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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Wo war Gott, als ich in Not war?

Annegret Schneider über Klagelieder 3,31-32.

Denn der Herr verstößt nicht ewig; sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte.

Klagelieder 3,31-32

Viele Menschen haben so oder ähnlich schon gefragt – oder haben entsprechende Fragen von anderen mitbekommen. Es gibt Momente im Leben, da scheint Gott unendlich weit weg zu sein.  Unerreichbar. Dieses Empfinden ist wohl fast so alt wie die Menschheit selbst. In den Psalmen, dem Liederbuch des Alten Testaments zum Beispiel, wird dieses Empfinden von unterschiedlichen Dichtern beklagt.

Ein ganzes Buch im Alten Testament heißt sogar „Klagelieder“ – Zweifel und seelischer Aufruhr werden nicht unter den Teppich gefegt. Die Verfasser der biblischen Bücher verschweigen ihre Nöte nicht. Sie wenden sich mit ihren Beschwerden direkt an Gott und reden mit ihm über das, was sie bewegt.

Das wird ein Grund dafür sein, dass sie, nachdem sie ihr Leid bekundet haben, wieder Licht sehen und wieder Hoffnung schöpfen. Sie besinnen sich darauf, dass Gott über allem steht und dass seine Güte groß ist.

Der Prophet Jeremia, dem das Buch der Klagelieder zugeschrieben wird, tut genau das – er redet sich seinen Kummer von der Seele. Dabei weiß er stets, dass Gott die Geschicke in der Hand hält – so oder so.

In der Übersetzung der BasisBibel klingen die Verse 31 und 32 aus Klagelieder 3 so: „Wenn der Herr einen Menschen verstößt, dann verstößt er ihn nicht für immer. Auch wenn er straft, erbarmt er sich wieder. Unfassbar groß ist seine Güte.“

Hier ist also nicht vom „lieben Gott“ die Rede, der alles mit sich machen lässt – sondern von einem heiligen Gott, den es ernst zu nehmen gilt. Doch Gott liebt seine Menschen, und seine Güte ist so groß, dass sich selbst in die Klagen Hoffnungsstrahlen mischen, denn: „Unfassbar groß ist seine Güte.“

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