und gleichzeitig ermutigt Jesus seine Nachfolger damit: auch wenn sie verfolgt werden, sollen sie an seinem Auftrag festzuhalten: die Gute Nachricht von der Liebe Gottes an die Menschen weitergeben. Dann eben in einer anderen Stadt. Und genau so ist es dann auch geschehen (vgl. Apostelgeschichte 8,1.14).
Wie in der Apostelgeschichte deutlich wird, hat Gott schon recht bald einen Teil seiner Leute ganz gezielt zu den Menschen außerhalb Israels gesandt (Apostelgeschichte 13, 1-7). Gott hat also nicht gewartet, bis seine Leute in allen Städten Israels gewesen sind. Sondern die Mission lief ziemlich früh gleichzeitig in „Jerusalem, Judäa, Samarien und bis an die Enden der Erde“ (Apostelgeschichte 1,8).
Im Jahr 70 n. Chr. haben die Römer dann den Tempel in Jerusalem zerstört. Und die allermeisten Israelis flohen aus ihrem Land und zerstreuten sich über die ganze Welt. Israel hatte danach kein eigenes Staatsgebiet mehr. Und ...
Liebe Pfarrerin Dorit-Christina Thielmann, herzlichen Dank für Ihre Auslegung und für die guten Gedanken zu dem Thema.
Ich erlaube mir hier aber Ihnen den verklärten Blick und die Einstellung zu dem … mehrThema Tauben zu ernüchtern.
Meine Beobachtung ist, das diese Tiere nur einem Gesetz folgen „ Der, Die Stärkste gewinnt. Da wird nichts geduldet, sozial gibt es da nicht. Fällt ein Krümmel runter, setzen sich die Stärksten rücksichtslos ein. Die Hackordnung ist klar.
Ich wünsche uns Christen, dass wir erkennen wo wir so sind wie die Tauben, mit Zuschreibungen positiv bedacht und in Wirklichkeit, egoistisch und rücksichtslos sind, mögen wir das erkennen und wahrnehmen.
Der Herr schenke uns einen klaren Blick für unser Handeln.
LG
Wie ist die Aussage in Vers 23b, zu verstehen, wo Jesus sagt, dass die Jünger mit ihrem Auftrag in den Städten Israels nicht fertig werden, bis der Menschensohn kommt?
Ist eine gute Erklärung des heutigen bibeeltextes, Gott befohlen