Echt unfair?

Mindestens einmal am Tag höre ich von meiner Tochter so etwas wie „Das ist echt unfair, Mama“ – zum Beispiel dann, wenn ich den Fernseher ausgeschalte.

Das Gefühl, vermeintlich ungerecht behandelt zu werden und die damit einhergehende Ohnmacht, kenne ich auch. „Das ist echt unfair“, möchte ich sagen, wenn der Projektauftrag, den ich gern übernommen hätte, dem Kollegen zugesprochen wird. Existentieller wird es bei anderen Themen. Ich empfinde es als ungerecht, dass ich mit einer Krankheit zu kämpfen habe, wo doch andere um mich herum kerngesund scheinen.

„Warum Gott, ist das so? Warum machst du denn nichts dagegen? Das wäre doch so einfach für dich“, klage ich manchmal.

Ich habe Menschen kennengelernt, die sagen: „Die Dinge sind eben so, wie sie sind. Das nächste Mal klappt es schon mit dem gewünschten Projekt.“ Oder „sei froh, dass du auf eine gute medizinische Versorgung in Deutschland zurückgreifen kannst.“ Manche Menschen sagen auch: „Für irgendwas wird’s schon gut sein.“

Die Wahrheit ist: Manches kann ich nicht beeinflussen. Es gibt Dinge, die empfinde ich als ungerecht. Ich kann nicht erklären, warum Dinge so laufen wie sie laufen. Manchmal fühle mich ohnmächtig, ausgeliefert und hilflos.

Ein zweieinhalbtausend Jahre alter Text bringt mich auf andere Gedanken. Psalm 33, Vers 5. Dort heißt es von Gott: „Er liebt Gerechtigkeit und Recht; die Erde ist voll der Güte des HERRN.“ Daran lasse ich mich gern erinnern. Mit Gott ist auch das Gute, das Richtige, das Gerechte in der Welt. Er durchzieht alles wie ein roter Faden. Ich vertraue darauf, dass er den Lauf der Dinge in seiner Hand hat; auch wenn ich nicht alles verstehe oder gerade deshalb. Dieses Vertrauen nenne ich Glauben.