Engpass

Passfahrt in Südtirol. Auf dem engen Sträßchen bergab Richtung Gardasee kommt uns zügig ein Wohnmobil entgegen. Wer immer das Gefährt steuert, hat offensichtlich Respekt vor dem steilen Abhang rechts der Fahrbahn. Langsam fährt er oder sie aber trotzdem nicht. Das wird eng, denke ich noch, und quetsche mich, so weit es geht, zum Fahrbahnrand, wo die Felswand nicht weniger steil aufragt. Dann gibt es einen Knall – der linke Außenspiegel muss dran glauben. Der Verursacher, das vermutlich gemietete Wohnmobil, hat noch nicht einmal abgebremst und ist weg. 

Im übertragenen Sinn habe ich mich schon öfter im Leben in die Enge getrieben gefühlt. Und ich kenne auch die Erleichterung, wenn es noch einmal gut gegangen ist. Von daher kann ich nachvollziehen, was ich da im Psalm 118 lese – in einem mindestens 2.500 Jahre alten Gedicht: „In die Enge getrieben, rief ich zu Gott, und er antwortete mir. Ja, Gott hat mir weiten Raum verschafft.“

Auf die Idee mit dem Stoßgebet bin ich damals auf der Passstraße nicht gekommen, es ging alles so schnell. Aber für andere Wechselfälle des Lebens will ich mir merken: Wenn’s eng wird, den Notruf nach ganz oben wählen und Gott um Hilfe bitten. Gott hat vor 2.500 Jahren dem Bittenden durch den Engpass hindurch geholfen und ihm wieder Bewegungsfreiheit verschafft. Ich will darauf vertrauen, dass Gott mich das auch erleben lässt. Zahllose Menschen vor mir haben genau diese Erfahrung gemacht: Gott hat ihnen nicht grundsätzlich die Engstellen und Sackgassen im Leben erspart, aber er hat ihnen aus beklemmenden Situationen auch wieder herausgeholfen.