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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Wut rauslassen gestattet

Andreas Odrich über Jeremia 12,3.

Mich aber, HERR, kennst du und siehst mich und prüfst mein Herz vor dir. Reiß sie weg wie Schafe zum Schlachten, und sondere sie aus, dass sie getötet werden!

Jeremia 12,3

Darf ich gegen Gott Beschwerde führen? Ist Gott nicht heilig? Ist es also erlaubt, aufzumucken und mal so richtig auf den Tisch zu hauen?

Ja, das ist es. Kein geringerer als der Prophet Jeremia packt aus. Die Geschichte spielt rund 600 Jahre vor Christi Geburt. Jeremia ist nicht irgendwer. Jeremia ist ein Prophet Gottes, berufen, um den Menschen die Wahrheit zu sagen. Doch leider wird sein Tun nicht belohnt. So sieht es zumindest Jeremia. Den Gottlosen um ihn herum geht es prächtig, also genau denen, die Jeremia eigentlich zur Ordnung rufen soll. Bei ihnen lässt Gott alles durchgehen, nur bei Jeremia selbst scheint Gott genauestens hinzuschauen, noch bis in den hintersten Winkel. Und so beschwert sich Jeremia bei Gott: „Du Herr, du kennst mich, du prüfst mich, und siehst, ob mein Herz bei dir ist.“

Mir selbst ist die Spannung vertraut. Eigentlich ruhe ich in Gott, andererseits verstehe ich Gottes Wirken nicht immer. Ein Leben mit Gott – es kann also zerrissene Züge tragen. Selbst der Reformator Martin Luther soll mit dem Tintenfass nach dem Teufel geworfen haben. Aber dennoch: Luther blieb dran an Gott, genau wie Jeremia.

Und genau das gibt mir Trost und Halt. Ich muss nicht immer mit allem im Reinen sein. Wichtig ist, dass ich die Verbindung mit Gott halte. Und der verträgt offenbar einiges. Und diese Form der Gnade stimmt mich versöhnlich und macht mich wieder ruhig.

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Kommentare (2)

Hans-Heinrich S. /

Wieder ein schönes Beispiel, dass ich den gedruckten Losungen nicht vertrauen kann, weil sie verkürzt sind. Ich sollte den Bibeltext immer im Zusammenhang nachlesen. Herzlichen Dank!

Heinrich D. /

Ich verstehe nicht, warum es bei dem Wurf mit dem Tintenfass, oft gesagt wird soll. Wenn man es nicht glaubt, wäre es nicht besser es nicht zu erwähnen.