/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Die Grenzen der Allmacht
Tanja Rinsland über 1. Mose 9,11.
Und ich richte meinen Bund so mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch ausgerottet werden soll durch die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe.
Ist Gott allmächtig? Meine spontane Antwortet als Christin wäre wohl erst einmal „ja“, schaue ich genauer hin, kommt mir ein „ja, aber…“
Ja, Gott ist allmächtig, aber er kennt auch Grenzen. Und zwar solche, die er sich selbst gesetzt hat.
Schon auf den ersten Seiten der Bibel wird dieses Thema angeschnitten. Dort findet sich die Geschichte von Noah. Es wird berichtet, dass die Menschheit so abdriftet, so unmenschlich wird, dass Gott eine Flut schickt, um die komplette Bevölkerung der Erde zu zerstören. Nur eine kleine Schar um Noah überlebt.
Eine Geschichte, die mir Angst vor diesem allmächtigen Gott machen würde, wäre da nicht ihr Ende. Zum Schluss, als das Wasser fort ist und die kleine Menschenschar wieder festen Boden unter den Füßen hat, macht Gott ihnen und der ganzen Erde ein Versprechen. Er sagt: „Ich gebe euch die feste Zusage: Ich will das Leben nicht ein zweites Mal vernichten. Die Flut soll nicht noch einmal über die Erde hereinbrechen.“ (1. Mose 9,11)
Gott knüpft diese Zusage an keine Bedingungen: Ihm ist bewusst, dass die Menschen nach der Flut die gleichen zerstörerischen Muster aufweisen wie vorher. Aber Gott entscheidet sich, sie nie wieder aufzugeben. Damit setzt er seinem Handeln eine Grenze. Aus Treue zu diesen Menschen sagt er: „Nie wieder.“
Mir persönlich geht es mit der Noahgeschichte so: ich finde sie auf den ersten Blick erschreckend und schwer zu verdauen. Auf den zweiten Blick bin ich fasziniert von einem Gott, der seiner eigenen Macht Grenzen setzt, weil er die Menschheit liebt - trotz allem. So sehr liebt, dass er irgendwann alle Macht ablegt und selbst Mensch wird.
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