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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Sehen lernen

Tanja Rinsland über Lukas 10,23

Und er wandte sich zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen allein: Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht.

Lukas 10,23

Als Jugendliche habe ich mal einen Roman gelesen, bei dem es um eine angehende Künstlerin ging. In ihrer ersten Unterrichtsstunde bei einer Malerin legte die Frau ein Ei vor sie hin und forderte sie auf, das Ei zu zeichnen.

Genau. Ein Ei. Weiß, rund, langweilig. Das dachte sich auch die junge Künstlerin und pinselte schnell etwas hin. Doch als die Lehrerin ihr Bild sah, meinte sie: „Mal‘ dieses Ei – nicht irgendeins. Sieh es dir an!“

Als die junge Frau genauer hinschaute, fiel ihr auf, dass sich allerlei Farben im Ei spiegelten. Das Licht, das durchs Fenster fiel. Die Farbe der Tischdecke.

Sie musste lernen, zu sehen! Wirklich zu sehen!

In der Bibel wird von einer Begegnung zwischen Jesus und seinen Jüngern berichtet. Er hatte sie ausgesandt, für Kranke, Arme und Sinnsuchende zu beten. Regelrecht beseelt kamen sie zu ihm zurück, denn sie hatten erlebt: ihre Gebete hatten etwas bewirkt. Menschen hatten sich dadurch verändert.

Jesus freute sich mit ihnen und sagte: Ihr dürft euch freuen, dass Gott euch die Augen gab, zu sehen und zu verstehen, was hier geschieht. (Lukas 10,23). 

Mir gefällt diese Formulierung: Gott hat ihnen die Augen gegeben, um zu sehen. Es ist ein Geschenk, wenn ich Gottes Handeln erkennen kann. Freilich eines, das geübt werden soll.

Manchmal scheint mein Leben wie so ein Ei: farblos und vielleicht ein bisschen langweilig. Doch dann schaue ich genauer hin: sehe schillernde Farben und wie sich Gottes Licht darin widerspiegelt. 

Ich möchte besser sehen lernen – wie die junge Künstlerin. Die Farben Gottes erkennen, mit denen er mein Leben gestaltet. Und mich dann freuen, dass er mir die Augen gegeben hat, um zu sehen. 

 

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Kommentare (1)

Sabine /

Ihre Worte haben mich nachdenklich gemacht. Ich möchte auch so sehen lernen. Danke.