/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Mord und Totschlag(argumente)
Gedanken von Sonja Killian über Apostelgeschichte 22,3
Ich bin ein jüdischer Mann, geboren in Tarsus in Kilikien, aufgewachsen aber in dieser Stadt und mit aller Sorgfalt unterwiesen im väterlichen Gesetz zu Füßen Gamaliels, und war ein Eiferer für Gott, wie ihr es heute alle seid.
Kürzlich ging es bei einem Treffen in meiner Gemeinde um die Gottesdienstgestaltung. Zum Thema Musik gibt es da sehr unterschiedliche Meinungen. Darüber lässt sich trefflich streiten! Dabei gibt es wesentlich bedeutsamere Themen – zum Beispiel Fragen zum theologischen Verständnis. Differenzen in diesem Bereich können sogar zu Mord und Totschlag führen. Ein solcher Fall ist biblisch belegt, in der Apostelgeschichte. Es geht um Saulus, einen Mann aus Tarsus, einer Stadt in der heutigen Süd-Türkei. Saulus, der sich auch Paulus nennt, hat Christen mit allen Mitteln bekämpft. Dabei wollte er nichts anderes, als Gottes Gebote erfüllen. Martin Luther übersetzt die rückblickende Aussage von Paulus in Apostelgeschichte 22,3 folgendermaßen: „Ich war ein Eiferer für Gott, wie ihr es heute alle seid.“ Da gibt es also eine Gemeinsamkeit der Kontrahenten: Der Wunsch, es Gott recht zu machen.
Solange die Welt existiert, wird es Meinungsverschiedenheiten unter Menschen geben – auch unter Gottesfürchtigen. Wie gehen wir damit um?
Jesus ist darin ein Vorbild, obwohl er an gewissen Menschen durchaus scharfe Kritik übt. Doch er begegnet auch gebildeten Theologen wie Paulus stets auf Augenhöhe und trifft sie in ihrem Zuhause oder anderweitig unter vier Augen. Jesus sucht immer den persönlichen Kontakt. Beziehung und Wertschätzung stehen bei ihm im Vordergrund. Sein Motiv ist Liebe. Damit überzeugt Jesus letztlich auch den früheren Saulus – nämlich durch eine individuelle Begegnung. Vielleicht gelingt mir das beim nächsten Streit auch!
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