/ Bibel heute
Psalm 139
Eine Auslegung zum Text der fortlaufenden Bibellese
"Herr, du durchschaust mich, du kennst mich bis auf den Grund.1 2 Ob ich sitze oder stehe, du weißt es, du kennst meine Pläne von ferne..."
Ich tue mir manchmal selber nicht gut. Den Morgen habe ich gut geplant. Ich will in Ruhe aufstehen, gemütlich frühstücken, ruhig zur Kirche gehen. Das tut mir gut. Dann kommt irgendetwas Unvorhergesehenes dazwischen. Vielleicht finde ich ein Kleidungsstück nicht. Vielleicht muss ich den Schlüssel suchen. Manchmal wandelt bei mir Unvorhergesehenes wohltuende Ruhe in schadende Anspannung, Hektik, Stress. Nein, ich habe mich nicht immer im Griff. Ich tue mir manchmal selber nicht gut.
Ich bin nicht gerade der Schlankste. Immer mal wieder möchte ich abnehmen. Eine Zeit lang schaffe ich weniger, richtig und ruhig zu essen. Aber dann überwältigt mich mein innerer Schweinehund. Dann lege ich mit dem Essen wieder so richtig los. Nein, ich habe mich nicht immer im Griff. Ich tue mir manchmal selber nicht gut.
Dann brauch’ ich den, der mir gut tut, den guten Freund, den guten Gott. Von Gott schwärmt der Psalmist. Zunächst bekennt er seine Allwissenheit mit den Worten „Ob ich sitze oder stehe, du weißt es“.
„Big brother is watching you“ ist dabei nicht gemeint. Gott beobachtet uns nicht um uns zu kontrollieren. Er will für uns segensreich sein. Er hat uns deshalb stets so im Auge wie ein guter Vater seine Kinder. Dieser liebende Vater weiß alles über uns. Er kennt uns. Ich tue mir manchmal selber nicht gut. Sie tun sich manchmal selber nicht gut. Deshalb ist gut, wenn wir die Erfahrung des Psalmisten teilen. Er sagt: „Von allen Seiten umgibst du mich, ich bin ganz in deiner Hand“ lieber Gott.
Dessen Allgegenwart betont der Psalmist. Ich muss nicht überall sein. Sie müssen nicht überall sein. Sind wir immer da ganz bewusst, wo wir gerade sind. Leben wir so, verlieren wir Fahrigkeit, gewinnen Gelassenheit. An einem Ort zu sein und nicht geistig schon woanders ist für Menschen richtig – aber nicht für Gott.
Er ist an verschiedenen Orten. Er ist bei den Evangelischen. Vorgestern war Reformationstag. Er ist beiden Katholiken. Gestern war Allerheiligen. Er ist bei den Freudvollen, die, wie ich, übermorgen Geburtstag haben. Er ist bei denen, die im grauen November eher schwermütig auf Totensonntag und Volkstrauertag blicken. Unser Vater im Himmel ist bei jedem, für jeden wirklich da. Das macht seine Väterlichkeit und Allgegenwart aus.
Der Psalmist beschreibt ihn aber nicht nur als allwissend und allgegenwärtig, sondern auch als allwirksam. Gott ist zumindest oft wirksam. Deshalb schreibt der Psalmist: „Du hast mich geschaffen mit Leib und Geist“. Dafür dankt er ihm. Gut, sind wir mit unserem Leben so zufrieden, dass wir Gott ehrlichen Herzens danken können.
Beim Psalmisten war das wohl zumindest nicht ganz so. Denn er bittet Gott die Ungläubigen umzubringen. Alttestamentliche Sprache klingt manchmal brutal. ISIS-Kämpfer bringen heute ihrer Meinung nach Ungläubige um. Christen tun das Gegenteil. Sie dienen dem Leben. Sie dienen Gott und Menschen.
Deshalb schließe ich mit folgendem Gedanken. Wir sind fehlerhafte und doch liebenswerte Menschen. Der Vater im Himmel liebt uns immer. Das kann es uns erleichtern zu ihm zu beten. Unser Gebet kann enden wie Psalm 139, also mit den Worten „Und wenn ich in Gefahr bin, mich von dir zu entfernen, dann bring’ mich wieder auf den Weg zurück“.
Das ist ein guter Weg. Gott tut uns gut. Glaube tut uns gut. Tun Sie dem Nächsten und auch sich selber gut. Gott segne Sie – im ganzen November.
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